Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
Vom Netzwerk:
und die Hormayrs, der, wohl ärgerlich über die ihn betreffenden Stellen, am 24. Januar 1846 an L. A. Frankl schrieb^): „Durch den Druck so vieler Frau Basereien, die keine Seele mehr interessieren, hat der Geistesschwung der lieben Pichler um so weniger gewonnen, als ich hier (Bremen), in Hamburg, in München, überall, von dem taumelnden Pindusgang der Tochter hörte, ja sogar deii mich nicht wenig ärgernden Mißverstand, schon die Mutter habe
    ^) L. A. Frankl, Erinnerungen. S. loi.
    in ihren letzten Jahren der Flasche weidlich zuge-sprochen? Auch an manche Leichdornen des seligen Pichler sollte nicht ohne Not erinnert werden".
    Das war alles, was man damals über die „Denkwürdig-keiten" zu sagen hatte. Dafür wurden sie aber in der Folge fleißig benützt. Besonders die neueren Darstel-lungen, die sich mit der Zeit der Kaiserin Maria There-sia und des Kaisers Josef II. beschäftigten, zogen sie im-mer und immer wieder heran, oft auch ohne sie als Quelle zu nennen. Es sei nur kurz auf Adam Wolf (I, S. 442: 26f.), Franz Gräffer^), Otto Jahn^), Johann Wendrinsky^) u. a. verwiesen. Andererseits muß man aber wieder sagen, daß sie viel zu wenig benutzt wurden, es sei nur an ihre Mitteilungen über Zacharias Werner erinnert, die sowohl Felix Poppenberg als Jonas Frän-kel entgingen (I, S. 566f.: 491: 495), und an vieles an-dere, das ungenützt blieb, weil sie eben kein Register besaßen. Erst in dieser Ausgabe wurde, gemäß der Rich-tung, welche die „Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich" einschlagen, ein solches beigegeben und wird damit hoffentlich der reiche Inhalt des Pichlerschen Buches der Allgemeinheit dauernd erschlossen.
    War überhaupt eine Neuausgabe dieses Werkes nötig ? Die Beantwortung dieser Frage hängt innig mit der Frage nach dem Werte der „Denkwürdigkeiten" für die Gegenwart zusammen. Was bedeuten uns diese heute ? Ganz abgesehen davon, daß sie uns den Entwicklungs-gang einer in der österreichischen Literaturgeschichte des Vormärzes nicht unbedeutenden Dichterin schil-dern, sind sie uns, wie schon L. A. Frankl 1843 in rich-
    ^) Josephinische Curiosa, II, (Wien 1848), S. 372ff.; III, S.i3iff.
    2) W. A. Mozart, IV, (Leipzig 1859), S. 817.
    3) Kaiser Josef II. Wien 1880, S. 26f., 360!.
    LXXX
    tiger Vorahnung sagte i), ein „glänzender Beitrag" zur Sitten- und Literaturgeschichte Österreichs. Sie sind uns für viele Personen und Ereignisse der Zeit von 1769—1843 eine hochwichtige, oft einzige Quelle, um so wertvoller, als sie lautere Wahrheit bieten. Ihr Stil und ihr Inhalt stempeln sie geradez^ zum klassischen Werk der österreichischen Denkwürdigkeitenliteratur. Daher auch Franz Xaver Wegele, der eine sehr lesens-werte Arbeit über die wichtigsten deutschen Memoiren-werke schrieb 2), sie behandelte, meinend, daß er sie nicht mit Stillschweigen übergehen könne, da sie über das litera-rische und soziale Treiben der Stadt Wien zu ihrer Zeit vieles bieten, „was wir uns gern gefallen lassen können" ^). Ebenso widmete ihnen auch Schult e in seiner Artikel-reihe „Denkwürdigkeiten zur deutschen Geschichte" einen eigenen Abschnitt*). Für Wien haben Pichlers Erinnerungen unstreitig den größten Wert und die größte Bedeutung, sie sind ein Quellenwerk zu nen-nen^), das jeder Österreicher lesen sollte«). Weder vor ihr noch nach ihr wurde das Wiener gesellige Leben und Treiben so frisch und farbenprächtig geschildert, denn was der Wiener Arzt und Humanist Johann Tichtel für die Jahre 1477—1495 in lateinischer Sprache bot, zeigt nicht nur primitive Form, sondern höchst beschei-
    1) Sonntags-Blätter, II, (Wien 1843), S. 679.
    2) Die deutsche Memoirenliteratur. Deutsche Rundschau. Hg. von Jul. Rodenberg. XL, (Berlin 1884), S. jzii. = Wegele, Vor-träge und Abhandlungen. Leipzig 1898, S. I92ff.
    s) Rundschau, XL, S. 94 = Vorträge, S. 216.
    *) Sonntagsbeilage der Vossischen Zeitung In Berlin, 1888, Nr. 38«., besonders Nr. 41 (H. H. Houben, Die Sonntagsbeilage der Vossischen Zeitung. Berlin 1904, Sp. 46off., bes. 462).
    5) Marie Bihain (Irma Warmuth-Jancsö), Österreichisches Jahr-buch XXX, (Wien 1906), S. 146.
    8) R. Holzer, Wiener-Zeitung. 1901, Nr. 205.
    VI c. P. I
    denen Inhalt^), was Ign. F. Castelli in geschwätziger Plauderhaftigkeit vortrug, trägt nicht immer den Stem-pel der Wahrheit und am allerwenigsten den der Künst-lerschaft an sich, und was L. A. Frankl in seinen feuil-letonistischen Plaudereien vorlegte, beruht zwar viel-fach auf Quellenstudien, läßt

Weitere Kostenlose Bücher