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Denken Mit Dem Bauch

Denken Mit Dem Bauch

Titel: Denken Mit Dem Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard G. Busch
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Nachschlagewerke zusammenpasst. Für mich war »aus dem
    Bauch heraus« einfach nur Intuition, mehr nicht. Was für mich einfach nur so viel wie »innere Eingebung« bedeutet hat. Dass diese innere Eingebung tatsächlich irgendwo und irgendwie eingegeben wird, um dann irgendwo in uns zu existieren, war mir schon klar - aber woher sie kam, diese Intuition, und wo sie angesiedelt ist, das ist erst seit kurzem klar, und zwar glasklar: vom bzw. im Bauch.
    Insoweit hat das Sprichwort vom »Gefühl im Bauch« eine völlig neue Dimension erlangt. Tatsächlich lässt sich ein großer Teil dieser »Bauchemotionalität« vermessen und wissenschaftlich nachweisen - und in Testanordnungen wiederholen, was ja für die Wissenschaftler ganz besonders wichtig ist.
    Wobei uns in diesem Buch nicht die Forschungen selber, sondern ganz besonders die Resultate der Forschungen
    interessieren - und deren Konsequenzen für uns Menschen und
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    unser Entscheidungsverhalten.
    »Handlungstheorie« nennen die Psychologen und Soziologen jenen psychologischen Wissenschaftsbereich, der sich mit der Vorbereitung und Findung von Entscheidungen beschäftigt. Wir Menschen treffen an einem ganz normalen Tag um die 80000
    bis 100000 Entscheidungen. Vom affektiven Krümmen des
    kleinen Fingers bis hin zum riskanten Überholmanöver auf der Landstraße. Diese Masse von Entscheidungen läuft zu mehr als 90% rein emotional ab. Das mögen wir möglicherweise nicht so gern hören, aber es ist so. »Emotionale Entscheidungs-Vorbereitung« nennen die Psychologen das. Nur etwa 10% der täglichen Entscheidungen sind rein kognitiv (Kognos = aus dem Kopf heraus, folgerichtig, logisch). Das zeigt die Dimension, die unser Thema »Denken mit dem Bauch« hat.

    Wie soll man sich entscheiden, was ist »richtig«, was ist
    »falsch‹‹?

    Eine Entscheidung zu treffen setzt voraus, dass wir Menschen überhaupt in der Lage sind, in einem gewissen freien Spielraum entscheiden zu können. Und es setzt weiterhin voraus, dass wir gewisse Kenntnisse (technische, soziale, ökonomische oder andere Kenntnisse) über die Dinge haben müssen, die es zu entscheiden gilt. Zugegeben, einige Leute entscheiden auch, ohne dass sie sich durch irgendwelche Kenntnisse der Dinge leiten lassen. Doch hier soll von denjenigen die Rede sein, die sich aufgrund von Daten und Fakten ein mehr oder weniger brauchbares Bild von der Situation machen und dann
    entscheiden.
    Stellen Sie sich vor, jemand würde Ihnen eine geladene, großkalibrige Waffe an die Schläfe halten, zum Beispiel einen 44er-Revolver vom Typ Smith & Wesson, wie wir ihn aus unzähligen Krimi-Serien her kennen. Jemand würde nun den
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    Hahn der Waffe spannen (klick…) und freundlich um die
    Herausgabe Ihres Bargeldes und Ihrer Kreditkarten bitten, nebst aller PINs versteht sich. Der Inhaber der Waffe würde Ihnen damit ein Angebot machen, das Sie nur unter Inkaufnahme einiger Schwierigkeiten ablehnen könnten. Durch die massive Bedrohung wäre Ihr persönlicher Entscheidungsspielraum erheblich eingeschränkt. Er läge genau genommen bei
    annähernd null. Es gäbe da nicht mehr viel zu entscheiden wenn man überleben wollte. Vermutlich würden Sie dem Bedroher die Kreditkarten geben, das Geld auch, um mit heiler Haut
    davonzukommen.
    Würden Sie allerdings die Bedrohlichkeit der Waffe nicht kennen bzw. hätten Sie solch eine Waffe noch nie gesehen, wäre die Sache sehr viel einfacher: Ohne Angst würden Sie lachend aufstehen, den Kopf schütteln und gehen - und möglicherweise erschossen werden.
    Ob man eine solche Entscheidung rein kognitiv (Waffe plus Munition = tot) oder rein emotional (Angst vor dem Tod, Angst vor dem, was kommt) trifft, bleibt sich hier im Ergebnis ziemlich gleich. Bei diesem Beispiel wäre also in Wirklichkeit gar keine »echte« Entscheidungsmöglichkeit gegeben.
    Vermutlich würde bei den allermeisten Menschen der Bauch sofort Todesangst signalisieren und »Wohlverhalten« anordnen; Rambo, James Bond und Chuck Norris einmal ausgenommen.
    Wichtig bei diesem Beispiel: Die »richtige« emotionale oder kognitive Reaktion des Betroffenen käme immer nur dann, wenn der Betreffende zumindest eine allgemein ausreichende
    Kenntnis über die technische Funktionsweise der Waffe hätte.
    »Richtige Entscheidung« steht hier ganz subjektiv für die Entscheidung, zu überleben. Dage gen würde ein
    hochdepressiver Mensch mit akuter Selbstmordabsicht und hoher Lebensangstbesetzung dem Täter, dem Inhaber der Waffe,

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