Denken Mit Dem Bauch
Lerninhalt«
abgespeichert sind.
Wenn wir von »Denken mit Bauch« sprechen, meinen wir
also im Grunde genommen die Kommunikation. Und zwar die Kommunikation zwischen unserem Kopf und unserem Bauch.
Wie diese gegenseitige Kommunikation biochemisch konkret abläuft, ist, wie erwähnt, den Wissenschaftlern noch nicht so ganz klar - aber sie läuft ab. Wie die von außen wirksamen Impulse zu einem biochemischen Zell-Lern-Verhalten im Bauch führen, ist ebenfalls noch nicht hinreichend bekannt. Aber der Bauch kann denken und gewissermaßen sogar lernen, das ist sicher. Auch wissen wir, dass der denkende Bauch uns mit seiner Intuition so manches Mal in die Suppe spuckt - oder uns vor Schaden bewahrt, je nachdem.
Kann man die Kommunikation mit sich selbst, die
Kommunikation zwischen dem Bauch und dem emotionalen
Zentrum im Kopf bemerken? Kann man sie beeinflussen? Kann man sie irgendwie nutzbringend einsetzen? Im zweiten Teil dieses Buches erfahren Sie ab Seite 151, worauf es ankommt, um präziser (vielleicht sogar erfolgreicher) mit sich selber umzugehen, sich selbst verantwortungsvoller zuzuhören, wenn der eigene Bauch spricht - denn er meldet sich keineswegs nur übers hungrige Magenk nurren.
Bei dieser Art von Kommunikation geht es gar nicht so sehr um die komplizierten biochemischen Prozesse, die zwischen Bauchdenken und Kognosdenken stattfinden. Sondern es geht mehr um die Resultate dieser Prozesse - und die kennen wir.
Denn Entscheidungen aus dem Bauch heraus erleben wir jeden
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Tag. Gute Entscheidungen - schlechte Entscheidungen.
Manchmal fragt man sich nach solchen Bauchentscheidungen:
»Wieso eigentlich habe ich in dieser Situation richtig entschieden? Ich hatte doch gar keine Kenntnis von den Zusammenhängen, es war das reinste Pokerspiel… und doch habe ich richtig gehandelt!«
»Richtig« würde in diesem Zusammenhang nur bedeuten,
»richtig« im Sinne unserer ganz persönlichen Absicht, im Sinne unserer Zielvorstellung. Ob meine eigene Bauchentscheidung auch für Dritte, für Außenstehende immer »richtig« ist, kann man durchaus bezweifeln. Aber für mich selbst ist meine persönliche Bauchintuition fast immer »richtig«. Sie bringt mich meiner Zielerreichung, meiner Zielvorstellung näher. Meistens jedenfalls.
Wie gesagt… alle drei Tage empfehle ich meinen Studenten, die Dinge mal aus dem Bauch heraus zu betrachten. Da ergibt sich schon, was es zu lernen gilt, und was eher vernachlässigt werden darf. Einige meiner Studenten haben manchmal das Gefü hl, dass dies oder jenes niemals in einer Klausur auftauchen wird. Da muss man es ja auch gar nicht erst lernen, wenn es nicht klausurrelevant ist, oder? Oft liegen die Studiosi richtig mit diesen »Baucheingebungen«. Das ist auch der Grund, warum ich den jungen Leuten das Denken mit dem Bauch
empfehle: Weil für die Planung des Lernpensums oder die Bewältigung der Stoffmenge meistens etwas Positives dabei herauskommt. Da werden tatsächlich häufig »richtige«
Entscheidungen getroffen.
In anderen Lebensbereiche n, bei anderen, komplexeren oder gar komplizierten, verzahnten Problemstellungen, werde ich mich jedoch hüten, irgendjemandem zu empfehlen, rein
gefühlsmäßig an die Sache heranzugehen, die zur Entscheidung ansteht. Wenn auch bei den Bauchentscheidungen - rein tiefenpsychologisch betrachtet - fast immer »richtige«
Entscheidungen für den Betroffenen herauskommen, ist der
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Begriff »richtig« hierbei brandgefährlich. Denn was für die jeweils betroffene Seele emotional »richtig« ist, kann für jeden Außenstehenden die reine Katastrophe sein. Diese komplizierte Verzahnung von angeblich »richtig« und angeblich »falsch« bei der menschlichen Entscheidungsvorbereitung und
Entscheidungsfindung hält viele mentale Fallen für uns bereit, in die wir jeden Tag aufs Neue ganz blauäugig hineintappen.
Da kam mir die bereits auf Seite 17 erwähnte Studie der Amerikaner Emeran Mayer und Boyd Friedmann zum Thema
»mentale Fallen« und Fehlentscheidungen gerade recht - und ich hatte beim Lesen da wieder so ein Gefühl, das Gefühl nämlich, dass mir das, was die Wissenschaftler der Berkeley-Universität nun bewiesen haben, schon längst bekannt war. Ich nannte es in der Vergangenheit nicht etwa »Bauchdenken«, wie die beiden amerikanischen Neuropsychologen, ich nannte es - wie Sie vermutlich auch - ganz einfach »Intuition«, und zwar ohne darauf zu achten, ob der Begriff mit der Ansicht der vielen
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