Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben
sollen eh schon wieder am Hinschwinden sein.
Gott jedenfalls wird am jüngsten Tag nicht verfehlen, mich so unverblichen wie unbehelligt und sogar unverderblich hervorzuheben aus meiner kernhaft sehr frommen, jesusnahen, gottseligen Unwissenheit und Aus-allem-Heraushaltung, mit manchen anderen Herzensguten und Wohlanständigen wird er mich emporheben und emportragen ins Empyreum und feierlich und wunderbarlich züchtigen, nein, halt, stop: vielmehr väterlich ans Herz drücken und wg. Tapferkeit wider den bösen Feind und allg. Widersacher prompt im Sinne der göttlichen Gerechtigkeit ohne Unterlaß besingen. Bzw. entlöhnen. Oder jedenfalls entlohnen. Dies sei euch, ja zumal euch, inmitten dieses meines gegenwärtigen »Seins-zur-Rente« (Michael Klonovsky) hin schon mal mitgeteilt und ausgemacht. »Denn der Herr ist freundlich, und seine Gnade währet ewiglich und seine Wahrheit für und für« (Psalm Nr. 100). Wer es verstehe, verstehe es und folge mir nach.
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Halten zu Gnaden, bittschön, aber diese meine allgemeine und soweit bekannte Technologie- und Fortschrittsaversion entband mich zumal und spätestens nach der Jahrtausendwende nicht der Einsicht, daß das Staats- ja womöglich Menschheitswohl des »gemeinen Besten« (Wehler I, S. 234) letztlich in der Spätfolge von Adam Smiths Lehre im Verein mit einer praktischen allg. Demokratisierung nur und ausschließlich über jene einst von der Kritischen Theorie befehdete oder sei’s als Grille belächelte oder auch mitunter verunglimpfte Schiene sozialer Befriedung, ja Befriedigung führen könne, ja glimpflich genug führen müsse. Man bedenke, daß mein Kind Elfriede, von mir zuweilen zärtlich auch »Ferdl« genannt, inzwischen auch schon 28jährig in Paris an der Sorbonne und später auch in Harvard erfolgreich Kybernetik und Eventmanagement studierte und sodann mit dem Diplom »summa cum laude« promovierte und heute schlauerdings beste Chancen hat, an einer nordfränkischen Universität eine Professorinnen-Karriere in den gewissermaßen dioskurischen Gabelungsfächern Business-Culture-Coaching sowie Verfassungswirklichkeit und Verfassungsschutz zu starten.
Soviel dazu. Daß vor dem Hintergrund meiner eigenen essentiell ideologiekritischen Grundzurüstung die in Rede stehende Causa in einem Circulus kulminieren könnte, kümmert nicht. Oder halt kaum.
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Was ich selber gern geworden oder wenigstens gewesen wäre: »erbuntertänig« (Wehler, 1987, S. 172), was immer das sein und gewesen sein mag.
Aber, es hat nicht sollen sein.
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Die vielleicht genuin-genialste und zugleich populärste Melodie, melodisch-rhythmische Eingebung, des gesamten 19. Jahrhunderts habe keinen allseits bekannten und geläufigen und entsprechend gefeierten Erfinder? Nein? Also gut, haben Sie schon mal von Sebastian Iradier (auch: Yradier) gehört? Geboren 1809, gestorben 1865?
Nein? Dann erforschen Sie zu Ihrer Strafe und zu ihrem Heil wenigstens den Titel der betr. Weise!
Ich habe sie übrigens schon als 9jähriger auf dem Akkordeon geboten, rhythmisch passabel und die Terzketten auch nicht schlecht; ich biete sie heute zuweilen noch; z.B. zusammen mit meinem Freund Michel Gölling (Waldhornsimulation) beim Mühlenwiedereinweihungsfest 2007 in Öd. Weitab von Havanna.
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Der ununterbrochen und unentwegt verkniffene, der dabei sogar wie absichtsvoll unermüdlich verkniffen dreinschauende Edm. Stoiber, fraglos eine der absonderlichsten Ideen Gottes in der Geschichte, wurde, ehe es dann 2008 zu seiner definitiven Entfernung aus dem Amte kam, von seinem Volk wegen seiner Neujahrsfrohbotschaft im Hinblick auf die Relativität der Zeit insbesondere auf den Rapidschnellstrekken Münchner Hauptbahnhof-Franzjosefstraußflughafen und überhaupt dann ganz Bayerns ex negatione richtiggehend noch geliebt, annähernd schon verehrt. Beinahe noch eindrücklicher aber, was der Ministerpräsident bei ähnlicher Gelegenheit über die »flodernden Luden« und »gludernden Loden« o.ä. zusammenseierte. Und noch ausdrucksvoller, was er, ein wahrlich Sonderlicher vor anderen, kurz vor seinem Bayernführer-Hinschied bei Gelegenheit einer Art Pressekonferenz über die spätestens jetzt nachzukorrigierende Ausländerproblematik speziell der »Kindernachzugsalterabsenkung« ins Rennen schickte und ins Mikrofon zu befördern wußte.
Ich sah ihn, Stoiber, einmal ganz nah, aus zwei Metern Entfernung, im Dienstwagen nach einer Aufführung des »Tannhäuser« vorm Bayreuther Festspielhaus; als er,
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