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Denken Mit Dem Bauch

Denken Mit Dem Bauch

Titel: Denken Mit Dem Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard G. Busch
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Entscheidungsverhalten ist also stets
    vorhanden, immer und ein Leben lang. Menschliches
    Entscheidungsverhalten ist auch dann vorhanden, wenn wir gar keine Kenntnis von den zu entscheidenden Dingen haben. Der Kopf ist dann Nebensache. Der Bauch spielt die Hauptrolle.
    Diese Tatsache ist entwicklungsgeschichtlich erstens erforscht und zweitens logisch. In den früheren, einfachen Gesellschafts-Formen (den primitiven Gesellschaften, wobei der Begriff
    »primitiv« hier rein wissenschaftlich benutzt wird) gab es gar keine kognitiven Entscheidungsfindungen. Eine Sippe oder Horde von Menschen hatte eine Vielzahl von so genannten Ritualen in der Gruppe unbewusst erlernt. Unter einem Ritual verstehen wir eine sich immer wiederholende Handlung. Ein Ritual benötigt keinen Kognos, kein logisches Denken. Ein Ritual kann auch durchaus unsinnig oder unlogisch sein, Hauptsache, es wiederholt sich.
    Die Menschen der primitiven Kulturen führten diese Riten (Rituale) täglich aus. Dazu gehörte zum Beispiel Nahrung suchen, Essen einnehmen, mit den Alten im Clan palavern, nach Gefahr Ausschau halten und so weiter. Wenn es in der Sippe oder Gruppe etwas zu entscheiden gab, wurde die Entscheidung fast instinktiv am allgemeinen Ritus der Gruppe ausgerichtet.
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    Auch heute ist ein solch ritenunterstütztes, reines
    »Bauchverhalten« beispielsweise bei den Stämmen im
    westlichen Afrika noch zu finden. Fragt man ein
    Gruppenmitglied, warum es nun gerade dies oder jenes getan hat, weiß es keine Antwort darauf. Bei den Ureinwohnern in Zentralaustralien dient dieses lebensbestimmende
    »Bauchverhalten« heute noch dem Überleben und dem sozialen Zusammenhalt. Interessant ist übrigens auch, dass es beim reinen Bauchverhalten der frühen Aborigenes keine Kriminalität in den Gruppen und Sippen gab. Offenbar bedingt kriminelles Verhalten zwingend ausgeprägtes, kognitives Denken. In den heutigen Aborigenes-Reservaten in Zentralaustralien liegt die Kriminalitätsquote immer noch deutlich unter dem australischen Landesdurchschnitt (der in Australien ohnehin so niedrig ist wie kaum anderswo auf der Welt). Ob dieses weitgehend
    unkriminelle und sozial verträgliche Verhalten der heutigen Aborigenes
    auf deren sozialverträgliches Bauchdenken
    zurückzuführen ist, ist nahe liegend, aber noch nicht bewiesen.
    Kognitive Entscheidungsstrategien, wie wir sie heute kennen, tauchten zuallererst in den archaisch historischen Gesellschaften im südöstlichen Asien auf. Da saßen wir Neu-Europäer noch in den Höhlen oberhalb von Nizza und waren gerade mal von Nordafrika über Spanien in das heutige Südfrankreich
    gekommen. Das war vor rund 470000 Jahren. Kognitives
    Denken war damals nicht bekannt, logisches Denken schon gar nicht - die frühen Menschen wussten nicht einmal, dass sie da waren, hatten kein personalisiertes Ich-Bewusstsein und nahmen sich selber als eins mit der Natur wahr. Die Früh-Menschen entschieden alles instinktiv und nur aus dem Bauch heraus.
    Die archaischhistorischen Gesellschaften im südöstlichen Asien um 470000 v.Chr. waren ein Stückchen weiter als die damaligen Europäer. Die Asiaten hatten bereits eine zigtausende von Jahren dauernde Wanderung von Zentralafrika über Indien nach Asien hinter sich. Die Neu-Asiaten entwickelten die ersten,
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    einfachsten Werkzeuge, die uns heute gar nicht mehr wie solche vorkommen, denn selbst die Faustkeile der älteren Steinzeit um 100000 v.Chr. waren dagegen die reinsten Hightechgeräte. Um aber etwas als Werkzeug zu verwenden, braucht es eine gewisse Kognition (Logik, folgerichtiges Denken) und eine gewisse aktive Intelligenz. Jede Art Werkzeugtechnik und
    Werkzeuganwendung bedingt ein Minimum an folgerichtigem, logischem Denken und Handeln. Das kann der Bauch (die
    Intuitio n, der Instinkt) nicht leisten, das kann nur Kognos, der Kopf.

    Wie der Bauch der Logik ein Schnippchen schlägt

    Nun sind wir heute in einer Zeit angelangt, woKognition alles und Emotion (und instinktives Handeln) wenig oder gar nichts mehr bedeutet. Ich korrigiere: Wir sind heute in einer Zeit angelangt, wo Kognition angeblich alles bedeutet und Emotion angeblich wenig oder gar nichts mehr bedeutet. Was sagen Sie zu diesem Unterschied?
    In der Tat ist der Trend unserer Zeit bei Logik und Kognos angesiedelt. Das allerdings hat nichts mit unserem tatsächlichen Verhalten zu tun. Unser tatsächliches menschliches Verhalten ist viel emotionaler, als der Zahn der Zeit das wahrhaben will. Die neuere

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