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Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
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durch welches ein edler Geist sein Angedenken in dem Herzen derer zu befesti-gen beabsichtigt, denen er lieb war im Dasein", ahnt also deren kulturgeschichtlichen und sonstigen Wert für die Nachwelt nicht. Er erkennt in ihnen überall mit Recht „die denkende Frau, die gemäßigte Beobachterin, die loyale Untertanin, die treue Menschenfreundin, die fromme Christin" und findet, daß „wo allenfalls die Kühnheit der Anschauung, das Pikante der Darstellung vermißt werden, dürfte gerade dies der Entschlafenen zur Ehre anzurechnen sein, da sie ja eine Frau war, kein cynischer Sansculott oder Zerrissener der Neuzeit".
    Wenn diese beiden in Österreich erschienenen und von Österreichern verfaßten Anzeigen ein tieferes Ein-gehen in KaroHne Pichlers Absichten vermissen lassen, ihr Wesen, wie es sich gerade in den „Denkwürdigkei-ten" offenbarte, nicht erkannten, beziehungsweise nicht zeichnen wollten und die Bedeutung dieser Erinnerun-gen für die Nachwelt, obwohl sichFrankl deren völlig bewußt war (oben S. XXVIII), nicht hervorhoben, so war
    1) Frankls Sonntags-Blätter III, (Wien 1844), S. 304.
    2) Vgl. Denkwürdigkeiten, II, S. 581: 478.
    3) Wiener Zeltschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode. Wien 1844, S. 1039^
    *) Vgl. das Namensverzeichnis unter „Schumacher".
    es einer Frau überlassen, dies mit feinem Gefühle zu tun. Die Schriftstellerin Amalie Freiin von Groß (1802 bis 1879) ^^ Weimar, welche drei Sammlungen interessan-ter „Frauenbilder" (1840—1842) geschrieben hat, war es, die in ihrer AnzeigiC der „Denkwürdigkeiten"^), die sie ein „würdiges Monument" nennt ^), eine feine Cha-rakteristik mit folgenden Worten^) lieferte: „Auch für solche, welche nicht zu den Lesern der Pichlerschen Werke gehören, sind die ,Denkwürdigkeiten' interessant als die wahre Geschichte eines edeln weiblichen Wesens, welches als Tochter, Gattin, Mutter und Schriftstelle-rin stets achtungswert dasteht, Geist und Gemüt gleich-mäßig entwickelnd im Streben nach dem Höhern, nach dem Wahren. Mit der klaren, ruhigen Weltanschauung eines scharfen Verstandes, mit der Lebensauffassung ei-nes warmen Herzens, mit dem durch eine tiefe Religiosi-tät geleiteten und beschatteten Denken tritt Karoline Pichler uns aus ihrer Zeit entgegen, als ein Kind der-selben, dem das Verständnis der folgenden Zeiten nicht abgeht. Vielleicht wird sie zuweilen zu breit über die Begebnisse ihres Familien- und Herzenslebens, vielleicht könnte man ihr den Vorwurf machen, daß die zahlrei-chen Niederkünfte der Tochter, die Details über Gatten, Geschwister, Freunde, die Begebenheiten des Hauses zu viel Raum in dem vorliegenden Werke einnehmen. Was die Frau mit dem Herzen erfaßt, liegt ihr näher als die Interessen des Geistes und eben dieses Plaudern über das Familienleben bekundet uns Karoline Pichler als
    ^) Blätter für literarische Unterhaltung. 1844, II, (Leipzig 1844), S. 1150—1152, ii55f., unterzeichnet mit der Chiffre 12, die, nach freundlicher Mitteilung des Verlages von F. A. Brockhaus in Leip-zig, 1844 der Schriftstellerin Amalie v. Groß in Weimar zukam.
    2) Blätter fi^r Hterarische Unterhaltung. 1844, S. 1156.
    3) Blätter für literarische Unterhaltung. 1844, S. 1151.
    LXXVHI
    echtes weibliches Wesen, während ihre Werke sie uns als geistreiche Schriftstellerin kennen lehrten . . . Wer nun nicht als Psycholog die vorliegenden ,Denkwürdigkei-ten' liest, wen das Leben und Entwickeln der Schrift-stellerin nicht anzieht, wird an ihrem Erlebten ein reiches Interesse finden." Besonders scheint es Amalie Freiin von Groß hervorhebenswert, daß Karoline Pichler, die mit so vielen geistreichen Menschen verkehrte, in ihren Urteilen über diese nie indiskret, sondern „mild, aner-kennend, eher bewundernd als das Gegenteil" ist. „Ka-roline Pichler hatte nichts Verneinendes weder in ihrem Wesen noch in ihren Werken und ihre ,Denkwürdig-keiten' gleichen einem schönen Landsee, der Himmel und Erde zugleich aufnimmt und wiederspiegelt." Was Amalie Freiin von Groß schon als Zeitgenossin, wenn auch öfter nur andeutungsweise als hervorstechende Ei-genschaften der „Denkwürdigkeiten" erkannte, nämlich die zarte Rücksichtnahme auf andere und das starke Her-vortreten der Frau, das bestätigen die eingeheüden, wei-ter oben stehenden Ausführungen.
    Soweit die gedruckten Kritiken. An schriftlichen Äußerungen sind nur die des Zensors Deinhardstein (oben S. LXXI) bekannt, der die „Denkwürdigkeiten" ein mattes Werk nannte,

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