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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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wir von hier abhauen, Oma. Du und ich. Aus London raus. Versprichst du mir das?«
    »Ja, ich versprech’s. Wir sehen, was wir erreichen können, danach packen wir unsere Sachen und hauen ab. Ich mochte Norfolk ja immer, bevor es in der Nordsee versank. Aber wir müssen irgendwohin, wo es bergig ist. In so ein beschissenes Nirgendwo. Und da setzen wir uns dann auf einen Berg, essen was und machen einen geraden Rücken, ja?«
    Ich und Oma, wie wir auf einem Berg sitzen und aufs Ende der Welt warten.
    »Du darfst dann auch eine letzte Zigarette rauchen, wenn du willst.«
    »Ich hab schon immer gedacht, dass ich wahrscheinlich die letzte Raucherin in England bin. Vielleicht werd ich’s bald wirklich sein.«
    Sie stellt das Desinfektionsmittel wieder in den Schrank und wühlt in der Kühltruhe nach etwas zu essen.
    »Adam«, sagt sie.
    »Ja?«
    »Ich bin froh, dass du Widerstand leisten willst, und ich hab auch schon was unternommen.«
    »O Gott, was denn?«
    »Ich hab einen Termin gemacht.« Sie richtet sich von der Truhe auf und keucht sich mehr oder weniger die Lunge aus dem Leib.
    »Mit wem?«
    »Mit Mister Vernon Taylor, dem Beamten in der Stadtverwaltung, der für die Notfallpläne der Zivilen Sicherheitsbehörde zuständig ist.«
    »Verdammte Scheiße, wer ist das?«
    »Mäßige deine Ausdrucksweise. Er ist der Verantwortliche für die Katastrophenplanung. Bist du denn nicht stolz auf mich?«
    »Ja, schon. Keine Ahnung. Sollten wir nicht diesen anderen Typen aufsuchen, diesen Anzug-Heini vom MI5 oder so? Er hat mir doch seine Karte gegeben. Irgend so ein alter Sack aus der Stadtverwaltung glaubt uns ja doch nicht. Und selbst wenn er uns die Sache mit den Zahlen abkauft, wissen wir noch immer nicht, was danach passiert. Falls er uns überhaupt glaubt.«
    »Es ist sein Job, sich um so was zu kümmern. Die Situation für die Straße hier zu klären, für die Siedlung. Ich mag steife Anzugträger genauso wenig wie du, aber Vorurteile helfen uns nicht weiter. Wir müssen es jemandem sagen. Wir müssen, Adam. Es geht darum, Menschenleben zu retten. Es ist unsere Bürgerpflicht.« Sie gibt dem Ganzen auf einmal so eine total rechtschaffene Bürgerpflicht-Kacke. Ich muss wohl ein komisches Gesicht ziehen, jedenfalls redet sie weiter: »Du bist ein undankbarer Kerl. Ich dachte, du würdest dich freuen.«
    »Tu ich ja. Ich finde nur … Weißt du … Ach, keine Ahnung. Ja, ich freu mich. Danke, Oma.«
    Sie schnieft ein bisschen, dann löst sie die Papphülle von einer Packung und sticht mit dem Messer ein paar Löcher in die Plastikfolie.
    »In zehn Minuten gibt’s Abendessen. Geh noch schnell in die Badewanne und wirf deine verdreckten Sachen in die Wäsche. Morgen kannst du mal ein Hemd anziehen, zur Abwechslung ein bisschen gepflegt aussehen.«
    »Warum?«
    »Ich hab dir doch gesagt, dass wir zur Stadtverwaltung gehen, du Weichhirn. Entsprechend glaubwürdig müssen wir auftreten. Ich will nicht, dass die glauben, wir sind gerade auf Freigang oder so.«
    Ich hieve mich die Treppe hoch und lass das Badewasser einlaufen. Erst als ich ins heiße Wasser steige, merke ich, wie kalt mir ist. Ich lass die Wärme in meine Knochen ziehen und schließe die Augen. Draußen pisst es noch immer. Ich sehe Sarahs Gesicht und ihre Zahl flüstert mir ein Versprechen zu. In guten und in schlechten Zeiten. In Freud und Leid. Bis dass der Tod uns scheidet.
    Wenn ich sie nie wiedersehe, wenn ich mich für immer von ihr fernhalte, wie soll das dann wahr werden?

SARAH
    Ich hatte nur meine Schultasche mitgenommen. Jetzt weiß ich überhaupt nicht, wie ich für uns zwei packen soll. Ich denke, das Einzige, was ich wirklich brauche, sind Anziehsachen, Windeln und Reinigungstücher. Alles andere können wir uns besorgen.
    Ich weiß nicht, wohin wir gehen sollen, nur dass wir von hier verschwinden müssen. Ich hab nicht genügend Geld für eine Zugfahrkarte oder ein Busticket. Vielleicht würde mir ja Vinny was geben. Aber ich kann ihn unmöglich fragen – er hat schon so viel für uns getan. War ein echter Freund.
    Mia schläft, als ich ihre Sachen zusammensuche. Ich bleibe stehen, um sie anzusehen mit ihrem offenen Mund und den nach oben über den Kopf geworfenen Armen. Ein Anflug von Panik steigt in mir hoch. Werde ich allein mit ihr zurechtkommen? Was ist, wenn ich keine Bleibe für uns finde? Draußen stürmt es wieder. Das Glas in den Fensterrahmen klappert. Ich kann unter diesen Bedingungen nicht einfach losziehen, ohne zu wissen,

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