Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
fragte Dina Silber zögernd, »Sie meinen, zu Hause oder so etwas?« Nein, er meine nicht zu Hause, er meine hier, in seinem Büro, nach der Beerdigung. »Aber ich habe ab drei Patienten.« Sie war nervös und betonte jede Silbe. Er konnte sich ihr schönes, ängstliches Gesicht vorstellen, als sie fragte: »Arbeiten Sie denn nach neun?« Michael lächelte und sagte, sie würden vierundzwanzig Stunden arbeiten, »wenn es sein muß«.
    Es herrschte Schweigen, dann sagte sie: »Ich kann Ihnen die Telefonnummer und den Namen des Mädchens, das ich an Eva Neidorf zur Behandlung empfohlen habe, auch telefonisch geben. Könnte man dann auf ein Gespräch heute Abend verzichten?«
    »Möglicherweise«, sagte Michael. Etwas hielt ihn davon ab, sie zu bitten, die Behandlungen abzusagen. Es gab keinen Revolver wie bei Linder, und er war nicht sicher, ob er mit der Familie der Ermordeten bis neun fertig sein würde. Am Ende bat er sie, am nächsten Morgen in sein Büro zu kommen.
    »Um wie viel Uhr?«
    Er überschlug die erforderliche Zeit für die morgendliche Lagebesprechung und sagte: »Um neun, aber halten Sie sich bitte den Vormittag frei, wenn es keine Probleme bereitet.« Es würde Probleme bereiten, Michael wußte das, und er wunderte sich, daß sie widerspruchslos die diktatartige Beschreibung des Weges zu seinem Büro entgegennahm.
    »Ich habe dich gesucht, aber du warst nicht da, ihr wart alle verschwunden«, sagte Zila, »was war los?«
    Michael beschrieb ihr so emotionslos wie möglich die Ereignisse des Morgens.
    »Und was nun?« fragte Zila verstört. »Wie können wir jetzt alle ausfindig machen? Wir können doch keine Anzeige in die Zeitung setzen und alle Patienten Eva Neidorfs bitten, sich bei der Polizei zu melden.«
    »Das hätte schon deshalb wenig Sinn, weil wir es mit jemandem zu tun haben, der mit allen Mitteln versucht, anonym zu bleiben. Er war heute morgen bereit, ein sehr großes Risiko einzugehen«, sagte Michael nachdenklich. »Aber Gott sei Dank gibt es die Banken! Wenn ich an die Zeiten denke, als alles auf Tauschhandel basierte! Ich begreife nicht, wie die Polizei damals gearbeitet hat.«
    Eli betrat das Zimmer und sagte, es sei bereits halb eins, sie müßten gleich zur Beerdigung. Aber als er Michaels letzten Satz hörte, sagte er mit plötzlicher Lebhaftigkeit: »Du willst also die Person über die Banken ausfindig machen?«
    Michael nickte. »Seht, insgesamt waren es acht Stunden in der Woche, von denen wir nicht wußten, was Eva Nei dorf gemacht hat. Davon haben wir sechs geklärt. Vier Stunden in der Woche widmete sie der Analyse dieser Ärztin im Margoa-Krankenhaus, Chedva Tamari, die die Auf nahme ins Institut beantragt und noch immer keine Ant wort erhalten hat. Und zwei Stunden beschäftigte sie sich mit einer Patientin, deren Namen ich noch nicht kenne, aber das wird sich morgen klären, wenn ich mit Dina Silber gesprochen habe. Es bleiben also nur zwei Stunden übrig. Nachdem wir mit allen gesprochen haben, werden wir auch wissen, an welchem Tag und zu welcher Tageszeit jeder kam. Dann wissen wir auch, wann diese zwei Stunden stattgefunden haben. Wenn wir alle Zahlungseingänge durchsehen, können wir – ich hoffe und bete – auch diesem Patienten beikommen. Und seit heute morgen wissen wir wenigstens, daß wir es mit einem Mann zu tun haben.«
    Eli öffnete den braunen Umschlag und sagte: »Wer sagt dir, daß der Täter alleine vorgeht? Ich weiß nicht: Für mich sieht das nach Teamarbeit aus, die ganzen Einbrüche und alles.«
    »Also, was sitzen wir hier herum? Wir brauchen eine richterliche Anordnung. Wir können nicht einfach in die Banken gehen und Kontoeinsicht verlangen«, sagte Zila aufgeregt.
    Michael sah auf seine Uhr. »Fast eins, wir müssen zur Beerdigung. Anschließend werde ich nach Bethlehem fahren. Eli kommt mit. Also kannst du dich um die Banksache kümmern, Zila. Abends werde ich die Familie besuchen; mal sehen, was dabei herauskommt. Eli, du kannst Zila helfen, sobald du aus Bethlehem zurück bist. Ihr werdet dann vielleicht heute schon mit der Vernehmung von Leu ten beginnen können, die auf der Party waren. Und Zila kriegt raus, wie viel Bankkonten wir durchsehen müssen, denn es geht um alle Konten, auf die sie Schecks von Patien ten eingezahlt hat. Diese Schecks werden im Keller der Bank deponiert. Durch sie werden wir hoffentlich feststellen können, von wem die Einzahlungen stammen. Am Ende werden wir ihn drankriegen«, sagte er in ersticktem Zorn, »aber

Weitere Kostenlose Bücher