Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eckhard Henscheid
Vom Netzwerk:
tut mir leid. Die betreffenden Autorenklagen sind hinlänglich bekannt, etwas ermüdend wiederholen sie sich; in meinem Fall trompetete früh die Klage nur etwas gellender: Sie lesen nicht nur aus jedem Roman, jeder Romanszene fälschlich meine Vita heraus, sondern, schlimmer, ihre eigene. Die Wiedererkennbarkeit von Leben in Romanen ist also nicht bloß eine stereotyp eingleisige, bestenfalls teilwahre, sondern auch eine oft frappant eingebildete und – aber lassen wir das. Wenig höflich fasse ich zusammen, was ich vor vierundzwanzig Jahren in einem Interview ein für allemal kanonisch zu Papier gebracht: »Man sollte sich vom substantiell fast immer banausischen Leserlamento nicht verwirren lassen. Der Leser hat meist nicht die geringste Ahnung, was einem Spitzenautor jahrelang zum Beispiel an epischen Allerschwerstüberlegungen durch den Kopf rumpelt, ehe jener Leser sich dazu auch noch seine unbedarfte Meinung macht.«
    Ein aktuellerer Nachtrag doch noch zu den Gombrowiczschen Unsinn plappernden Fachliteraten, speziell den Kritikern oder Literaturprofessoren. Sie haben aufgeholt, und das im rasentesten, lebensgefährlichsten Tempo! Um es mit einem Unfall außerhalb meines eigenen Genres leuchtend zu illuminieren: Im »Conrady«, der gewaltig dicken umfassenden Jahrtausend-Gedichtanthologie des Prof. Karl Otto Conrady von 1977, kommen zwar in der Erstauflage innerhalb der Jüngsten z.T. noch Lebenden nur Säkularkoryphäen vor wie Bruno Hillebrand, Beat Brechbühl, Mathias Schreiber, Karin Kiwus und Erich Arendt, er, Erich Arendt, vor allem; zwei bis drei Jahrzehnte später aber tatsächlich auch schon die vorher schmerzhaft absenten Ror Wolf, Robert Gernhardt und, so gut der sich auch versteckt hielt, sogar F.W. Bernstein. Obwohl gerade diese drei gerade in ihrem Frühwerk bereits am heftigsten brillierten.
    Hoffentlich holte sich der Kölner Professor dabei keinen Herzschlag wg. Überbeschleunigung.
    *
    »Liebe ist die Fähigkeit, Ähnliches im Unähnlichen wahrzunehmen«, schreibt Theodor W. Adorno in den Minima Moralia von 1951. »Kultur heute schlägt alles mit Ähnlichkeit«, wußte Adorno dagegen schon im Kulturindustrie-Kapitel der Dialektik der Aufklärung von 1947. Welcher Adorno hat nun recht? Kann Plato vermitteln, der die Liebe als »mittleren Zustand zwischen Haben und Nichthaben« erkennt und so den »Genius des Krieges« (Max Scheler, 1915) noch inmitten des mit sich selber streitenden Adorno zu Ruhe bringt? Oder fragt es sich doch, ob im Falle Adorno, was Karl Kraus (Fackel 657, S. 154) 1924 anläßlich Ehrensteins beklagt, »sein Reichtum an Einfällen, die sich jagen, weil es ihnen voreinander graust«, so groß ist, daß man noch über Karl Moors Klage, ihn »ekle vor diesem tintenklecksenden Jahrhundert«, weit hinaus mit einem gewissen B.B. Ionson nur zusammenraffen kann: »Theodor Adorno kann man ja gar nicht oft genug zitieren. Selbst seine albernsten Einfälle geben bei etwas gutem Willen immer noch eine Andeutung von Sinn«, bei allem aber ohnehinnigen »Schwund der Sinnvorräte« (Bernstein d.Ä.). So daß am Ende »die Trauer, die so viele junge Leute beherrscht« (Elis. Flickenschildt, um 1965), eine Trauer mit »nichts als Punk und Pils und Staatsverdruß im Kopf« (Max Goldt, QQ , S. 143) zwar zumal vor der ragend sich hochreckenden Martin Walserschen Frage »Gab es etwas Aussichtsloseres als den Geschlechtsverkehr?« (Der Augenblick der Liebe) nochmals zu eskalieren scheint, ja richtiggehend zu explodieren droht; sich aber doch wieder soweit beruhigt und sich’s nicht anfechten läßt, sobald dann irgendwann »alles wieder zurechtgebumst« (Walser, Lebenslauf der Liebe, S. 136) wird, und Adorno möglichst voll mittenmang dabei.
    *
    »Hurra!« – »Iwo!« Wenn Verleger Briefe mit diesen beiden Worten beginnen, sollte man sie eigentlich sofort verlassen. Ich habe es zu spät erwogen und den meinen mithin erst mit zwölf Jahren Verspätung wieder verlassen.
    »Herrje!« wäre aber als Briefanfang vielleicht noch eine Idee reifer gewesen.
    *
    Das Giftkraut der Langeweile? Die Pest aus Dauerzank und Hader? »Die Hölle von Elend im Ehestande« (Moritz, Anton Reiser)? Ach was. Kein Sterbenswort wahr. Sondern alles eitel Gold.
    »Es gibt keinen verrückteren Gedanken als den, die deutschen Völker in einem Deutschland zu vereinigen« (Fürst Metternich). Jedoch Ehen zwischen Mecklenburgerinnen und Bayern gedeihen hundertdreißig Jahre später la:
    Meine Hochzeit inklusive

Weitere Kostenlose Bücher