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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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Zusammen mit dem Rest der Northwind-Infanterie, Kröten ausgenommen, hatten sie sich formiert und warteten auf den Befehl zum Ausrücken. Will empfand eine seltsame, geradezu rauschhafte Ungeduld. Er wusste, jeden Moment würde das Signal kommen, und er brauchte sich nicht mehr auszumalen, was sie erwartete, sondern konnte sich auf seine Arbeit konzentrieren.
    Dies würde kein Gefecht wie am Red-Ledge-Pass oder im Tiefland vor Tara werden, kleine Scharmützel in unzugänglichem Gelände, aus denen sich erst viel später ein Gesamtbild ergab. Das hier versprach weit eher den Balzkämpfen zwischen den großen Bergechsen jedes Frühjahr daheim auf Northwind zu ähneln, wenn zwei Tonnen schwere Reptilien direkt aufeinander zudonnerten, so schnell die Füße sie trugen. Und Bergechsen waren stur. Das Rammen und die Prankenhiebe hörten in der Regel erst auf, wenn einer der beiden Rivalen am Boden lag und nicht wieder aufstand.
    Je eher diese Schlacht losgeht, dachte Will, desto eher kann ich aufhören, an so was zu denken.
    Sein Blick glitt über die Soldaten in seinem Zug. Die meisten sahen ebenso ängstlich aus, wie er sich fühlte, und eine Menge von ihnen hatten noch keine zwei Feldzüge gegen die Stahlwölfe hinter sich, die ihnen Halt gaben.
    »Denkt daran«, sagte er. »Wenn es herb wird, raus aus den Shandras und zu Fuß weiter. Ihr seid schwerer zu sehen und zu treffen als ein Scoutwagen.«
    Dann plötzlich, von einer Sekunde zur nächsten, war das Warten vorbei. Aus Lautsprechern und externen Kommgeräten entlang der Highlanderlinien ertönte Dudelsackmusik, und Will Elliot seufzte erleichtert auf.
    »Es ist so weit«, sagte er zu seinem Lance Corporal. »Abmarsch.«
    Links und rechts von ihnen waren die übrigen Highlanders auf dem Weg nach Westen. Ringsum vibrierte die Luft mit dem Wummern der Motoren und dem sturmartigen Donnern der schweren Luftkissenaggregate. Der schlammige Boden schüttelte sich unter dem schweren Schritt der Mechs - dem Rudeljäger Kapitänin Bishops und der aufgerüsteten Forst-, Bergbau- und BauMechs, die ihre Reihen verstärkten. An beiden Flanken der langen Schlachtreihe rückten die Kröteneinheiten vor. Ein Trupp flog mit den Sprungtornistern der Gefechtspanzer voraus, während seine Kameraden Feuerschutz gaben, dann kehrten sich die Rollen um, und die vorderen Kröten gingen in Verteidigungsstellung, während ihre Kameraden über sie hinwegflogen.
    Am westlichen Horizont entdeckte Will eine einsame schwarze Rauchsäule, und Lexa Mclntoshs Stimme drang knisternd aus dem TakKomm. »Da hat jemand einen schlechten Tag.«
    Wieder krachte das Funkgerät, und Jock Gordon meldete sich. »Solange es heute Abend nicht wir sind.«
    »Aye«, gab Will ihm Recht.
    Über ihnen zeichneten Luft/Raumjäger weiße Kondensstreifen an den blauen Him mel. Die Jäger beider Seiten lieferten sich weit über den Bodentruppen ein eigenes Gefecht. Ab und zu sah man vor den wenigen Wolken den schwarzen Fleck einer explodierenden Rakete. Einmal trudelte eine Maschine, eine dunkle Rauchfahne hinter sich her ziehend, herab und landete außer Sicht im Norden.
    »Von denen bekommen wir keine Hilfe«, stellte Will fest. »Die kämpfen ihre eigene Schlacht.«
    »Die waren noch nie eine Hilfe«, kommentierte Lexa. »Unterhalb von tausend Metern setzt ihr Verstand aus.«
    Schon jetzt bemerkte Will Probleme in den Reihen der Highlanders. Nur die Schweber, die über dem Boden dahinglitten, kamen noch ungehindert voran, und sie bremsten jetzt ab, damit die Rad- und Kettenfahrzeuge mithalten konnten. Die Shandras kamen mit ihren übergroßen Rädern noch ganz gut zurecht, wenn man davon absah, dass sie Fontänen halb flüssigen Drecks aufschleuderten, der auf Karosserie und
    Besatzung herabregnete. Wills Uniform, die er am Morgen erst sauber und frisch gebügelt angezogen hatte, war dunkelbraun und klebte ihm am Leib. Auch die Kettenpanzer starrten vor Dreck. Sie hatten echte Probleme. Die Ketten wühlten sich in den Schlamm, und sie kamen nur noch im Schleichtempo durch den Morast.
    »Das ist echt Scheiße, Truppführer«, stellte der Soldat neben ihm fest.
    »Nein, Corporal, es ist Schlamm«, korrigierte Will. »Scheiße ist fester. Durch die kämen wir besser voran.«
    »Was glauben Sie, wie die Mechs sich schlagen?«
    Will suchte das Gelände mit dem Fernglas ab. »Ich sehe keine«, antwortete er. »Die sind vermutlich schon viel weiter voraus.«
    Dort wo der Boden passierbar war, überquerte ihn der Shandra als

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