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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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den Sicherheitskellern. Er war nicht mehr ein Rädchen, er war ein Rad in dem wichtigen Getriebe, er hatte eine große und bedeutende Verantwortung.
    Aber er war allein mit der Freude, allein mit dem Stolz, allein mit dem Glück, das deshalb kein Glück mehr war.
    Ein Schneeschauer trieb ihn weiter, und plötzlich hatte er das Verlangen nach Menschen, nach Musik, nach Leben um sich. Er lenkte seine Schritte zum „Grandhotel“.
    Er studierte die Weinkarte und zeigte nicht die sparsame Ader bei der Auswahl. Heute wollte er etwas Gutes trinken. Es war nicht der rechte Tag zum Sparen.
    „Hallo, Löngard, bist du allein hier?“
    „Tag, Tag, Carlsen, du bist es? Nimm Platz.“
    Carlsen war Kassierer in der Bank und ein Kollege, von dem Gemütlichkeit ausging. Eivind war froh, ihn zu treffen. Er fühlte sich allein so richtig elend.
    Die halbe Flasche wurde abbestellt und eine ganze gebracht. Sie probierten den Wein, tranken sich zu. Carlsen gratulierte.
    Der Wein war gut, und die Stimmung stieg.
    „Wo steckt denn deine bessere Hälfte, Löngard? Verreist? Oder ist sie ganz erschlagen von der Beförderung?“
    „Beinahe das letztere“, sagte Eivind. Der Wein bewirkte, daß er die Welt und ihre Geschicke versöhnlich ansah, und er vermochte dies mit einem Lächeln zu sagen:
    „Nein, weißt du, meine Frau ist heute besetzt.“
    „Ja, so ist es, so ist es mit einem Mann, der eine berufstätige Frau hat. Na, das war wohl ein Hochgefühl, so eine Neuigkeit beim Mittagessen servieren zu können, das kann ich mir denken.“
    „Ja, darauf kannst du Gift nehmen!“
    Keine Macht der Welt hätte Eivind dazu gebracht, die Wahrheit zu sagen. Die war zu demütigend.
    „Aber das ist wirklich jammerschade, daß sie heute nicht mit dir zusammen sein kann. Es ist wohl das Krankenhaus, das sie so mit Beschlag belegt.“
    „Ja“, sagte Eivind und nahm einen Schluck Wein.
    „Aber Löngard, jetzt, wo du befördert bist, kann sie wohl ihren Posten aufgeben. Jetzt verdienst du doch wirklich genug, so daß deine Frau keine Stellung mehr braucht!“
    Weil Carlsen in seiner Treuherzigkeit dem Worte verlieh, was in Eivinds Innerem hoffnungslos murrte, setzte er sich hitzig in Verteidigungsstellung.
    „Posten! Meine Frau hat nicht irgendeinen ,Posten’, und es dreht sich dabei keineswegs ums Geld.“
    „Beruhige dich“, sagte Carlsen, „ich meine bloß, es müßte angenehmer für euch beide sein, wenn sie zu Hause ist, Strümpfe stopft und Lieblingsspeisen kocht…“
    „Meine Lieblingsspeisen bekomme ich trotzdem“, und immer noch war seine Stimme hitzig. „Und ungestopfte Strümpfe kommen in unserem Haushalt überhaupt nicht vor! Meine Frau kann einfach im Krankenhaus nicht entbehrt werden, will ich dir sagen. Sie hat eine lange Ausbildung hinter sich, und es war eine große Ehre für sie, diese Arbeit zu bekommen, oder diese Aufgabe, wenn du willst. Es würde mir nie einfallen zu verlangen, daß sie diese wichtige Arbeit aufgibt, eine Arbeit, die so gut für sie paßt, bloß um eine Ehemannseitelkeit zu befriedigen. Außerdem will ich dir eins sagen, Carlsen, die Ehen, in denen die Frau berufstätig ist, haben die besten Chancen, glücklich zu sein.
    Da wird man einander nicht überdrüssig, da trifft man sich nach beendetem Arbeitstag auf kameradschaftlicher Basis – glaub nur ja nicht, daß ich als Märtyrer herumlaufe.“
    Das letzte kam mit solchem Nachdruck, daß Carlsen Mißtrauen hätte fassen müssen, wäre der Wein nicht so gut und Carlsen nicht eine so gutgläubige Seele gewesen. -Jetzt bewunderte er Eivind und versank in stilles Philosophieren über diese glückliche Ehe.
    Über dasselbe Thema philosophierte auch Eivind auf dem Heimweg, aber diese Philosophie war unleugbar mit allerhand Bitterkeit getränkt. Toni hätte nur hören sollen, was er Carlsen geantwortet hatte! Natürlich. Verständnis und Nachsicht fordert jede Ehe. Das war sonnenklar. Aber – vielleicht sah Eivind ganz ungewöhnlich klar an diesem Abend – waren Verständnis und Nachsicht nicht sehr einseitig in seiner Ehe? Hatte er nicht nach bestem Vermögen versucht, Tonis Interessen zu teilen, hörte er ihr nicht immer zu, wenn sie redete? Aber hörte sie auf ihn?
    Und je mehr er nachdachte, desto mehr wuchs die Bitterkeit. Und alles war doppelt bitter, weil er Toni liebte. Er liebte das frische, nette, herzenswarme Mädchen, in das er sich vor einem Jahr verliebt hatte. Er pflegte und bewahrte jedes einzige kleine Andenken an gute Stunden, an

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