Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
noch? Matthew Shiller oder Matthias Schiller. Sollte er Rike Walther fragen, ob ihr der Name etwas sagte? Andererseits wollten sie ihr noch nichts erzählen. Das hatte er mit Lene abgemacht.
»Es wird sich alles fügen. Jetzt müssen Sie erst einmal gesund werden – und Sven auch. Dann werden Sie wissen, was zu tun ist. Und wir müssen den Mö rder Ihrer Mutter finden. Auch nicht ganz einfach. Wir wissen so wenig von ihr. Gibt es nicht Bekannte, die Ihnen sofort einfallen? Eine sehr gute Freundin, der sie vielleicht alles erzählt hat, was sie beschäftigte? Ach ja, und dann wollte ich Sie noch fragen, kennen sie einen Matthias Schiller? Einen alten Freund Ihrer Mutter aus Kanada? «
Das war beiläufig genug, fand er. Die Antwort kam prompt und klang n atürlich.
»Nein, habe ich nie gehört. Wer soll das sein? Und Freundin? Ja, sie hatte eine Freundin, Veronika Endres. Sie wohnt auch in Nür nberg, in Johannis. Nicht weit weg von ihr. Telefonnummer habe ich leider nicht. Aber« – wieder zögerte sie – »meine Mutter tat sich immer schwer, über persönliche Dinge zu sprechen. Deshalb glaube ich nicht, dass Veronika Ihnen da viel helfen kann. Ich kenne doch meine Mutter – kannte … « Beim letzten Wort war ihre Stimme leiser geworden. »Ach, ich wollte, ich hätte mich mit ihr noch ausgesprochen!«
Na endlich eine aufgedeckte Karte. Es gab eben doch Gefühle für die Mu tter. Unwillkürlich dachte er, wenn Rike vorgestern statt beim Frauenhaus bei ihrer Mutter Zuflucht gesucht hätte, wäre der Mord vielleicht nicht passiert. Hätte – wäre. Müßig, darüber nachzudenken. Ob sie sich auch solche Gedanken machte? Er versuchte ihr zu helfen – verdammt, Lene hätte das viel besser gekonnt.
»Wissen Sie, das denken die meisten, die so vom Tod eines Ang ehörigen überrascht werden. Aber das ist das, was wir – und da nehme ich mich nicht aus - alle viel zu wenig begreifen. Dass oft keine Zeit mehr bleibt und wir viel bewusster die Zeit nutzen sollten, in der wir leben. Aber so sind wir Menschen nun einmal. Meine Kollegin sagt immer, wenn jemand gestorben ist, sollten wir auch dann noch versuchen mit ihm zu reden. Oder in Ihrem Fall – sagen Sie Ihrer Mutter einfach alles, was Sie auf der Seele haben, jetzt laut in den Raum hinein. Frau Becker sagt immer wieder, dass die Seele das hört. Und ich sage mir dann, falls es doch kein Jenseits geben sollte und keine Seele, die zuhört, so hat man es wenigstens versucht. Und vielleicht hat ja Frau Becker recht. Manchmal hoffe ich es.«
Nach einem Augenblick der Stille sagte sie: »Danke, daran werde ich jetzt denken. Mit ihr reden.« Ein kurzes Z ögern, dann leiser: »Das war sehr nett von Ihnen, Herr Karlowitz.«
Na also, er hatte Lene würdig vertreten. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er daran dachte, dass er ihr das unbedingt erzählen müsste.
»Ich melde mich, wenn ich mehr aus Österreich erfahre. Möchten Sie Frau Beckers Handynummer?«
»Nein – ja. Für alle Fälle. Es ist doch immer etwas schwierig hier mit Tel efonieren. Ach so, die habe ich wohl auf der Visitenkarte, die sie mir gestern dagelassen hat.«
Wieso wollte sie sie eigentlich anfangs nicht, dachte er, nachdem er aufgelegt hatte. Oder bezog sich das nur auf das Durchgeben der Nummer, weil ihr die Visitenkarte eingefallen war? Er machte sich dennoch eine kurze Z usatznotiz in seinem Merkblock. Dann rief er Sandra, die er gerade durch den Flur gehen sah.
»Du bist noch da? Überstunden? Sag mal, kannst du mir eine A dresse raussuchen nebst Telefonnummer natürlich. Frau Veronika Endres - hier in Johannis wohnt sie. Muss ich heut noch kontakten.«
Sandra nickte und kam kurze Zeit später mit den Informationen. Kalle wählte und eine angenehme Fraue nstimme meldete sich.
»Hier Karlowitz, Kripo Nürnberg. Frau Endres, gut, dass ich Sie erreiche. Ich würde Sie gern sprechen und käme gleich bei Ihnen vo rbei, wenn es Ihnen passt.«
»Ja, natürlich können Sie kommen. Um was geht es denn?«
Also wusste sie noch nichts von dem Mord an ihrer Freundin. Der Name hatte auch nicht in der Zeitung gestanden. Nur das Alter der Ermordeten. Mist, nun musste er …
»Das sage ich Ihnen lieber persönlich. Bis gleich, ich bin ziemlich in der Nähe. «
Er bog auf den Plärrer, auf dem ein ziemlich starker Berufsverkehr herrschte wie jeden Tag. Der Spittlertorgraben führte ihn an dem Haus des Mordopfers vorbei, rechts lag düster die Burgmauer. Die Burg jedoch war angestrahlt und
Weitere Kostenlose Bücher