Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]
edler König Ludwig I. ihm aber jene Stellung (Geheimer Rat und Ministerialrat) bot, die seinen Fähigkeiten und Talenten entsprach. Freilich war er, als er nach Bayern ging, nicht mehr der alte Hor-mayr, sondern wie die Pichler in einem Briefe an die Huber bereits 1 822 schrieb, „eine Ruine dessen, was er war und zu werden versprach" (K. Glossy, Grillp. Jb. III, S. 319). Von den Österreichern und besonders von der Staatskanzlei in lügenhafter Weise als Verräter gebranndmarkt, mußte er auch in Bayern erst langsam eine feind-selige Stimmung (vgl. II, S. 246 mit Anm. 412) überwinden, was ihm nach einiger Zeit auch gelang. Doch sein Starrsinn (vgl. Pichler an die Huber, 7. Jänner 1828: K. Glossy, Grillp. Jb., III,
S. 346) brachte ihn wieder in Verwicklungen, er kam daher am 2. April 1832 als bayrischer Ministerresident nach Hannover und 1839 ^^ gleicher Eigenschaft nach Bremen, von wo er 1846 als Direktor des Staatsarchivs nach München zurückberufen wurde. Während all dieser Jahre entwickelte Hormayr eine rege wissenschaf t-Uche Tätigkeit und unterhielt eine ausgebreitete Korrespondenz, darunter auch mit Kar. Pichler, die freilich in den letzten Jahren sich nur mehr auf wenige Briefe beschränkte (vgl. II, S. 247 mit Anm. 415); konnte doch auch diese seinen Übertritt in bayrische Dienste nicht verwinden und fand herbe Worte dafür (II, S. 246), die aber Hormayr nicht abhielten, ihr nach ihrem Tode einen äußerst warmen Nachruf zu widmen (Taschenbuch XXXIV, [1845], S. HO ff.). Das einst so vertraute Verhältnis (Pichler II, S. 247; Hormayr, Taschenbuch XXXIV, S. 123) beider, wollte Hormayr doch sogar der Pichler seine Tagebücher anvertrauen (K. Glossy, Grillp. Jb. XII, S. 286f., 294), war zwar erkaltet, aber nicht erloschen, und gerade Hormayrs Nachruf zeigt, daß er auch dann, wenn er angegriffen wurde, dem Verdienste sein Recht zuteil werden lassen konnte. Hormayrs Schwächen als Mensch liegen in seinem heftigen Charakter, als Schriftsteller in seinem bombastischen Schachtelstil, den Kar. Pichler bereits 1820 in einem Briefe an die Huber, der sie übrigens 1818 auch Hormayr als Korrespondenten fürs „Morgen-blatt" empfohlen hatte (K. Glossy, Grillp. Jb. III, S. 282, 293), richtig charakterisierte (Glossy, ebd. III, S. 296). Pichler las Hormayrs Schriften fleißig und verwertete einiges daraus auch in den „Denkwürdigkeiten" (I, S. 186, 378); in ihrer Bibliothek befand sich eine größere Anzahl seiner Werke (vgl. das Verzeichnis ihrer Bücher im Verlassenschaftsakt unter Nr. 68 [Plutarch], 71 [Taschenbuch, 2 Bde., 1836, 37], 73 [Geschichte Wiens]).— Über Hormayr vgl. man Wurzbach, IX, S. 277ff.; K. Th. Heigel in: Allgemeine Deutsche Biographie, XIII, S. 131 ff.; besonders aber die feine Darstellung von K. Glossy im Grillp. Jb. XII, S. 212 ff. und L. A. Frankl, Erinnerungen, Prag 1910, S. 94ff.
*"') Die Pichler meint die k. k. Hofkommission für die Armen-anstalten, die Kaiser Franz 1801 einsetzte. Diese hatte eingehende Erhebungen über die Armut unter der Bevölkerung zu machen und schuf zu diesem Zwecke die Armenväter für einzelne Rayons. Den Sitzungen wurde über Auftrag des Kaisers der, damals in Wien weilende dänische Etatsrat Voght, der im Armenwesen gründ-liche Kenntnisse hatte, beigezogen (Megerle von Mühlfeld, Memo-rabiüen, II, S. 6ff.; Karl Weiß, Geschichte der öffentlichen An-stalten, Fonde und Stiftungen für die Armenversorgung in Wien. Wien 1867. S. 202f., 2i9ff.; Hermann Meynert, Kaiser Franz I. Wien 1872. S. 378 ff.). •
*«•) Josef Fürst von Schwarzenberg (1769—1833) war seit 1804 Präsident der Hofkommission zur Regulierung der Wohltätigkeits-anstalten und blieb dies bis i8i6 (Megerle, Memorabilien, II. S. 142; Wurzbach, XXXIII, S. 86 ff.).
409) In der Zeit vom 25. Jänner bis 14. Februar 1802 wurde in der Stadt in der Wipplingerstraße eine Probeanstalt zum Verkauf der Rumfordischen Suppe, das Seidel zu i Kreuzer, errichtet. Täg-lich wurden ca. 462 Portionen verkauft (Anton Edler von Geusau, Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Wien. V, [Wien 1807], S. 272). Trotzdem wurde sie nicht beliebt (vgl. Jul. Wilh. Fischer, Reisen durch Österreich, I, S. 142). Ein Rezept dieser Suppe bietet Franz Gräffer (Wiener-Dosenstücke, I, [Wien 1852], S. 230). Einen ironischen Artikel über „die Notsuppe" verfaßte 1804 Friedrich Weisser (Sämmtliche prosaische Werke, I, [Wien 1818], S. 208 ff.).
^^i*) Josef Ritter von Perger war damals Hofkonzipist und Aktuar bei
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