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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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wohin und zu wem. Nicht mit einem Baby.
    Ich sinke auf mein Bett, noch nicht geschlagen, doch ich erkenne auf einmal meine wahre Situation. Ich muss vorausdenken, einen Plan machen.
    Der Sturm ist so laut, dass ich eine Zeit lang nicht mal das Klopfen an der Tür höre. Irgendwann merke ich, dass es noch ein anderes Geräusch außer dem Klappern, Knarren und Stöhnen gibt, und mache mich auf den Weg nach unten. Das Klopfen kommt nicht von hinten – irgendjemand steht vor der Haustür. Niemand, der zu uns will, hat jemals vorn an die Tür geklopft. Ich schiebe die Riegel zur Seite, aber es gibt keinen Schlüssel für das Schloss. Die Tür lässt sich nicht öffnen.
    Ich beuge mich hinab und klappe den Briefkastendeckel hoch.
    »Wer ist da?« Ich sehe einen glänzenden Lackgürtel, den jemand um die Mitte des Mantels geschlungen trägt. Es entsteht eine Pause, dann beugt sich der Jemand hinab und ein Kinn taucht auf Höhe des Briefschlitzes auf.
    »Mein Name ist Marie Southwell. Ich komme von der Kinderfürsorge.«
    Scheiße!
    »Was wollen Sie?«
    »Ich möchte mit Sally Harrison sprechen? Sind Sie das?«
    Für einen Sekundenbruchteil spüre ich Erleichterung. Sally Harrison? Das ist ein Irrtum, falsche Adresse. Doch dann fällt mir ein, das bin ja ich, das Ich, das den Fragebogen im Krankenhaus ausgefüllt hat.
    »Sie müssen nach hinten kommen, den kleinen Weg entlang und dann in den Hof. Ich mach Ihnen auf.«
    »Okay.«
    Ich lasse den Briefschlitz zuschnappen und rase in die Küche, raffe ein paar von den dreckigen Tellern und Bechern auf dem Tisch zusammen, bugsiere sie in einen Schrank und knall dann die Tür zu. Die Frau, die auf dem hinteren Weg erscheint, wirkt vom Sturm zerzaust, aber immer noch gepflegt, mit schwarzen Lackstiefeln, die zu ihrem glänzenden Gürtel passen. Sie zeigt mir ihren Ausweis, ich führe sie ins Haus und im selben Moment wird mir bewusst, wie es hier für einen Außenstehenden aussehen muss. Fett und Schmutz an der Zimmerdecke, Mäuseköttel auf dem Fußboden, der Baseballschläger, der an der Wand lehnt.
    »Tasse Tee?«, frage ich in der Hoffnung, sie abzulenken, aber ihre Augen sind überall, nehmen alles auf.
    Sie lächelt. »Ja, bitte. Mit Milch, aber ohne Zucker.«
    Mir zittern die Hände, als ich versuche, Tee zu machen. Die Milch steht auf der Arbeitsplatte statt im Kühlschrank. Als ich sie in den Tee schütte, gerinnt sie. Ich kippe den Tee in den Ausguss.
    »Scheiße. Die Milch ist hinüber. Ich mach noch mal neuen. Trinken Sie ihn auch schwarz?«
    »Machen Sie sich um den Tee keine Sorgen. Wollen wir uns vielleicht hinsetzen? Es ist nur eine Routinekontrolle. Wegen Ihnen … und dem Baby. Ist es hier?«
    »Ja, sie ist oben.«
    »Ich würde sie gern anschauen. Nachdem wir miteinander gesprochen haben.«
    »Okay.« Meine Handflächen sind verschwitzt. Ich wische sie an meinen Jeans ab und setze mich hin. »Es geht ihr gut. Alles in Ordnung mit ihr.«
    Sie sieht von ihren Unterlagen auf, die sie auf dem Küchentisch sortiert.
    »Ja, ja, sicher ist alles in Ordnung. Es scheint bloß, dass Sie beide bislang durch das System gerutscht sind. Ist nur eine Routineangelegenheit.«
    »Wie haben Sie … wie haben Sie uns gefunden?«
    »Es wurde doch im Krankenhaus ein Chip eingespritzt, nicht? Bei Ihrem Baby, Louise.«
    »Ja, aber …«
    »Das Krankenhaus hat die Kinderfürsorge informiert und daraufhin wurde sie hier aufgespürt.«
    Aufgespürt. Ich bin sprachlos. Wo immer wir jetzt hingehen: Man kann uns finden.
    »Ich hab nie gewollt, dass sie einen Chip bekommt. Es wurde einfach gemacht.«
    »Nun ja, ich weiß, dass vielen Menschen die Vorstellung nicht gefällt, aber es tut ja nicht weh und inzwischen ist es gesetzlich vorgeschrieben.«
    »Ich weiß. Tja, scheiß Gesetz.«
    Ich höre mich den Satz aussprechen, trete mir gedanklich in den Hintern und denke: Lass das, sei normal, sei freundlich, dann geht sie wieder.
    Das Lächeln in ihrem Gesicht wird ein bisschen verkniffener.
    »Nun, jetzt ist es so. Und das bedeutet, dass wir Ihnen den Rat und die Unterstützung geben können, die Sie brauchen. Haben Sie Kontakt zu Louises Vater?«
    »Nein«, sage ich schnell. »Nein. Er weiß es gar nicht.«
    »Ich brauche noch genaue Angaben, denn es geht ja auch um Unterhaltszahlungen. Er sollte Ihnen Unterhalt zahlen.«
    »Ich will sein Geld nicht. Ich will überhaupt nichts mit ihm zu tun haben.«
    »Aber ein bisschen Geld könnten Sie schon gebrauchen …« Sie schaut sich um.
    »Mir

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