Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
überzeu gte Single-Frau. Aber ich darf mal wieder ausstellen. Ich habe schon sieben neue Bilder gemalt.«
Dabei sah sie richtig glücklich aus, so dass Lene eine innere Wärme fühlte. Und Stolz. Seit sie sich vor fast drei Ja hren von Eric getrennt hatte, war Sophie ein oftmals frustrierter Single gewesen.
Am Nachmittag gingen sie wandern. Es hatte aufgehört zu schne ien. Lene blieb mit Sophie und Susanne hinter Mike, der sich mit Jonas unterhielt. Beide unterstrichen wieder, wie sehr sie Mike mochten.
»Aber trotzdem scheint dich etwas zu beschäftigen. Stimmt i rgendetwas nicht bei euch?«
Lene sah sie verblüfft an. Ihre sensible Tochter.
»Nein«, widersprach sie, »mit Mike und mir ist alles wundervoll in Ordnung. Nur unser Fall hier dehnt sich immer mehr aus. Ich weiß ja, dass ihr schweigen könnt – und das müsst ihr. Ich darf euch das gar nicht erzählen, aber ich brauche frische Gedanken. Zumal auch junge Leute darin verwickelt sind. Außerdem ist es so eine unglaublich berührende Liebesgeschichte.«
Sie erzählte von Melanie und Matthew, von ihrer Liebe, dem Wi edersehen, von Svens Unfall. Von Steffi, Max und Kilian. Von dem Versicherungsgeld, von Jessica und Bob und dem Holz. Von Rike und Uwe und den Kindern, soweit sie das konnte, ohne die polizeilichen Einzelheiten. Sie wusste von der Sophies Verschwiegenheit.
Dabei waren sie über die wunderschöne schneebedeckte Hochebene g elaufen, ihre Spuren im frisch gefallenen Schnee hinterlassend. Kurz vor der bewaldeten Senke blieben sie stehen, da Sophie stoppte.
»Das ist ja mehr als verworren. Das muss ich erst mal sortieren. Du meine Güte.« Sie machte eine kurze Denkpause. »Ich würde mich noch einmal mit dem Skiunfall beschäftigen. Denn hier wäre am ehe sten das Motiv zu erkennen. Geld oder Eifersucht. Also dringend tatverdächtig sind die Erben – die Großmutter war damals schon tot, und das wusste zumindest Uwe - und Bob, von dem wir nicht wissen, ob er von der neuen Verwandtschaft seines Onkels wusste. Ein Eifersuchtsmotiv hätte Max. Schwarze Jacke hat er ja – aber mit gelben Streifen. Was aber, wenn er die kurz umgedreht gehabt hätte? Auf links, meine ich? Dann wäre sie einfarbig schwarz.«
Lene schnaufte auf. »Das ist es! Wie konnte ich nur daran nicht denken! Das bringt alles wieder ins Spiel. Nun muss ich nur noch herausfinden, wer ihn oben am Hang gesehen hat zur Zeit des U nfalls. Wenn es da keinen Zeugen gibt, nehme ich ihn mir in die Mangel. Und weißt du was? Das gilt auch für Uwe – das mit dem Auf-Links-Drehen. Toll. Einfach genial.«
Und während Sophie und Susanne ihr verdutzt nachsahen, rannte sie schon zu Mike um ihm die Neuigkeit zu erzählen. Es würde weitergehen mit den E rmittlungen.
Sie schlitterten fröhlich hinunter auf den Waldwegen bis zu der versenkt liegenden, kleinen Kirche, deren schwere Holztüren nicht abgeschlossen waren. Die Wendeltreppe zum Chor hatte es Mike besonders angetan. Ehrfürc htig strich er über das alte Holz. »Wie gut sich das anfühlt«, murmelte er. Der fränkische Barockaltar beeindruckte ihn in seiner Schlichtheit.
Als sie später im Gasthof Wiethaler in Neunhof um den Holztisch saßen, fragte er nach der Bedeutung des großen alten Fotos über i hrem Tisch. Jonas erklärte ihm, dass das der Gesangsverein war, 1920 gegründet und das Foto wohl von 1962. »Sie sehen alle so ernst aus«, meinte Mike, »wie auf dem anderen Foto bei dem Gänseessen.« Ach so, die drei Linden in Kalchreuth, dachte Lene, während Jonas die Überschrift übersetzte:
Rein wie Gold,
stark wie Erz,
ist des deutschen Sängers Herz.
Klang nach 1920. Der Slogan dieser ernsten Truppe? Lene ließ ihren Blick über die weitere Einrichtung streichen. Wandpaneele, auf denen Krüge und alte Biergläser standen, die Vorhänge mit grünen Leinenbändern zusammengefasst, auf den Fensterbrettern kunstgewerbliche Stofftiere mit viel Charme. Sie war immer gern hier, mochte den Kachelofen mit der weißgefliesten Küche dahinter, den freundlichen Wirt hinter dem Tresen, die Overstolz-Blechreklame aus den 50er Jahren an der Wand. Das alles zusammen mit der guten Küche und den zufriedenen lautstarken Gästen ließen sie oft nach Spaziergängen hier landen. Nun sah sie noch einmal alles neu, mit Mikes Augen. Schön war das.
Plötzlich ließ Susanne die Gabel fallen. »Habt ihr schon mal daran gedacht, dass sich Max vielleicht für die Verha ftung von Kilian rächen wollte, die ihm quasi als Schlusspunkt unter
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