Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
sie mit Mike zurück. Sie bemerkte ein schw aches, verstehendes Lächeln bei Frau Gellner. Soll sie, dachte Lene und fühlte fast so etwas wie Stolz, Mike ist ja auch ein attraktiver Mann.
K apitel 11
Kalle schob sein Handy zusammen und dachte nach. Sven so schwer verletzt im Krankenhaus. Wie passte das zusammen? Verdammt, Großmutter tot, Tochter verletzt, Enkel schwer verletzt.
Die Tochter musste er jetzt anrufen. Nach dem Aufl egen dachte er wieder an den morgendlichen Besuch in der Rechtsmedizin. Rike Walther war auf der Fahrt sehr schweigsam gewesen. Seltsam, dass sie gar nicht nach den Ermittlungen gefragt hatte. Auch über Sven hatte sie nicht gesprochen. Dann in der Rechtsmedizin hatte sie nur einen kurzen, zögerlichen Blick auf ihre Mutter geworfen. Auf die Frage von Glauber, ob das ihre Mutter sei, nickte sie nur kurz und verließ dann sofort den Raum. Auf der Rückfahrt, als Kalle vorsichtig versuchte, mit ihr ein Gespräch anzufangen, gab sie nur einsilbige Antworten. Es war einfach nicht der richtige Moment gewesen um Fragen zu stellen.
Er rief die Nummer des Frauenhauses in Bamberg nach, die er sich im Handy notiert hatte. Eine freundliche Frauenstimme, die er noch nicht kan nte und die ihn konsequent nicht mit Rike verbinden wollte. Sie würde zurückrufen. Umständlich, aber er hatte Verständnis für das Abblocken von Auskünften bei männlichen Telefonstimmen. Nur so war die Sicherheit der Frauen dort gewährleistet.
Kalle erwischte sich dabei, wie er beim Warten auf den Rückruf mit den Fingern auf seinen Schreibtisch trommelte, dabei Lenes leeren Schreibtisch ihm g egenüber im Blick. Wie es ihr jetzt wohl ging? Was war das nur für eine Liebesgeschichte über diese räumliche Distanz hinweg! Immer nur diese kurze Zeit zusammen. Obwohl – Mike war schon ein verdammt sympathischer Typ. Das fand er auch. Aber wie sollte Lene je glücklich sein in diesen kurzen Wochen, in denen sie sich sahen, vor sich dann wieder eine endlose Strecke, während der der Kontakt reduziert war auf Telefonate und Mails. So ein Bockmist! Er hätte es ihr anders gegönnt.
Dann endlich die Zentrale, die ihn wieder mit der angenehmen Stimme verband. Schließlich klang es vorsichtig. »Rike Walther.«
»Frau Walther, hier spricht Jürgen Karlowitz. Meine Kollegin, Hauptkommissarin Becker, die gestern bei Ihnen war, hat mich gerade angerufen. Frau Walther, es tut mir so leid, aber ich habe noch eine schlechte Nachricht für Sie. Sven, Ihr Neffe, ist doch auf einer Klassenfahrt in Österreich. Meine Kollegin ist, wie Sie wissen, selbst zu ihm gefahren, da seine Aussage so wichtig ist. Und musste dort erfahren, dass er einen Skiunfall hatte. Er liegt mit einer Kopfverletzung im Krankenhaus in Zell am See. Meine Kollegin versucht, ihn morgen nach Erlangen in die Uniklinik transportieren zu lassen.«
Die Stille am anderen Ende war beunruhigend. Hatte sie aufgelegt? Waren sie unterbrochen worden? Dann ihre to nlose Stimme.
»Entschuldigen Sie, aber das war jetzt etwas viel. Ich verstehe das nicht. Wieso Sven? Und was für ein Unfall? Er ist ein sehr sportlicher Typ und fährt glä nzend Ski. Und dann gleich eine Kopfverletzung! Was sagt er denn, wie es passiert ist?«
»Er ist momentan noch nicht ansprechbar. Die anderen Schüler haben nur gesehen, dass er mit einem fremden Snowboarder zusa mmengestoßen ist.« Kalle zögerte kurz, aber er wollte es erst einmal bei der Formulierung lassen. Er fuhr fort: »Der ist aber weitergefahren. Frau Becker kümmert sich dort um alles. Die Ärzte wollen erst morgen sehen, ob er transportfähig ist. Wir sagen Ihnen sofort Bescheid, wenn es etwas Neues gibt.«
Er hörte, wie sie am anderen Ende leicht schniefte.
»Das ist ja alles schrecklich für Sven! Was soll nun werden? Mein Mann – ich weiß ja für mich und die Kinder schon nicht weiter. Und jetzt noch Sven. Mir wächst das alles über den Kopf.«
Kalle verstand sie einerseits, andererseits war da eine bestimmte analytische Ungeduld, die registrierte, dass der Gedanke an den schwerverletzten Sven erst an zweiter Stelle kam. Mann, Frau, du wirst es doch noch schaffen, aus dieser beschissenen Ehe rauszugehen und dir ein eigenes Leben aufzubauen – mit deinen Kindern und Sven. Denn der Junge hat nur noch dich! Aber diesen Gedanken behielt er erst einmal lieber für sich. Dabei fiel ihm die WahnsinnsGeschichte ein, die Lene ihm gestern Morgen erzählt hatte. Von der alten Liebesgeschichte mit dem Mann aus Kanada. Wie hieß er
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