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Denn das Glueck ist eine Reise

Denn das Glueck ist eine Reise

Titel: Denn das Glueck ist eine Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Vermalle
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Georges schliefen im Auto wie die Murmeltiere. Das Essen in Auray und der Streit auf dem Parkplatz des Geschäfts forderten ihren Preis.
    Am Spätnachmittag machten sie sich wieder auf den Weg und fuhren bis Mûr-de-Bretagne, ohne Zeit zu haben, Pontivy näher zu besichtigen. Als sie den Ort durchfuhren, sahen sie die beiden Gesichter der Stadt: den kaiserlichen Teil mit den eleganten, geometrisch angelegten Straßen, und den mittelalterlichen Kern mit den gewundenen, von Fachwerkhäusern gesäumten Gässchen. Sie überquerten den schnurgeraden Kanal, und dann fuhren sie wieder durch die schöne Landschaft, während langsam die Sonne unterging.
    Kurz bevor sie in Mûr-de-Bretagne ankamen, hielten sie an einer Tankstelle an. Georges kaufte in dem kleinen Shop eine Batterie für seine Taschenlampe. Es war eine Schande, dass sie nicht mitgeliefert wurden, und außerdem hatte er noch neue zu Hause. Als Georges den Tankstellen-Shop wieder verließ, sah er, dass etwas nicht stimmte. Charles stand noch immer da, wo er vor fünf Minuten gestanden hatte, und starrte auf die Zapfsäule, ohne sich zu bewegen.
    »Was ist? Hast du vollgetankt?«
    Charles’ Antwort lautete nein. Er schaute Georges vollkommen entgeistert an und setzte sich wieder in den Wagen. Verärgert nahm Georges die Zapfpistole und tankte den Wagen voll. Sie wechselten kein einziges Wort, bis sie in ihrer Unterkunft ankamen.
    Das große Steinhaus, das Georges später am Abend in einer SMS an Adèle beschrieb, war typisch für diese Region: eine Dachluke, die aus dem stark geneigten Schieferdach herausragte; drei fensterlose Mauern, die nur mit kleinen Öffnungen versehen waren; auf jedem Giebel ein Schornstein, eine steinerne Außentreppe mit ausgetretenen Stufen und auf dem Hof inmitten der Rosensträucher ein mit Erde bedeckter Brotofen.
    In dem großen Aufenthaltsraum aßen sie zu Abend und zogen sich anschließend auf ihr Zimmer zurück, das sie sich teilten. Sie wussten beide, dass die Nähe der Betten zu Vertraulichkeiten einlud und dass sie eines Tages noch einmal über diese Geschichte mit der Taschenlampe und Ginette sprechen mussten.
    Als sie sich anschickten, die Nachttischlampen auszuschalten, brach Charles als Erster die Stille, die allmählich schwer auf ihnen lastete.
    »Hm, Georges, weißt du, wegen meiner Schwester ...«
    »Ach so, ja, deine Schwester ... Daran hab ich gar nicht mehr gedacht.«
    »Ich meine ... warum hast du denn die Taschenlampe gekauft?«
    Georges schilderte in groben Zügen die Episode in Guéméné und las Charles dann die SMS von Ginette vor.
    »Das ist alles?«, fragte Charles.
    »Ja, sicher ist das alles.«
    »Mann, das ist doch gar nicht so schlimm. Ehrlich gesagt, so wie du es auf dem Parkplatz gesagt hast, wusste ich gar nicht, was ich davon zu halten hatte.«
    »Es ist mir so rausgerutscht. Ich stand unter Schock, nachdem wir fast einen Unfall gebaut hatten.«
    »Ja, das ist wohl wahr. Und wessen Schuld war es? Okay, Schwamm drüber. Und was willst du Ginette jetzt antworten?«
    »Keine Ahnung. Ich denke schon seit zwei Tagen darüber nach, aber ich weiß nicht, was ich ihr schreiben soll.«
    »Willst du meine Meinung hören?«
    »Ja«, gab Georges vor.
    »Antworte erst, wenn du ihr etwas zu sagen hast.« Charles machte eine bedeutungsvolle Pause, ehe er fortfuhr.
    »Vertraue meiner Erfahrung. Wenn man mit den Frauen spricht, obwohl es in Wirklichkeit gar nichts zu erzählen gibt, führt das meistens zu nichts Gutem. Und das sage ich nicht, weil sie meine Schwester ist.«
    »Weißt du, das ist gar kein schlechter Tipp«, meinte Georges, der richtig beeindruckt war.
    »Nicht der Rede wert.«
    »Glaubst du nicht, das wird sie verärgern?«
    »Ach«, rief Charles. »Da fragst du mich zu viel. Die Psychologie, das ist nicht meine Stärke.«
    Als diese Frage geklärt war, verbesserte sich die Stimmung schlagartig: Charles holte sein Sudoku hervor, und Georges beschrieb in einer SMS an Adèle das Hotel. Wenige Minuten später erhielt er eine Antwort.
    2.10.2008, 22.46 Uhr
    Du Glücksplz. Wär auch liber in der Brtgn als in London. Drehn das krumme Haus von Agatha Christie in 1 krummn altn düstrn Haus. Außrdem sehr schlechts Wettr hir. S lebe di Brtgn!)
    (Du Glückspilz. Ich wäre auch lieber in der Bretagne als in London. Wir drehen das krumme Haus von Agatha Christie in einem krummen, alten, düsteren Haus. Außerdem sehr schlechtes Wetter hier. Es lebe die Bretagne!)
    Georges lächelte und nahm sich vor, sich das

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