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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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Haltestellen entfernten Bars bekam.
    Probleme, nein absolut keine Chance, seinen Wagen zu parken, weil alle möglichen Parkplätze entweder mit gelben Streifen markiert waren, also für Anwohner reserviert, oder mit blauen Streifen, und das bedeutete, man musste dafür zahlen und brauchte eines dieser Parktickets, die man genau wie die Straßenbahnfahrkarten kaum fand, da es sich für niemanden lohnte, sie zu verkaufen und deshalb kein Händler sich die Mühe machen mochte, sie zu führen.
    Und schließlich Probleme, die eigene Lunge davon zu überzeugen, dass diese zähe, klebrige Mischung, die sich ganz demokratisch über jedes Viertel legte, genug Sauerstoff zum Überleben enthielt.
    Ja, das tat sie.
    Wenig, aber immerhin genug, um jeden Morgen aufzustehen und bis abends durchzuhalten.
    Und obwohl die Mailänder Luft Bronchien und Luftröhre angriff und die Zellen verstopfte, wenn schon Pflanzen jung an Krebs starben und der Rasen bereits krank aus der Erde sprießte, beharrten die Leute darauf zu rauchen.
    Die Anwärter auf die Lungenmaschine umgingen das Rauchverbot an öffentlichen Orten, indem sie sich wie streunende Katzen auf dem Bürgersteig versammelten. Tagsüber vor den Geschäften, den Bars, den Büros. Nachts bildeten sich Grüppchen vor den Lokalen, die für die Dauer einer hastig und gierig gerauchten Marlboro Smalltalk machten.
    Woher kommst du?
    Rho. Und du?
    Melegnano.
    Bist du mit deinem Freund hier?
    Meinem Bruder.
    Manche rauchten langsamer. Dann dauerte die Zigarette ein wenig länger, dann blieb es vielleicht nicht beim Smalltalk, sondern man unterhielt sich etwas ausführlicher, man baggerte, tauschte Handynummern aus.
    Carmine Micciché, ein neu eingestellter Carabiniere, den man gerade von Salerno nach Mailand versetzt hatte, war um ein Uhr nachts auf dem Rückweg zu seinem Feldbett in der Kaserne der Carabinieristation von Rozzano, nachdem er sich einen Film in der Spätvorstellung angesehen hatte.
    Er ging zu Fuß, weil er sich in der Stadt nicht auskannte und kein Auto hatte, doch leider war er zwei Straßenbahnhaltestellen zu früh ausgestiegen.
    Er lief rasch vorwärts, aber da er nicht an diese gallertartige Luft gewöhnt war, stieß er den Atem ein wenig keuchend durch die von einem Schal bedeckte Nase und den Mund aus. Deshalb blieb er, als ihn sein Weg an der Diskothek Nadir vorbeiführte, stehen, um zu Atem zu kommen.
    Er wollte nur ein wenig Luft holen, sonst nichts. Und dabei schaute er sich um, weil er jung war und aus einem Dorf kam, wo alle einander kannten und grüßten, und er sich hier in Mailand einsam fühlte.
    Im Nadir waren sie vor genau einem Monat auf einen Anruf hin erschienen. Ein fünf-acht-acht, schwere Schlägerei, die sich danach als fünf-sieben-fünf herausstellte: Mord.
    Als er mit heulenden Sirenen gemeinsam mit den Kollegen im Streifenwagen angekommen war, war er bis zum Morgen vor Ort beschäftigt, um Neugierige ohne Ausweispapiere und widerspenstige Gäste zu identifizieren. Er hatte sich die Seele aus dem Leib gebrüllt, um von Zeugen, die anscheinend blind, taub und stumm waren, zu erfahren, was sie wussten, während sich in der Zwischenzeit die Hauptpersonen des Zwischenfalls davonmachten.
    Alle außer dem Toten natürlich.
    Nachdem die Richter eine Schließung angeordnet hatten, war die Diskothek erst seit kurzem wieder geöffnet. An diesem Abend war gerade eine private Party in vollem Gange. Ein ortsansässiger Bikerclub feierte die Wahl seines Präsidenten mit Mitgliedern, Anhängern und den dazugehörigen Frauen. Carmine, der davon nichts wusste, wunderte sich, was die Ansammlung von Rauchern vor dem Lokal zu bedeuten hatte.
    Er blieb ein paar Minuten an der Straßenecke stehen und sah sich um. Und dann beging er seinen ersten und letzten Fehler: Er begegnete dem Blick eines gefährlich wirkenden Typen und sah nicht schnell genug weg.
    »Hast du Feuer?« Nackte muskelbepackte Oberarme, bis zu den Achselhöhlen tätowiert, ein T-Shirt, das an den Brustmuskeln spannte, kahlrasierter Kopf, Piercings in Ohrläppchen, Wangen, in Nasenflügeln und Augenbrauen. Der Kerl wirkte wie die Werbung für eine Eisenwarenhandlung. Jeder Quadratzentimeter seines Körpers strahlte Bedrohlichkeit aus, was andere Details nur noch bestätigten: das gebrochene Nasenbein, der angespannte Gesichtsausdruck, die zusammengepressten Zähne und die unvermeidlichen DocMartens mit der verstärkten Metallspitze …
    Ein Naziskinhead und dann noch im Kreise seiner Freunde, denn

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