Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Hängen große Reisigfeuer angezündet. So, dass die ganze Bergkette, die Pottenstein umschließt, von diesen Feuern beleuchtet ist. Unten findet dann ein Gottesdienst statt mit einer Prozession. Der Priester kommt mit Gläubigen zu einem Rundgang aus der Kirche, und ihr Gesang und die Musik der Bläser schallen herauf. Wenn man dann hier oben steht und auch noch Schnee liegt wie jetzt, ist das sehr romantisch.«
»Eine tolle Tradition. Schade, so etwas haben wir nicht. Ich muss dann in den nächsten Jahren darauf achten, dass ich am - 6. Januar hast du gesagt? – hier bin. Das will ich erleben!«
In Lene schlich sich wieder ein Gefühl von Freude ein. Die Gewissheit, dass er wiederkommen würde. So wie sie sich sicher war, dass sie zu ihm fahren würde. Schon bald irgendwann.
Dann klingelte gestern ihr Handy. Als sie abnahm, hörte sie M ariannes aufgeregte Stimme. Plötzlich versank ihre Umgebung, sie lauschte nur noch dem, was die Freundin erzählte. Sie strahlte Mike an, nahm ihn wieder wahr.
»Schick sie nur sofort – per Express. O Marianne, du bist toll. Das gibt es doch gar nicht. Natürlich sage ich dir Bescheid, ob sie geholfen hat.« Sie klappte ihr Handy zusammen.
»Du glaubst es nicht! Marianne ist heute schon zum dritten Mal Ski gefahren seit unserem Besuch – es ist herrliches Wetter in Hinte rglemm. Sie hatte ihre Enkel dabei und plötzlich sagte Pablo, dass er mal müsse. Also sind sie in der Breitfußalm aufs Klo. Es war sehr voll, klar, an einem Sonntag bei der Schneelage. In den letzten Jahren war die Saison immer öfter bereits ab dem ersten Dezember in vollem Gang. Ihre Skier hatten sie deshalb weiter hinten abgestellt, und als sie Pablos Skier befestigte, sah sie unten etwas Schwarzes hinter einem Brett hervorschauen. Nur einen Moment. Elektrisiert hob sie das Brett an. Es war schwarze Wolle, soviel konnte sie sehen. Sie zog den noch vorsorglich mitgeführten Plastikbeutel aus ihrer Skijacke und fasste damit zu. Und es war eine Skimaske!!! Sie hat sie gefunden. Es ist unglaublich. Morgen schickt sie sie per Express. Ich bin so aufgeregt. Es war also die richtige Idee. Und wir haben die DNA des Unfallverursachers. Wenn er dann noch zu einem unserer Verdächtigen passt … Himmel, ist das mal wieder ein Knüller.«
Sie freuten sich beide wie Kinder. Endlich würde es weitergehen. Und sie würden wissen, wer Sven verletzen oder töten wollte. Wenn die DNA passte.
Beim Abstieg dachten sie über Rike nach und über Uwe Walther.
»In jedem Fall ergreift man irgendwie Partei. Ich hätte gern Uwe Walther als erbgierigen Täter und bloß nicht Matthew Shiller. Bob ginge auch, Jessica lieber nicht. Ganz schön unprofessionell, nicht?«
Mike lachte. »Mir geht es nicht anders. Und denke daran, wie wir beide uns damals einig waren, dass bloß nicht Fred Masters der Mörder deiner Cousine und von Marc sein sollte. Manche Menschen mag man eben, andere weniger. Andererseits sind wir beide genug Profis um dann eher noch genauer hinzusehen, gerade bei denen, die wir nicht in Verdacht haben wollen. Mrs Jessica Shiller zu Beispiel könnte sehr wohl ihre Nebenbuhlerin erschlagen haben. Eifersucht ist einfach ein starkes Motiv. Und Bob, der smarte Bob könnte es ebenfalls gewesen sein.«
»Und die Kids muss ich mir auch noch einmal vornehmen. Besonders Ste ffi und Max. Steffi als Vertraute von Sven und Max das Bindeglied. Oder Steffi als die Ursache. Wie man will. Und zudem war Max nicht bei seiner Gruppe, gerade zur Zeit des Vorfalls.«
Es war so befriedigend mit ihm den Fall zu analysieren. Gleic hklang auch hier. Wann wir wohl zum ersten Mal streiten, dachte sie. Aber vielleicht liegt es an der Kostbarkeit der kurzen Zeit, dass wir uns auf das Wesentliche beschränken.
Und das Wesentliche war nun mal dies. Sie sah ihn an, legte ihre Arme um ihn, und als er den Kopf hinunter zu ihr neigte, dachte sie nur, das ist es doch. Das Wesentliche eben.
Ihr Handy schrillte. Jetztzeit. Sie fand sich immer noch im Badezimmer wieder und riss es hoch um zu vermeiden, dass Mike geweckt wurde. Es war Kalle.
»Hej, wo bleibst du? Ich warte schon hier unten.«
»Komm lieber rauf, aber sei leise. Wir müssen ihn doch nicht wecken. Hab auch Kaffee für dich.«
Kalle hatte Brötchen besorgt, und sie integrierten ihr Frühstück in die Morgenbesprechung. Diesmal nur zu zweit. Sie wollten erst am Nachmittag ihre Truppe zusammentrommeln und sehen, wie weit die mit ihren Aufträgen g ekommen waren.
Kalle schmierte
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