Denken Mit Dem Bauch
von
»Minderleistung«. Ein Turm ist nur dann relativ hoch, wenn ich einen relativ kleineren Turm kenne und ihn zum Vergleich
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heranziehen kann. Ein Kind ist nur dann relativ lieb, wenn mir bekannt ist, was relativ böse bedeuten kann. Sonst funktioniert die Bewertung von subjektiven Verhältnismäßigkeiten nicht und Forderungen wie Höchstleistung oder außergewöhnliche
Leistung bleiben begrifflich abstrakt. Doch damit können wir nichts anfangen.
Also kreiere ich im Kern sofort erneut massive Rivalität, und zwar in dem Moment, wo ich einen Mitarbeiter zur
Höchstleistung auch nur auffordere. In erster Linie zwinge ich ihn mit meiner Forderung dazu, seine Intelligenz und seinen Bauch nicht etwa zum Wohle anderer einzusetzen, sondern zum aggressiven Schaffen von Abstand zwischen ihm und den Minderleistenden. Erbringt der Mitarbeiter die Leistung, die den Abstand zum Gewöhnlichen deutlich macht oder sich
idealerweise möglichst weit vom Gewöhnlichen entfernt, dann nennen wir das Erfolg. Dann könnte der Mitarbeiter erwarten, dass ihm eine irgendwie geartete Belohnung winken würde.
Anerkennung (mehr Anerkennung als andere), Geld, Prestige (mehr Prestige als andere) und so weiter. Da soziale
Anerkennung für uns Menschen wichtiger ist als alles andere, lebenswichtig sozusagen, wird der Mitarbeiter für das Ziel der sozialen Anerkennung bereit sein, fast alles zu tun.
Dass er dabei auch unfaire Kommunikation, Macht, Intrige, unmoralisches Handeln und das gesamte Bauchspektrum
einsetzt, ist nur folgerichtig. Wenn er sich nicht durch Leistung abgrenzt, dann tut es ein anderer im Betrieb. Und die Sache wäre zu seinen Ungunsten entschieden.
Wenn aber nun dennoch der »faire« Umgang miteinander
gefordert ist, zwinge ich den jungen Mitarbeiter in ein künstliches soziales Rollenverhalten, das nicht seinem Bauchprinzip entspricht und im Widerspruch zur als »weniger gut« demonstrierten Minderleistung steht. Zwar geht es im sozialen Miteinander (glücklicherweise) nicht anders, als sich an eine gewisse betriebliche Teamsituation zu adaptieren und
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weitgehend fair miteinander umzugehen. Aber nur die
Druckparameter, das heißt, die von außen auf den Mitarbeiter wirksamen »betrieblichen Erwünschtheitsregeln«, halten ihn letztendlich im Zaum. Er steht in einer dauernden Interessen-Abwägung: Bin ich tatsächlich fair zu den anderen
Teammitgliedern, kann ich nicht zur Höchstform auflaufen - bin ich unfair zu den anderen, fliege ich raus. Also bin ich so fair wie nötig - und so unfair, wie es für die anderen und die Firmenleitung gerade noch erträglich ist. Dann klappt's mit dem Erfolg. Als in dem Film »Wallstreet« (mit Michael Douglas) jemand zu seinem langjährigen Geschäftspartner und besten Freund kam und sich darüber beklagte, dass er ihn gerade an der Börse ruiniert habe, sagte der zu ihm: »Wenn du einen Freund brauchst, schaff dir einen Hund an…«
Warum verliert ein Manager seinen Job? Er wurde eingestellt, weil er eine hohe fachliche Kompetenz hat, das belegen seine Berufserfahrung und seine Zeugnisse. Er wird gefeuert, weil er Bauchentscheidungen getroffen hat, die nicht in das sozial erwünschte Raster der Firma passen. Entweder hat er sich im Sinne von Ur-Rivalität mit seinem Boss angelegt oder aber durch andere Rivalitäten Ärger im Betrieb veranstaltet. Ein Manager wird also wegen »Kognos« eingestellt und wegen
»Bauch« gefeuert. Das allerdings gilt nicht nur für Manager.
Auch alle anderen Arbeitnehmer, die ihren Job wegen
»chemischer« Turbulenzen verlieren, scheitern in der Regel an ihrem Bauchdenken, und nicht an »Kognos«, dem Kopf.
Die paar Lebens- bzw. Berufskünstler, die es tatsächlich schaffen, sich in einem Unternehmen langfristig machtvoll und stark zu positionieren und dabei menschlich nicht zu scheitern, haben meine volle Anerkennung.
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3. Berufsleben-Irrtum:
Der Kunde von morgen ist ein aufgeklärter Kunde. Er trifft seine Entscheidungen mittels des Internet und erstklassiger kognitivlogischer Decision-Trees. Mit unserem Oneto-One-Marketing setzen wir den Kunden in das zentrale Interesse aller unserer Aktivitäten.
Der Kunde von morgen wird bestimmt nicht anders sein als der Kunde von heute. Es sei denn, wir würden sein Konsum-Bauchprogramm verändern. Wir wissen seit Jahren aus dem Marketing, der Werbeindustrie und unendlichen Verbraucher-Forschungen, dass ein Kunde seine Kaufentscheidungsprozesse auf alles Mögliche begründet -
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