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Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Titel: Denken hilft zwar, nutzt aber nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Ariely
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Chromtabletts. Dann wieder füllten wir dieselben Gewürze in weiße Styroporbecher, die mit rotem Filzstift beschriftet waren. Wir gingen sogar noch weiter, verkleinerten die Becher, indem wir den Rand abschnitten, und verpassten ihnen auch noch mit der Hand abgesägte, gezackte Ränder.
    Und was kam dabei heraus? Nein, die schönen Gefäße animiertenkeinen der Teilnehmer dazu, die eigenwilligen Gewürze in ihren Kaffee zu rühren (ich nehme an, dass in absehbarer Zeit kein Kaffee mit süßem Paprika auf den Markt kommt). Das Interessante aber war, dass die Kaffeetrinker, wenn die Gewürze in geschmackvollen Gefäßen offeriert wurden, eher zu der Aussage neigten, der Kaffee schmecke ihnen sehr gut; sie wären bereit, viel dafür zu bezahlen, und sie würden dazu raten, die neue Mischung in der Cafeteria anzubieten. Mit anderen Worten, wenn das Drum und Dran hochwertig erschien, schmeckte auch der Kaffee besser.
     
    Wenn wir schon im Voraus annehmen, dass etwas gut ist, wird es im Allgemeinen auch gut sein (und wenn wir denken, es ist schlecht, wird es schlecht sein). Doch wie tief gehen diese Einflüsse? Wirken sie sich lediglich auf unser Urteil aus, oder verändern sie die physiologische Erfahrung selbst? Anders ausgedrückt: Kann Vorwissen tatsächlich die dem Geschmackssinn zugrunde liegende Nervenaktivität modifizieren, so dass etwas gut oder schlecht schmeckt, je nachdem, was wir erwarten?
    Um das zu prüfen, führten Leonard, Shane und ich das Bierexperiment noch einmal durch, diesmal jedoch mit einer entscheidenden Veränderung. Wir hatten ja bereits unser MIT-Bräu auf zweierlei Weise getestet – zum einen, indem wir unsere Teilnehmer vor dem Probieren über den Essigzusatz informierten, zum anderen, indem wir ihnen nichts davon sagten. Nehmen wir hingegen einmal an, wir hätten ihnen anfangs nichts von dem Essig erzählt, sie dann das Bier probieren lassen, sie anschließend aufgeklärt und sie erst dann nach ihrem Urteil gefragt. Hätte diese erst nach dem Verkosten gegebene Information zu einer anderen Antwort geführt als bei jenen Teilnehmern, die wir vor der Geschmacksprobe informiert hatten?
    Wenden wir uns kurz einem anderen Beispiel zu. Nehmen wir einmal an, Sie hätten gehört, es sei fantastisch und aufregend, einen bestimmten Sportwagen zu fahren, würden eine Testfahrt damit machen und dann Ihr Urteil abgeben. Würde es anders ausfallen als bei denjenigen, die nichts über den Sportwagen wussten, die Testfahrt machten, dann erfuhren, dass es ein toller Wagen sei, und anschließend ihren Eindruck zu Protokoll gaben? Mit anderen Worten, spielt es eine Rolle, ob das Wissen vor oder nach der Erfahrung kommt? Und wenn ja, was von beiden hat mehr Gewicht?
    Wenn Wissen uns lediglich über einen Tatbestand informiert, dann sollte es egal sein, ob wir die Information über den Essigzusatz vor oder nach dem Probieren des Biers bekommen. Anders ausgedrückt: Wenn wir den Probanden vor der Verkostung sagten, dass das Bier Essig enthielt, hätte das ihr Urteil über das Bier beeinflussen müssen. Und wenn wir es ihnen danach sagten, hätte das ebenfalls der Fall sein müssen. Schließlich hatten sie ja beide dieselbe Mitteilung erhalten. Ebendies wäre zu erwarten, falls Wissen lediglich eine Information über einen Tatbestand wäre.
    Doch wenn die Information über den Essigzusatz bei unseren Teilnehmern die Sinneswahrnehmung dahingehend beeinflusste, dass sie mit dieser Information in Einklang gebracht wurde, mussten diejenigen, die gleich zu Anfang von der Beimischung des Essigs erfuhren, eine deutlich andere Meinung zu dem Bier äußern als diejenigen, die einen Schluck davon tranken und dann die Information erhielten. Man könnte es auch so sagen: Wenn Wissen tatsächlich den Geschmack beeinflusst, musste den Teilnehmern, die das Bier tranken, bevor sie die Information über das Bier erhielten, das Bier genauso schmecken wie denjenigen im »Blindtest« (also denen, die gar nichts von dem Essig erfuhren). Sie erhielten erst nach der Geschmacksbeurteilungdie Information über den Essig, so dass das Wissen nicht mehr die Sinneswahrnehmung beeinflussen konnte.
    Mochten also die Studenten, die erst nach dem Probieren des Biers von dem Essigzusatz erfuhren, dieses Bier genauso wenig wie die Studenten, die von uns davor darüber informiert worden waren? Schmeckte es ihnen genauso wie den Studenten, die überhaupt nichts von dem Essig erfuhren? Was glauben Sie?
    Wie sich herausstellte, schmeckte

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