Denken hilft - frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität
gerettet? Er hatte keine Zeit, sich an die schleichende Veränderung zu gewöhnen. Sein Gewohnheitstier ist nicht zum Zuge gekommen. Er hat gehandelt und ist aus dem Topf gehüpft. 1882 wurde dieses Experiment tatsächlich durchgeführt: bezeichnenderweise von einem Mann namens Hopkins. Beim ersten Frosch hat er das Wasser pro Minute um 0,1 Grad Celsius erhöht. Der Frosch starb nach 2,5 Stunden. Das Experiment wird aktuell erneut durchgeführt: Jedes Jahrhundert erwärmt sich die Erdtemperatur um drei bis vier Grad Celsius. Und wir sind die Frösche.
Kreativität ist ganz schön grausam
Zerstören, Durchbrechen, Fallenlassen: die finsteren Seiten des kreativen Denkens.
Sie dürfen die Welt kreativ zerstören. Die Financial Times Deutschland präsentierte unlängst »Kreative Zerstörer der deutschen Wirtschaft«. Vor der groÃen Krise hatte der Begriff noch Sexappeal: Kreative Zerstörer waren die Dark Knights der Ãkonomie. Seit Herbst 2008 allerdings wundern wir uns über die Kreativität, mit der das ganze System sich selbst zerstört â und uns zum Umdenken zwingt. Zerstörung und Kreativität, wie spielt das zusammen? 1912 schrieb der österreichische Ãkonom Joseph Schumpeter seine »Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung« und prägte den Begriff der schöpferischen Zerstörung. Demnach bringt schnöder Eigennutz einen guten Unternehmer
dazu, Innovationen zu entwickeln: Wer etwas Neues als Erster vermarktet, der erzielt den höchsten Gewinn. Irgendwann ist das Neue dann nicht mehr neu, sondern wird nachgemacht und an jeder Ecke verkauft. Dann warâs das mit dem höchsten Gewinn, und der Unternehmer muss sich wieder etwas Neues einfallen lassen. So entwickelt sich die Wirtschaft in Zyklen immer weiter. Für eine Innovation verändert der Unternehmer die Produktionsprozesse und den Einsatz von Ressourcen. Wenn er beliebig viele Ressourcen zur Verfügung hätte, könnte er sich die schöpferische Zerstörung sparen. Hat er aber nicht. Deshalb muss er bestehende Prozesse über den Haufen werfen und Ressourcen aus ihrer Verwendung reiÃen. Darin besteht die Zerstörung. Erst dann kann er sich an sein schöpferisches Werk machen. Ich stelle mir das vor wie eine groÃe Legokiste. Da ist auch nur eine begrenzte Zahl Steinchen drin. Wenn ich ein neues Haus bauen will, dann muss ich das alte kaputt machen â auch wenn es mir in der Seele wehtut. Die Zerstörung ist ein notwendiges Ãbel. Wer kreativ ist, aber nicht zerstören kann, hat ein Problem. Solche Menschen können sich ein Beispiel nehmen an Alexander dem GroÃen, König von Makedonien. Der hatte sich 334 v. Chr. aufgemacht, das Perserreich zu erobern. Der Feldzug lief so weit ganz gut, bis ein unerwartetes Problem auftrat: der Gordische Knoten. Ein Orakel hatte prophezeit, nur derjenige könne Herrscher von Asien werden, der den Gordischen Knoten zu lösen vermochte. Alexander versuchte gar nicht erst, an dem Knoten zu pulen. Stattdessen zog er sein Schwert, hieb den Knoten entzwei  â und errang die Herrschaft über Persien. Manchmal platzen Knoten eben, indem man draufhaut.
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Das kreative Zerstören kennt viele Variationen. Eine davon ist das Regelbrechen. Hinterfragen Sie jede Regel (auÃer diese). Denn besonders bei uns in Deutschland gilt eine Art Regelrecht: Wenn irgendwas im Gewand einer wohlformulierten
Regel daherkommt, dann scheint es recht. Im Treppenhaus meiner Hamburger Wohnung hing nahe der Haustür jahrelang ein Blechschild mit dem Text: »Die Türe ist zu verschlieÃen ab 20.00 Uhr.« Ich habe ein zweites Schild danebengehängt mit der Frage: »Und wie komme ich raus, wenn es brennt und ich meinen Schlüssel vergessen habe?« Kurz darauf waren beide Schilder verschwunden. Es gibt natürlich auch Regeln, die irgendwann einmal einen guten Grund hatten. Allerdings ist der häufig nicht mehr vorhanden. Die Anordnung der Buchstaben auf meiner Tastatur zum Beispiel hatte mal einen guten Grund: Zu Zeiten der mechanischen Schreibmaschine war es sinnvoll, die Buchstaben so anzuordnen, dass ein Verklemmen der vielen kleinen Hämmer minimiert wurde. Heute spielt das keine Rolle mehr. Und es gäbe effizientere Anordnungen der Buchstaben als die alte QWERTZ-Tastaturbelegung. Aber wie viele Menschen müssten dann umlernen oder sich ihre zehn Finger verpflanzen lassen? Also bleibt
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