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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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geht’s gut. Ich komme zurecht. Ich hab meine Freunde hier, sie unterstützen mich.«
    »Sie haben Anspruch auf das Geld.«
    »Ich will es nicht. Ich will von niemandem etwas. Ich will nur, dass man mich in Ruhe lässt.«
    »Ich fürchte, so läuft das nicht, nicht, wenn Sie ein Kind haben. Die zuständige Behörde hat eine Fürsorgepflicht, um das Wohlergehen der Kinder dieser Stadt zu gewährleisten.«
    Fürsorge? Fürsorge? Wo war denn eure ganze Fürsorge, als ich noch zu Hause wohnte? Wen hat es gekümmert, was mit mir los war, als ich anfing, in der Schule Ärger zu machen? Die haben doch höchstens bis zu dem schmiedeeisernen Tor und der Kiesauffahrt geschaut. Alles in Ordnung in diesem Haus, sie ist bloß ein gemeines Aas.
    »Wir können es jetzt gleich online beantragen, wenn Sie wollen. Ich habe meinen Laptop dabei.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, ich will nichts.«
    »Vielleicht nächstes Mal …«
    »Wenn Sie wollen, hol ich jetzt mal Louise runter. Es geht ihr gut, es geht mir gut. Es geht uns beiden gut.«
    »Ich würde gern ihr Zimmer sehen, wenn ich darf. Das Babyzimmer.«
    Ich stöhne.
    »Sicher.«
    Und ich führe sie die Treppe hinauf, an den leeren Birnenfassungen, den herunterhängenden Tapeten, den unten eingetretenen Türen vorbei, die vom Flur abgehen. Mia schläft noch in ihrer Schublade. Sie ist sauber, an einem sicheren Ort und gesund. Das ist es doch, wonach sie schauen.
    »Sie wollen fort«, sagt Marie, als sie die Plastiktüten voller Klamotten und Windeln sieht.
    »Nein, ich räume nur auf. Es ist nicht einfach, hier Ordnung zu halten …« Halt die Klappe. Es ist okay hier.
    »Nein«, sagt sie, »sicher nicht. Das sehe ich.«
    Meine Bilder liegen stapelweise überall rum. Sie nimmt ein Blatt von einem Haufen.
    »Sie sind eine Künstlerin. Die sind gut.«
    Dann sieht sie die nächste Zeichnung. Auf dem Blatt sind Adam und Mia aus meinem Albtraum. Sie beugt sich hinab, um es hochzunehmen, und runzelt die Stirn.
    »Was ist das?«
    »Nichts, gar nichts. Nur ein Albtraum. Ich habe einen Albtraum gezeichnet.
    »Das ist … sehr ausdrucksstark. Verstörend. Ist das der Vater?«
    Ich muss lachen, doch dann platzt es aus mir heraus: »Ja, ja, das ist er. Mistkerl. Hat mich sitzen lassen, bevor ich überhaupt wusste, dass ich schwanger war.« Es ist lächerlich. Eine glatte Lüge. Da liegt Mia in ihrem Bettchen, mit ihrer schlohweißen Haut und den blauen Augen – ein eindeutiger Gegenbeweis, aber Marie scheint ihn nicht bemerkt zu haben.
    »Ich denke, wir werden in der Lage sein, ihn zu finden«, sagt sie. »Sein Gesicht ist sehr … markant.«
    »Ich will nicht, dass Sie ihn finden. Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte.«
    Wir hören beide, wie die Hintertür zuschlägt. Vinny und die Jungs sind zurück.
    »Ihre Mitbewohner?«
    Ich nicke.
    »Ich werde Louise noch schnell untersuchen, dann lasse ich Sie allein.«
    Sie kniet sich neben die Schublade. Die Jungs sind gut drauf heute, ich höre sie in der Küche herumklappern und ich frage mich allmählich, in welchem Zustand sie sind.
    »Sieht alles gut aus«, sagt Marie. »Nicht nötig, sie aufzuwecken.«
    Sie steht auf und wischt sich mit den Händen den Staub vom Mantel.
    »Ich komme also nächste Woche, dann können wir Ihre Beihilfe beantragen. Die steht Ihnen ja schließlich zu. Okay?«
    »Okay«, sage ich. Ich fühle mich platt gewalzt, zurück im System, offiziell in den Büchern, aber das ist schon in Ordnung. Nächste Woche um diese Zeit bin ich längst weg. Wir gehen wieder nach unten, ich gehe voraus. Und ich verfluche den verlorenen Hausschlüssel – sonst hätte ich sie vorn rauslassen und die Jungs ganz umgehen können. Doch es hilft nichts. Ich muss sie hinten rausführen. Sie ist direkt hinter mir. Es bleibt keine Zeit für Schadensbegrenzung.
    Sie haben Folie, Löffel und Spritzen daliegen. Vinny, Tom und Frank bereiten ihre Dröhnung vor.

ADAM
    Um zwanzig nach zwei stehen wir vor dem Kundencenter der Stadtverwaltung und Oma raucht noch eine letzte Zigarette, um sich Mut zu machen.
    »Was sollen wir eigentlich sagen, Oma? Hast du darüber mal nachgedacht?«
    Sie beugt den Kopf nach hinten und bläst eine lange Rauchfahne in den Himmel, dann wirft sie den Zigarettenstummel auf den Boden und drückt ihn unter dem Schuh aus.
    »Ich hab drüber nachgedacht. Ich bin bereit. Komm jetzt, Adam. Lass uns reingehen.«
    Zu ihrer schwarzen Jacke und dem schwarzen Rock aus Polyester trägt sie

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