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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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müssen doch ein Baby finden, oder? Komm schon, Schatz. Lass uns gehen. Lass sie uns finden.«

ADAM
    Mein Kopf kommt genau in dem Moment aus dem Fluss, als ich einatme. Ich erwische eine Mischung aus Luft und Wasser. Sie bleibt mir im Hals stecken und zwingt mich zu husten und zu würgen.
    Ich tauche wieder ein, unter Wasser, doch ich kenne jetzt mein Ziel. Ich schiebe meine Hände durch die Brühe und zwinge den Körper nach oben. Ich huste und spucke und atme tiefer ein. Es hilft mir, auf dem Fluss dahinzugleiten, und ich lehne mich zurück, das Gesicht über der Wasseroberfläche, und versuche weiter, Luft in die Lunge zu bekommen. Über mir sind die grünen und gelben Lichtbänder fast verschwunden, aber ein Halbmond steht am Himmel und ich kann in seinem Schein die dunklen Schemen rechts und links von mir erkennen. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin. Ich habe auch keine Ahnung, wie lange ich unter Wasser war, aber ich spüre, dass ich immer noch weitergetrieben werde.
    Das Wasser tobt mit aller Macht. Ich habe keine Chance. Ich muss mit ihm schwimmen. Allmählich bekomme ich ein Gefühl dafür, das Wasser spendet mir fast Trost, wenn mich eine Querwelle trifft und ich wieder unter die Oberfläche gerate, gefangen in der Strömung und mitgerissen. Und dann schrammt mein Arm an etwas entlang, etwas Hartem, das durch mein T-Shirt schneidet. Mein Fuß stößt gegen etwas anderes, verhakt sich, die Beine werden zurückgerissen und mit einem Ruck geht es plötzlich nicht mehr weiter, während das Wasser an mir vorbeitost.
    Ich versuche, nach unten zu fassen, doch mein Körper muss gegen die Strömung kämpfen. Ich reiße das Gesicht aus dem Wasser, hole Luft und tauche erneut unter, um zu sehen, was mit meinem Fuß los ist. Er hat sich an einem Zaun verhakt – der Schuh ist eingekeilt. Die Strömung ist so stark, dass sie mir die Kraft aussaugt. Ich weiß, dass ich schwächer werde. Ich tauche wieder hoch, um Luft zu holen, und dann von Neuem unter. Diesmal gelingt es mir, die Finger hinten in meinen Turnschuh zu schieben. Mein Fuß will nicht heraus, aber ich schiebe ihn hin und her und lockere den Schuh, bis ich mich doch befreien kann und das Wasser mich schnappt und weiter fortreißt.
    Wenn das ein Zaun war, dann hat der Fluss die Straße überflutet, das heißt, es muss hier weniger tief sein. Und das ist eine gute Chance, herauszukommen. Ich fange an, mit den Beinen zu treten und die Arme über den Kopf zu heben und ins Wasser zu peitschen. Zuerst scheint es aussichtslos, doch schließlich spüre ich, dass ich vorankomme und der Fluss flacher wird. Ich schneide weiter durchs Wasser – bleib dran, bleib dran  –, bis schließlich die Fingerspitzen auf den Grund schrammen. Ich höre auf zu schwimmen und setze die Füße auf. Das Wasser ist hier nur noch knietief. Es bewegt sich noch immer, aber die Strömung ist sanft, so dass ich mich hinsetzen kann, ohne weggespült zu werden.
    Das Keuchen schmerzt in der Brust. Ich kann nicht glauben, dass ich es geschafft habe. Wenn ich heute hätte sterben sollen, hätte der Tod seine Chance bereits gehabt. Auf der Schule habe ich nicht mal mein Freischwimmer-Abzeichen geschafft. Alle haben mich immer ausgelacht: »Schwarze Kinder können nicht schwimmen.« Ich hätte nie gedacht, dass ich das schaffe.
    Ich versuche mich aufzurichten, um aus dem Wasser zu waten, aber meine Beine haben keine Kraft mehr, deshalb schiebe ich mich erst ein bisschen auf dem Hintern vorwärts, dann krieche ich noch ein Stück. Ich stoße mit irgendwas zusammen. Es strömt von mir weg, ein dunkler Schemen im Wasser, mit zwei vom Mondlicht hervorgehobenen bleichen Händen. Nach einer Weile ist das Wasser nur noch ein paar Zentimeter tief und ich ziehe mich auf die Füße, beginne zu laufen.
    Es dauert nicht lange, bis ich weiß, wo ich bin. Nach zehn Minuten sehe ich das große Rad des London Eye schwarz in den Himmel ragen. Ich muss an Mum denken.
    Geh nicht nach London. Lass nicht zu, dass Oma dich dorthin bringt.
    Wo ist Mum jetzt? Schaut sie auf mich herunter? War sie bei mir und hat mir diese Extraportion Kraft verliehen, um mich aus dem Fluss zu ziehen? Wir hatten vergessen, was sie wollte. Oma, weil sie eine widerspenstige alte Kuh ist. Ich, weil ich Sarah getroffen habe und versuchen musste, ihr zu helfen. Wir hatten vergessen, was sie wollte, und jetzt müssen wir dafür büßen, obwohl … weiß der Himmel, was mit Sarah und Oma passiert. In meinem Innern glaube ich, dass mit ihnen

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