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Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eckhard Henscheid
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Judentabus geht wohl auf meine Kappe.
    Allerdings mit einer gewissen Heldenhaftigkeit prunken kann ich »guten Gewissens« (Heino Jaeger) bei den zu Beginn nicht im mindesten absehbaren Spätfolgen der Interview-Sache, mit der ich den gültigen Demokratenkonsens als nunmehr Ewiggestriger verlassen hatte. Nämlich 2003 und 04 in Gestalt zweier Lesungen in Hannover und einer in Nürnberg, die unter verdecktem Polizeischutz stattfanden; was durch Drohungsankündigung irgendwelcher kläglich verblendeter antifaschistischer »Autonomer« notwendig geworden war; und obwohl es bei den Lesungen einmal um eine Adorno-Würdigung zum 100. Geburtstag und zweimal um den Beginn meiner »Werkausgabe« mit einem Rückgriff auf die vollsozialistischen »Vollidioten« ging.
    In kürzester Zeit war ich also vom Links- zum Rechtsradikalen mutiert, wenn ich’s recht verstanden habe zum verfassungsschutzverdächtigen Staatsfeind. Na bitte. Man beherzige das fortan.
    *
    Was es, z.B. schon am 15.04.02, alles gibt: z.B. Buchtips von www amazon.de, versehen mit der zusätzlichen Information: »Kunden, die Bücher von Eckhard Henscheid gekauft haben, haben auch Bücher dieser Autoren gekauft«, nämlich:
    Wiglaf Droste
    Max Goldt
    Klaus Bittermann
    Alan Sokal
    Günter Grass.
    Ja mei, der Internet-Leser oder -User oder wie er grad heißen mag. Meine späte Ergänzungsinfo: drei der fünf Genannten sind mir genehm, aber die zwei anderen?!? Tztztz. Oder drückt man das im Neu-Infantilensprech ganz anders aus? Höhöhö?
    Triftiger schon, was auf der Rückseite des Ausdrucks steht: »Kunden, die dieses Buch« – von Eckhard Henscheid – »gekauft haben«, haben auch dieses gekauft:
    »Die schärfsten Kritiker der Elche. Die Neue Frankfurter Schule in Wort und Bild. Von Oliver Schmitt«.
    Hat mein probatum est. Zugeschickt hat mir die Information eben jener Oliver Maria Schmitt. Der dafür allerdings einen Verweis kriegt. Wenigstens eine Mahnung. Wegen zu viel Surferei vulgo: infantil-unsinniger Neugier.
    Was allerdings die Koinzidenz mit Grass betrifft, da macht sich Daniel Arnet in der Schweizer Wochenzeitschrift »Facts« (5/07) soweit zu Recht lustig über diese »unmittelbare Nähe«: »Ausgerechnet Eckhard Henscheid!« Denn der halte doch die »Blechtrommel« für ziemlichen Mist. Dann aber zitiert der deshalb Löbliche meinen alten Aufsatz von 1982 ganz korrekt: Der Roman Grassens sei »ein Syntheseprodukt des wässrigsten Zeitgeistes«.
    Im Trostlosen des tristest walkenden Betriebs sei hier immerhin halbwegs getrost festgehalten: Wo alles Gedächtnis perdu scheint, wo vor allem vermeintlich keine irgend vom Mainstream abweichende Meinung mehr einen Adressaten erreicht, da sind zumindest die Schweizer auch nach 25 Jahren noch hochgebildet zitatfest.
    Und vielleicht nicht sie allein. Zu irgendeinem runden Böll-Geburtstag macht sich im Hamburger Boulevardblatt ein Quidam eine Seite lang verantwortungsvoll wichtig; das einzige, woran er sich aber, Böll betreffend, zumindest einigermaßen erinnert, das ist meine von ihm gleich eingangs aufgeführte verbotene Schmäh-Invektive von 1991.
    Die List des Weltgeists sei abermals bekümmert eingeräumt. Bis auch dieses Fach dann bald ausgeräumt ist. Und ich in der neuen » SZ Bibliothek Humor« von 2011 mit einem Roman direttissima neben Satiren jenes Böll positioniert bin. Einfach so. Ohne List.
    *
    Ein Märtyrer für die Kunst, für die Literatur und vor allem für die Geistesfreiheit, ein Märtyrer wie Hüsch, Zwerenz oder z.B. auch Schorlemmer, ein Märtyrer war ich vermutlich nie, nein, war ich fast selten. Aber immerhin zweimal, 2003 und 2004, fanden, man darf es schon zweimal erwähnen, Lesungen mittel- und unmittelbar unter Polizeischutz statt. In einem Fall, in Hannover, vor den Augen und Ohren eines Beamten, der vorm Fenster des Buchladens stand und irgendwelche (gegen mich gerichtete? von mir ausgelöste?) Unruhen erwittern sollte; im andern Fall mehr im Vorfeld einer Lesung und vorm Hintergrund geplanter, wenn nicht Mord- so doch Protestaktionen gegen mich. Mich, der, wie ich gelegentlich zu lesen kriegte, vordem sogar das Imago eines prototypischen »Vorzeigelinken« (so die häufige Phrase) an sich haften gehabt hatte, was ich immer sehr übertrieben fand – und der nun also plötzlich ein Rechter, ein Rechtsradikaler, zumindest für irgendsoeine belämmerte Gesinnungspolizei, für die jetzt allzeit und allüberall verbissen lauernden Antifa-Correctheits-Kreise zum

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