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Denn das Glueck ist eine Reise

Denn das Glueck ist eine Reise

Titel: Denn das Glueck ist eine Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Vermalle
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war. Die Sommerurlauber hatten sich längst verabschiedet, und dieser kleine Winkel der Bretagne war genauso schön wie in seiner Erinnerung. Die Stadt lag auf einem Hügel, und unten am Fluss lag der alte Hafen Saint-Goustan. Charles und Georges spazierten durch die Rue du Belvédère mit den terrassenförmig angelegten Gärten und den mittelalterlichen Häusern und gelangten schließlich ans Ufer des Loch. Sie verweilten im Schatten der hohen Bäume, von wo aus sie den herrlichen Blick auf den Hafen genießen konnten. Sie erblickten sogar den alten Wachturm, der die Schifffahrt damals hier kontrollierte. Sie liefen eine ganze Weile, verschnauften in kleinen, abschüssigen Gassen und auf den breiten, unregelmäßigen Stufen, die zur Kirche führten, und vergaßen darüber völlig, eine Taschenlampe für Georges zu kaufen. Dabei hatte er so darauf bestanden. Schließlich ließen die erschöpften Besucher sich auf der Terrasse eines Restaurants mit gestreiften Polsterauflagen und lilafarbenen Außenwänden nieder. Um diese Zeit hätten sie schon in Baud sein müssen, wenn nicht sogar in Pontivy, das sechzig Kilometer entfernt war, aber sie ließen fünfe gerade sein.
    Georges schrieb eine SMS an Adèle. Wie ein »Minnesänger der Es-em-es« (der Ausdruck stammte von Charles) besang er die Sehenswürdigkeiten von Auray und empfahl ihr diese und jene Sehenswürdigkeit für ihren nächsten Urlaub in der Gegend. Einige Passanten lächelten beim Anblick dieses alten Opas, der auf der Terrasse eines ziemlich angesagten Restaurants voller Begeisterung eine SMS schrieb.
    Adèle antwortete kurze Zeit später. Die Dreharbeiten liefen gut, aber sie war müde. Stolz las Georges Charles die Nachricht vor und bekräftigte, dass seine Enkeltochter zu viel arbeitete. Sie aßen für zwei und ließen sich viel Zeit. Anschließend wollten sie direkt das nächste Hotel ansteuern, das achtzig Kilometer entfernt in Mûr-de-Bretagne lag. Nach der Vorspeise, dem Hauptgericht, dem Dessert, dem Café und einem kleinen Schnäpschen spazierten sie langsam zum Auto zurück und verließen Auray.
    Wie immer saß Charles am Steuer, und das monotone Surren des Navigationssystems wiegte ihn beinahe in den Schlaf.
    »VERDAMMT! FAHR ZURÜCK!«, schrie Georges plötzlich, kurz nachdem sie den Ort verlassen hatten.
    Charles riss das Steuer herum und fuhr haarscharf an dem mit Blumen bepflanzten Karren vorbei, der mitten auf dem Kreisverkehr stand. Er schaffte es mit Müh und Not, dem Wagen zu seiner Linken und dann dem zu seiner Rechten auszuweichen. Beinahe hätte er ein Verkehrsschild umgefahren und wäre in den Einkaufswagen hineingefahren, der verlassen am Straßenrand stand. Wie durch ein Wunder kamen sie mit dem Schrecken davon, doch mindestens drei Autofahrer hupten wütend.
    »Mein Gott, was ist denn los?«, schrie Charles seinerseits Georges an.
    »Die Taschenlampe! Da war doch gerade dieses Einkaufszentrum!«
    »Was? Wegen einer blöden Taschenlampe haben wir fast einen Unfall gebaut? Du gehst mir mit deiner Taschenlampe allmählich wirklich auf die Nerven! Meine Güte!«
    »Ich brauche sie noch vor heute Abend! Vielleicht ist das der einzige größere Supermarkt hier in diesem Hinterland!«
    Georges war ebenfalls aufgebracht. Zum ersten Mal in dreißig Jahren musste er sich von seinem Nachbarn anschnauzen lassen.
    »Mann, warum brauchst du sie denn unbedingt jetzt? Kann das denn nicht warten?«
    »Nein, das kann es nicht! Ich hab nämlich keine Lust, deine Schwester immer aus Versehen anzurufen, nur weil ich pinkeln gehen muss. So, jetzt weißt du Bescheid!«
    »Was ...?«
    Georges hatte die Tür des Scénics zugeworfen und lief schon auf das Geschäft zu. Charles blieb verdutzt zurück und klammerte sich mit beiden Händen ans Lenkrad.

    Als Georges zurückkehrte, achteten sie penibel auf jedes Wort, das sie sagten, wie ein junges Paar nach seinem ersten Streit. Charles hatte nicht das Glück, eine Erklärung zu erhalten, welchen Zusammenhang es zwischen seiner Schwester, der Blase seines Begleiters und der Taschenlampe gab. Er hielt es jedoch für klüger, nicht zu fragen.
    Um 17.00 Uhr hatten sie erst die halbe Strecke zurückgelegt und waren in Baud. Der Scénic stand dreihundert Meter von der einzigen Sehenswürdigkeit entfernt, die das Dorf zu bieten hatte: dem Brunnen der Klarheit mit dem alten Waschhaus. Doch der Brunnen und das Waschhaus waren nicht dazu auserkoren, zu den ruhmreichen Erinnerungen der Tour zu gehören: Charles und

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