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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Daraufhin hat er die Scheibe eingeschlagen, um durch das Fenster zu klettern. Hier, siehst du die Spuren an der Wand? Da ist jemand auf das Fensterbrett gestiegen. Die Erde rundherum ist wie umgegraben. Der Täter hat sich bemüht, seine Spuren zu verwischen. Wahrscheinlich verließ er das Haus auf demselben Weg und brachte das Gitter notdürftig wieder an seinen Platz. «
    In der Küche konnten sie hören, wie Michael mit ruhiger Stimme fragte: »Womit hat man deiner Meinung nach das Gitter entfernt?«
    »Mit einer Eisenstange, schätze ich. Möglicherweise findet man sie irgendwo in der Nähe.«
    Die Stimmen entfernten sich, und einige Minuten später waren die beiden wieder in der Küche. Schaul kniete unter dem Fenster, und während er mit einer kleinen Bürste die Glasscherben in einen Nylonsack kehrte, den er vorsichtig in seinem Koffer verstaute, sagte er: »Siehst du, das zerbrochene Glas fiel nach innen, und der Eindringling hat das meiste aufgekehrt, aber ein paar Splitter sind liegengeblieben. Nachdem er ausgestiegen war, hat er versucht, das Gitter wieder einzusetzen.« Schaul wandte sich an Hildesheimer und fragte nach dem Mülleimer. Der Alte wies auf den üblichen Platz unter dem Spülbecken.
    Schaul erhob sich, öffnete vorsichtig den Küchenschrank, zog den Mülleimer hervor und bestäubte ihn. »Bestenfalls finden wir Spuren von Handschuhen«, sagte er und deutete auf den Eimer: »Hier ist das ganze Glas. Sicher könnten wir mit vernünftigem Licht draußen Fußspuren sichern.« Er verließ das Haus und kehrte mit zwei großen Taschenlampen zurück, von denen er eine Michael reichte: »Komm, bevor ich um Verstärkung bitte.« Aufs Neue gingen die beiden in den Garten. Zila lehnte an der Wand und sah nach draußen, wo große Strahlenbündel die Dunkelheit durch brachen, wann immer eine Lampe gehoben wurde. Dann rief Michael vom anderen Ende des Gartens nach Schaul, und nach einigen Minuten kam Michael in die Küche zu rück und nahm die große, schwarze Tasche mit hinaus. Als die beiden wieder die Küche betraten, hielt Schaul einen Abguß in der Hand, zeigte ihn Zila stolz und sagte: »Wer glaubt, er könne nach einer Woche Regen seine Spuren hinter sich verwischen, ohne zu fliegen, irrt sich. Schau her, wie schön man die Sohle sieht. «
    Zila schaute neugierig auf den Abdruck und fragte, ob man etwas Besonderes erkennen könne.
    »Nein«, sagte Schaul, und seine Stimme klang schon weniger euphorisch. »Ein Sportschuh, scheint mir. Aber am nächsten Morgen bin ich immer klüger.« Er legte den Abguß auf den Küchentisch, sagte, daß er völlig trocknen müsse und streifte die Handschuhe ab.
    »Moment«, ließ sich Hildesheimers Stimme vernehmen. »Ich begreife nichts mehr. Man hat doch den Hausschlüssel vom Bund genommen. Der Hausschlüssel war nicht mehr am Bund. Warum mußte man dann das Fenster einschlagen?«
    Alle schwiegen. Michael war der erste, der sprach, zögernd, fast zu sich selbst: »Zunächst befanden sich keine Notizen und Schlüssel in ihrer Tasche. Als wir dann hierher kamen, um eine Kopie des Vortrags zu suchen, war kein Schlüssel am Schlüsselbund. Wir fanden keine Abschrift des Vortrags, kein Patientenverzeichnis, keinen Terminkalen der. Und jetzt stellt sich heraus, daß man durch das Küchenfenster eingebrochen ist und beinahe fachmännisch den Einbruch tarnen wollte. Die Frage ist, ob es den Einbrechern vielleicht um etwas anderes als die Papiere ging. Haben Sie den Eindruck, daß Wertgegenstände fehlen?« fragte er Hildesheimer, der den Kopf schüttelte und sagte: »Auf den ersten Blick nicht, nein. Die sehr wertvollen Bilder sind alle da. Aber ich denke, daß man die Familie fragen muß. Mir ist immer noch nicht klar, weshalb man einbrechen muß, wenn es einen Schlüssel gibt?«
    Michael erwiderte zögernd, daß er es nicht wisse. »Ich kann mir nur vorstellen, daß der Schlüssel nicht gepaßt hat, daß man die Tür nicht anders aufbekommen hat, ich weiß wirklich nicht. Man muß darüber nachdenken.«
    »Wenn Wertgegenstände fehlen würden, wenn im Haus Unordnung herrschen würde, könnte man an zwei verschie dene Täter denken«, sagte Zila. »Aber so, wie es jetzt aussieht, leuchtet das wirklich nicht ein. Es sei denn, es gab ein Problem mit dem Schlüssel.«
    Michael bat Hildesheimer, dennoch zu prüfen, ob nichts von den Wertgegenständen verschwunden sei, und beide gingen ins Wohnzimmer hinüber. Die Augen des Alten schweiften über die Möbel und Bilder, über

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