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Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
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Sinn hat, die im Gebiet ländlicher Natur und Sitten den Geist einer jungen Wiene-

    rinn ansprechen konnten, wird die von Ihr aufgestellte Idyllenreihe nicht ungern durchlaufen. Nur zehn dergleichen Schildereyen enthält das Bändchen; und da es weder Episoden noch künstliche Verwicklungen sind, die sie dehnen halfen: so läßt schon hieraus sich abnehmen, daß die Dichterinn dann und wann doch wohl et-was zu gesprächig ward und manches uns mitthellt, was man noch lieber selbst errathen, oder aus eignem Busen ergänzt hätte. Wem diese gar zu fleißige Ausführung nicht zuwider Ist, wird alles Übrige noch weniger es seyn; denn obgleich aus dem Gange merklich genug hervorgeht, daß der Theokrit Niedersachsens Ihr Vorbild gewesen, und aus dem gebrauchten Blldervorrath eine nur kleine Zahl für neu gelten kann: so macht eine nicht mißrathne Nachahmung doch niemals Unehre." — In den „Annalen der Literatur und Kunst in den österreichischen Staaten", II, i, (Wien 1803), Sp. zSgff. eine ausführliche, ungezeichnete Anzeige, welche den Idyllen den Geist echter Poesie abspricht, was an Idylle VII (Die Geretteten — nach Virgil) bewiesen wird. Auch mit Voß halten die PIchlerschen Idyllen keinen Vergleich aus, denn dieser schildert wirkliches Landleben, während die Pichler Stadt und Land vermischt. Besonders un-poetisch ist die „Rumfordsche Suppe", da es mehr einer Anweisung zur Suppenbereitung als einer Idylle gleicht. — Retzer übersandte Im Juni 1802 die Idyllen ohne weitere Mitteilung an Christ. Gott-fried Schütz (Schütz, Darstellung seines Lebens, Charakters und Verdienstes. Hg. von Friedrich Karl Julius Schütz. II, [Halle 1835], S. 397).
    ^^) BucoHca. Ecloga I. : M. Tityre, tu patulae recubans sub tegmine fagl.... — Die angeführte Stelle Ist Vers 6 f. (Opera, ed. Otto Güthling. I, [Lipslae 1886], p. 3).
    *<•*) Wolfgang Ritter von Kempelen (1734—1804), ein Preß-burger, kam 1786 als Hofrat der vereinigten ungarisch-slebenbür-gischen Hofkanzlei nach Wien, diente mit Hofrat von Grelner und verkehrte In dessen Haus (vgl. oben S. 157). 1798 ging er in Pension, 1801 zog er In die Alservorstadt Nr. 131 (vgl. oben S. 233, 239) und starb hier am 20. März 1804. Die Sommermonate ver-lebte er auf seiner Besitzung Gomba In Ungarn. Er machte sich durch die Konstruktion verschiedener Maschinen (Schach-, Sprach-, Dunstmaschine) und durch dichterische Arbeiten bekannt. Er hatte ein treffliches Zeichentalent, und sein Haus war der Sam-melplatz talentvoller Leute; Pichler lernte dort Rlchlers und die Schwestern Porta kennen (oben S. 249). Kempelen war zweimal verheiratet. Seine zweite Frau, Marie Anna, geborene Walter von Gobelius, sowie seine beiden Kinder aus dieser Ehe, Theresia und Karl (s. oben Anm. 221) überlebten ihn. Vgl. J. Karl Unger, Zeit-schrift von und für Ungarn, V, (Pest 1804), S. 313ff.; Wurzbach,
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    XI, S. 158 ff. und Verkssenschaftsakten im Archiv des Wiener Landesgerichtes (Fasz. V, Nr. 63 ex 1804).
    *°5) Antonie von Kempelen, geb. Sölnwanger, die Frau des Karl von Kempelen, wurde durch ihre Schönheit und ihr flatterhaftes Wesen verschiedenen männlichen Mitgliedern des Pichlerschen Krei-ses gefährlich.. Sie spielte gut Klavier (vgl. oben S. 251, 283, 314) und dadurch trat sie Streckfuß nahe, der ihretwegen im April 1806 Wien verließ, um seine Leidenschaft zu dämpfen (vgl. oben S. 285 f.). Gleichzeitig (1805) hatte sie das Herz des französischen Stabs-offiziers Guy in Brand gesetzt (oben S. 283,284). Bald darnach (noch 1806) trennte sie sich freiwillig von ihrem Gatten, der nach Gomba in Ungarn (Preßburger Komitat) zog, während sie in Wien blieb und seine Pension im Betrage von 300 Gulden zum Lebensunterhalt von ihm zugewiesen erhielt (vgl. die Vergleichsurkunde im Archiv des Wiener Landesgerichtes vom 7. September 1812: landrechtliche Testamente Nr. 39 ex 1814). Sie spielte am Pichlerschen Theater mit, und da interessierte sich Hormayr für sie (vgl. oben S. 297 und Hormayr, Taschenbuch, 1845, S. 114), der ihrer in einem Briefe an die Pichler (K. Glossy, Grillp. Jb. XII, S. 322) noch 1841 ge-denkt. 1809 machte sie die Beschießung Wiens im Hause der Pichler mit (oben S. 336, 339), sah sich mit ihr und Kurländer eine Parade Napoleons in Schönbrunn an (oben S. 344) und fesselte Karl Kur-länders Herz, der später ihretwegen seine Braut Nanette Porta (unten II, S. 155f.; vgl. noch oben S. 336) verließ, doch war auch sein Verhältnis mit Frau von Kempelen kein dauerndes.

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