Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]
Schönholz (Traditionen. Herausgegeben von-G. Gugitz I [München 1913], S. 205) setzt dies Ereignis auf den 14. Mai, also wie die Pichler nach der Kapitulation Wiens, läßt aber fälschlich den Parlamentär töten. Ganz verworren ist die Darstellung im Tagebuche des M. Perth (Glossy, S. 6if.). Zur einzig richtigen Mitteilung bei Geusau stimmt die Biographie des Obersten Ange-Fran?ois Le Lievre de Lagrange in „Nouvelle Biographie generale (XXVIII [Paris 1859], Sp. 843).
681) Der Brotmangel hing damit zusammen, daß die Bäcker täg-lich 58 000 Portionen an die französische Armee abliefern mußten (Geusau, S. 142; Schimmer, S. 94). Betreffs der Einquartierungen erschien am 15. Mai 1809 ein vernünftiger Befehl des Platzkom-mandanten Generals Razout (Geusau, S. I47ff.); die Hausinhaber
hatten nach Verordnung vom 14. Mai die Bequartierten ent-sprechend ihrem Range zu verköstigen (Geusau, S. 143 f., 152; Schimmer, S. göf.). Vom 16. Mai ab zeigte sich neben dem Brot-mangel noch Mangel an Fleisch und Milch (Geusau, S. 150, 153, i54f.; Schinlmer, S. 97f.)k
582) Nach den Siegen bei Pordenone (15. April) und Sacile (16. April) schlug Erzhepog Johann am 28. April 1809 den Vize-könig Eugene Beauharnais und die italienische Armee bei Caldiero entscheidend aufs Haupt, doch konnte er den Sieg wegen der schlechten Nachrichten von der Hauptarmee nicht ausnützen und mußte den Rückzug antreten (vgl. Hans von Zwiedineck-Suden-horst, Erzherzog Johann von Österreich im Feldzuge von 1809. Graz 1892. S. 4ff.).
583) Kaiser Napoleon hielt am 14., 15. und 16. Mai Revuen auf der Schmelz ab (Geusau, S. 153). Einer dieser Revuen wird Karo-line Pichler beigewohnt haben, wahrscheinlich der am 16. Mai, die besonders glänzend war (C. Bernd, in: Der Wiener Zuschauer. Herausgegeben von J. S. Ebersberg. Wien 1846. S. 1172, nach einem hds. Tagebuch, das mit dem Rosenbaums identisch sein dürfte).
584) Der Tod des Obersten Freiherrn von Engelhardt erfolgte im Hause der Pichler am 8. Mai 1809 (vgl. oben Anm. 426), also zu einer Zeit, wo die Franzosen noch nicht in Wien waren, er konnte daher nicht deren Kriegsgefangener sein (Pichler, S. 345). Die Franzosen rückten erst am Tage des Leichenbegängnisses (iQ. Mai) in die Vorstädte ein (Geuseu, S. 107), also auch nicht am Tage Christi Himmelfahrt (11. Mai), wie die Pichler (S. 346) meint, denn an diesem Tage begann bereits das Bombardement.
585) Über die, zwei Tage währende (21. und 22. Mai 1809) Schlacht bei Aspern, wo Napoleon zum erstenmal besiegt wurde, vgl. die eingehende Darstellung bei Moritz Edlen von Angell, Erzherzog Carl von Österreich als Feldherr und Heeresorganisator IV (Wien 1897), S. 287 ff. Daß der Sieg nicht ausgenützt wurde, hatte keine geheimnisvollen oder anderen Gründe, wie Pichler (S. 348) und viele andere (Lulu Gräfin Thürheim, Mein Leben I, S. 3oof., 3ioff.) meinten, sondern war darin begründet, daß die Eigenart des Terrains eIne.Vernichtung der Besiegten nicht zuließ, waren doch die Donauarme hoch angeschwollen, und daß Napoleon noch über eine starke Reserve verfügte, während die Österreicher ihre ganze Armee ins Treffen gebracht hatten und außerdem keine Munitionsreserve hatten (vgl. Angeli IV, S. 363f.); ein ge-planter Überfall auf die Lobau in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai mußte, da er nicht genügend vorbereitet war, unter-bleiben (Angeli IV, S. 365 ff.). Da Napoleon wieder rührig wurde,
so wurde am 25. Mai die gefährliche Stellung bei der Lobau ver-lassen und die österreichische Armee hinter dem Riißbache auf-gestellt (Angeli IV, S. SÖjff.). — Über die Anteilnahme der Wiener an dieser Schlacht, die auf die Basteien beim Rotenturm-und Stubentor, sowie auf Dächer und Türme eilten, um etwas zu hören oder zu sehen, vgl. Geusau, S. 164. Napoleon verheim-lichte den Wienern den Sieg der Österreicher und das 10. fran-zösische Armeebulletin vom 24. Mai sprach von ungeheuren Ver-lusten der Österreicher, aber von ganz geringen der Franzosen, was direkt lächerlich war, nachdem seit dem 23. Mai ununter-brochen französische Blessierte eingebracht wurden; doch er-fuhren die Wiener den wahren Sachverhalt schon am 24. Mai; vgl. Glossy, S. 73ff.; Schimmer, S. 103ff.; Wertheimer, S. 3of.; C. Bernd in: Der Wiener Zuschauer. 1846. S. 1179ff.; Helfert a. a. O. IX, S. 459 ff.
^^) Franz Weber von Treuenfels, seit 1808 Feldmarschalleutnant, wurde am 22. Mai tötlich verwundet, geriet in Kriegsgefangen-schaft, wurde über eigenes Verlangen,
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