Denken Mit Dem Bauch
einer Entscheidung ein Ordnungssystem, reagiert sie aus dem Bauch heraus mit
Verweigerung. Wenn man sich die Frage stellt, woher diese merkwürdige Starrheit kommt, die Sehnsucht, den
vorgegebenen Leitlinien zu folgen, stoßen wir auf zwei Antworten: Erstens steht mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit fest, dass der genetisch dominante Elternteil über ein gleiches DNA-Set verfügt, also auch vorgegebenen Orientierungen und gegebenen Werten folgt. Dass die Eltern sich dann ihr eigenes Leben so einrichten, dass nichts gegen ihr Ordnungsprogramm läuft, ist klar. Rita M. hat dies also in ihrer Kindheit nie anders kennen gelernt - und sie verfügt über das gleiche Quellprogramm wie Vater oder Mutter.
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So musste es zwangsweise dazu kommen, dass ihr Leben eine sehr feste Statik hat. Nur dann fühlt sie sich emotional wohl. Der Bauch bereitet ihre Entscheidungen natürlich entsprechend vor, statisch und unelastisch. Sie wird vermutlich niemals zu den Menschen gehören, die neue Ufer erkunden und in unbekannten Gefilden Triumphe feiern. Aber für sie definiert sich Erfolg auch anders: Erfolg ist, wenn man sich integriert und einen möglichst günstigen »CW« (Luftwiderstandsbeiwert) hat. So schlüpft sie stromlinienförmig durchs Leben. Das Risiko, dass sie dabei zu einer »Fälschung« wird und in Phantome schlüpft, ist groß. Und was das ganz konkret bedeutet, lesen Sie ab Seite 142.
Nr. 4… aus dem Entlassungsteam…
Harald P. ist der »Extravertierte«, Kontaktfreude ist sein Kennzeichen. Ihm macht eine Niederlage nichts aus. Er weiß, dass er immer die richtigen Leute kennen lernen wird, um wieder Fuß zu fassen und sein Problem zu lösen. Er tut ganz unbewusst etwas dafür, sich an den richtigen Orten aufzuhalten, um in die Lage zu kommen, Menschen kennen zu lernen, die ihm dienlich sein können bzw. denen er dienlich sein kann.
Dieser katzenhafte Automatismus bewahrt ihn vor fast jedem Schaden. Im Volksmund nennt man das »Der fällt immer wieder auf die Füße«. Es ist deshalb ein Automatismus, weil ihm gar nicht bewusst ist, dass er sich so verhält.
Nun gut: Jedes menschliche Programmverhalten ist in
gewisser Hinsicht ein Automatismus. Aber bei Harald P. ist es etwas ganz Besonderes. Und zwar deshalb, weil es für den Bauch ziemlich schwierig ist, Bauchentscheidungen immer wieder an den Werten und Normsystemen von anderen
auszurichten - nicht an den eigenen. Und die fremden Norm-und Moralwerte sind ja auch in jeder fremden, neuen Situation wieder neu definiert. Aber genau diese Elastizität hat der Bauch, damit Harald P. seine extrovertierten Entscheidungs-
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Vorbereitungen punktgenau treffen kann. Harald ist deshalb in der Lage, seine Werte- und Normsysteme zu wechseln, wie ein Chamäleon die Farbe. In der Politik würde das ein typischer
»Wechselwähler« sein, der für die Parteilandschaft
brandgefährlich ist. Denn keiner weiß, wie er morgen früh seinen Nutzen definiert und welchem Wert er folgt - und was er wählt.
Dieses chaotische Entscheidungsverhalten des Bauches ist aber nur vordergründig chaotisch. Schaut man hinter die Bauchkulisse und in die Biologie, dann finden wir in der Natur eine riesige Menge von Lebewesen, die sich prinzipiell (aber graduell abgestuft) so verhalten wie Harald P. Von den texanischen Wüstenmäusen bis zum Wasserbüffel, vom Delphin bis zum Schimpansen… alles Wechselwähler, bis hin zur
Kanalratte. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieses Programm der Extrovertiertheit und der elastischen Anpassung an fremde Werte und Normen erst dazu geführt hat, dass das Leben auf der Erde sich so hoch und intelligent hat entwickeln können. Harald P.s Programm ist eines der am weitesten verbreiteten Programme in uns Menschen. Es ist schon fast ein Überlebensprogramm.
Bei Harald P. ist es allerdings so dominant, dass die anderen Programme nur noch im Hintergrund ablaufen. Und das in fast allen Lebensbereichen und fast immer. Kognitives Denken liegt ihm gar nicht. Er kam bisher mit seinen selbstdarstellerischen Bauchentscheidungen gut durchs Leben. Sein Bauch ist ein Überlebenskünstler, der sich sofort schlitzohrig darauf einstellt, sich die passenden Partner zu beschaffen, an die er sich normativ und wertemäßig anlehne n kann. Ein Bauchgespür für
»Vitamin B« liegt ihm fast schon im Blut.
Nr. 5… aus dem Entlassungsteam…
Ilona B., Facharbeiterin, ist der Inbegriff von »Liebe und
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Fürsorge und sozialem Engagement.«
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