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Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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es innerlich warm, so liebevoll fand sie diesen Wunsch. »Es ist ganz in der Nähe. Komm.«
    An der Stelle der früher abgebrannten, alten Brauerei standen jetzt, über hundert Jahre später, eine neue moderne Brauerei und ein dazugehörendes einladendes Gasthaus. Erst in den letzten Jahren waren beide Gebäude weiter ausgebaut und renoviert worden, das sah man. Dann bogen sie in die kleine Sackgasse ein und standen vor dem Haus, das kläglich heruntergekommen und verwohnt wirkte. Lene tat es weh, es so zu sehen. War es doch immer der Traum ihrer Mutter gewesen, es zu renovieren – damals wäre das noch möglich gewesen – und dann darin zu wohnen. Nur ein alter, zerzauster Rosenstock erinnerte noch daran, dass dies früher ein geliebtes Heim gewesen war. Lene ging ums Haus herum und Mike folgte.
    »Schau nur, hier ist das Fenster, aus dem die kleine Elise und die erwac hsene Marge geklettert sind.«
    »Und der große Obstgarten?«, fragte er. Er hatte sich a lles gemerkt.
    Sie sahen auf die eintönige Wohnsiedlung mit Fünfzigerjahre-Häusern, engen Wohnungen mit kleinen Fenstern, ohne Balkon. Eine mehrstöckige Miet shäuserreihe hinter der anderen erstreckte sich bis hinunter zum Fluss.
    »Der ist verschwunden. Meine Großmutter und ihre Schwestern haben das ganze Riesengrundstück verhältnismäßig kurz nach dem Krieg an diese Wohnungsbaugesellschaft verkauft. Zum Entsetzen meiner Mutter, wie g esagt. Denn sie haben es praktisch verschenkt. Ein Wahnsinn. Es wäre später ein Vermögen wert gewesen. Tja, deshalb bin ich immer noch eine arme Kommissarin und keine reiche Erbin«, witzelte sie und kuschelte sich in seine Arme. Wie immer überkam sie die Traurigkeit, wenn sie hierherkam und diese anonyme Mietskasernen sah. Und das tote Haus ihrer Vorfahren.
    »Wir machen einfach die Augen beinahe zu, sehen nur noch den Schnee auf den Obstbäumen, die sich bis hinunter zur Regnitz erstr ecken. Siehst du es auch?«
    »Ich sehe es«, hörte sie seine Stimme über sich und fühlte seine Lippen auf ihren. »Meine reiche Erbin«, nuschelte er dann in ihr Haar.

Kapitel 6
    Ich träumte eines Nachts,
    Du wärst bei mir
    Und ich war glücklich.
    Dann bin ich aufgewacht
    Und alles war unwirklich. –
    Ich träumte in einer zweiten Nacht,
    Du wärst bei mir
    Und ich bin glücklich.
    Dann bin ich aufgewacht
    von deinem Kuss
    und es war wirklich.
    Lene hatte versucht, die Strophen für Mike zu übersetzen. Er gab ihr einen schnellen Kuss.
    »Wie bei uns«. Er hatte recht. Das war es, was sie so berührte – über die Zeit hinweg. Liebende über die räumliche Distanz. Auch sie hatten den A tlantik zwischen sich.
    Melanie Merthens – was war sie wohl für eine Frau, die so ein Gefühl he rvorgerufen hatte? Und wie konnte so eine Frau, die offenbar auch Liebe geben und hervorrufen konnte, mit ihrer Tochter überworfen sein? Sie mussten sie finden. Hoffentlich meldete sie sich bald. Und sie würde so oft bei den Walthers nachfragen, bis sie wusste, wo sie war. Seltsam war das schon, dass sie gerade am Tag des Mordes verschwand.
    Inzwischen war sie mit Mike noch einmal nach Bamberg hineing efahren. Sie wollte ihm den Dom zeigen. Er vertiefte sich in ihre Erklärung des Portals und fand den Bamberger Reiter – ob der Ritter wirklich während des Hochamts in den Dom hineingeritten war? – doch sehr verwandt mit der Furchtlosigkeit der amerikanischen Cowboys. Darüber mussten beide lachen. Entsetzt hingegen reagierte er auf die Darstellung des Gottesurteils über die junge Kaiserin Kunigunde, als die Kirche sie zwang, über glühende Pflugscharen zu laufen, um ihre Treue während der Abwesenheit ihres Mannes zu beweisen. Erst als ihre Füße unversehrt geblieben waren, glaubte man ihr ihre Unschuld.
    » Pigs «, « murmelte Mike empört. Und Lene gab ihm recht. Die Geschichte, die auf dem Grabmal von Heinrich II. und seiner Gemahlin als Relief in Bildern erzählt wurde, erschien ihr jedes Mal unerhört grausam und boshaft.
    Als sie hinaustraten auf den Domplatz, glänzte der Schnee bläulich im schwächer gewordenen Licht. Die Barockfassade der Residenz wirkte do ppelt beeindruckend.
    »Schade, dass ich dir in den Rosengarten hinter der Residenz nicht zeigen kann«, bedauerte Lene. »Er ist im Sommer so wunderschön.«
    »Ich komme doch wieder. Für Bamberg im Sommer tue ich alles!«, tröstete er sie fröhlich grinsend.
    Schließlich zeigte sie ihm noch einmal Klein-Venedig . Inzwischen war die Dämmerung über die in Schnee

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