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Deniz, die Lokomotive

Deniz, die Lokomotive

Titel: Deniz, die Lokomotive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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ihr selber entscheiden!“
    „Heiliger Muckefuck! Willi! Wir sind doch schon zwölf!“, protestierte Fabi. „Und das sind schon fast viel zu viele!“
    „Ja. In diesem Jahr und im nächsten. Doch dann kommt ihr in die D. Dann werdet ihr auf dem großen Feld spielen. Mit elf gegen elf und nicht mehr wie jetzt, mit sieben gegen sieben!“
    „Ja, und? Kacke verdammte!“, schimpfte Leon und spuckte ins Gras. „Was hat das mit dem da zu tun?“
    Willi zuckte die Schultern.
    „Eigentlich nichts. Ich finde nur, dass man früh genug anfangen sollte zu suchen. Weißt du, nicht jeder Junge passt bei uns ins Team.“
    „Bingo. Da geb ich dir Recht!“, spottete Leon. „Und der da passt mit Sicherheit nicht.“
    Jetzt wurde ich doch etwas nervös, und während ich scheinbar immer noch cool meine Schnürsenkel band, klebten meine Augen und Ohren an Willi. Der wandte sich jetzt an das Mädchen im Team.
    „Vanessa!“, fragte er sie. „Erinnert dich das nicht an was? Oder Rocce, was ist mit dir? Wärt ihr beide im Team, wenn man euch so behandelt hätte wie Deniz? Felix! Du hast Rocce gehasst, und ihr alle hättet Vanessa am liebsten in die Hölle geschickt.“
    Jetzt war es still. Leon scharrte mit den Füßen im Gras, bis der Boden blank lag. Dann spuckte er aus, schenkte Willi seine tiefste Verachtung und rief: „Also gut. Geben wir ihm eine Chance. Aber denkt immer daran: Für jeden neuen Spieler, der zu uns kommt, sitzt einer von uns auf der Bank!“

Ein Dutzend Rivalen
    Die letzte Drohung von Leon blieb nicht ohne Wirkung. Die Luft des Spätsommernachmittags war wie elektrisiert. An Stelle von Blickkontakten sprühten Funken zwischen den Wilden Kerlen und mir hin und her. Und Willi setzte noch einen drauf. Dreibeiniger Ochsenfrosch! Diesen Kerl ritt der Teufel. Das fand selbst ich so dick, dass ich weiche Knie bekam. Willi entschied sich nicht für die sanfte Methode. Wir spielten nicht Doppelpass oder fünf gegen zwei. Er entschied sich für den offenen Kampf: das Duell, und das musste böses Blut geben.
    Ohne ein Wort der Erklärung steckte er ein Feld von sieben mal zwölf Metern ab. Dann holte er zwei leere Bierträger aus dem Kiosk. Das waren die Tore. Doch er stellte sie nicht an den Seitenrändern auf, sondern Rücken an Rücken in der Platzmitte.
    „Ihr spielt einer gegen einen und wer das erste Tor schießt, gewinnt. Der Sieger bleibt auf dem Platz! Ist das klar?“
    „Nein. Das ist es nicht!“, sagte ich. „Wil-ha-hilli! Warum stehen die Tore so falsch?“
    Leon und Fabi verdrehten die Augen, als hätte ich gerade gefragt, warum der Himmel blau ist.
    „Damit du dribbeln musst. Den-haha-heniz“, spottete Leon. „So wie die Bierkästen aufgestellt sind, kannst du von weitem nicht auf das leere Tor schießen. Es sei denn, du schießt so krumm, wie du schielst.“
    „Ha-ha-hast du das auch alles kapiert?“, grinste Fabi, als wär ich der größte Idiot.
    Doch so was war ich gewohnt. Das hab ich euch schon gesagt. Ich nickte nur cool, und meine Knie wurden erst weich, als mich Willi auf das Feld rief.
    „Deniz! Komm bitte her!“
    Ich musste mich neben ihn stellen. Direkt vor die andern, und dann ließ sich Willi ewig lange Zeit. Er musterte einen Wilden Kerl nach dem andern, räusperte sich, schob die Baseballkappe in den Nacken und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    „Wenn ihr Deniz wirklich als so bedrohlich empfindet, sollten wir ihn auch nicht anders behandeln. Also: Deniz fordert euch heute alle heraus. Er fängt an, und er bleibt so lange auf diesem Feld, bis ihn einer von euch besiegt.“
    „Okay! Abgemacht!“, nahm Leon den Fehdehandschuh an. „Aber ich darf entscheiden, wer wann gegen ihn spielt!“
    „Ist das okay für dich?“, fragte mich Willi, und ich hätte diese Frage am liebsten verneint. Doch dafür war ich zu cool. Also spuckte ich aus und gab meine Antwort über Willi an Leon zurück.
    „Wi-ha-hilli. Sag ihm, das ist mir egal. Eher hat er sechs Richtige im Lotto, als dass einer mich schlägt.“
    Willi sah mich stirnrunzelnd an. Dann schaute er genauso stirnrunzelnd zu Leon. Der nickte und biss sich vor Zorn auf die Lippen.
    Dann ging es los.
    Als Erstes schickte mir Leon Rocce als Gegner. Rocce, den Zauberer, den Sohn des brasilianischen Fußballprofis. Er war der Blitzangriff, der Schuss aus der Hüfte. Er sollte das Duell schon im ersten Spiel für die Wilden Kerle entscheiden. Und dafür war er genau der richtige Mann.

    Rocce war so talentiert, als wäre er

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