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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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Körper von einer unerträglichen Hitzewelle überschwemmt. Ganz plötzlich war er sehr müde. Leonardo versuchte, gegen die Dunkelheit anzukämpfen, die ihn wie eine Flut überschwemmte, aber seine Sinne versagten schlagartig, und er fühlte sich, als würde er ins Bodenlose stürzen.
    Ketamin.
    Ein bewusstseinsstörendes, stark halluzinogenes Betäubungsmittel. Wenn und falls der Patient wieder erwachte, würde er sich nicht einmal mehr an seinen eigenen Namen erinnern.
    Sicher war sicher.
     

KAPITEL 92
    Mittwoch, 14. März, 11:00 Uhr
    Wieder die Zelle in San Vittore. Dieselben Personen um denselben Tisch. Dieses Mal saß jedoch Pasquale Scifo neben dem Anwalt.
    Er war gedrungen, leicht gebeugt vom vielen Schrubben der Schulkorridore und Klassenzimmer, das besorgte Gesicht faltenüberzogen und vom Schlafentzug der letzten Tage verquollen. Seine müden, geröteten Augen gingen verängstigt hin und her.
    »Da sind wir also wieder. Guten Morgen Ihnen allen.« Die Staatsanwältin öffnete die Akte und entnahm ihr die Abschrift der Aussage, die Andrea Volpe am Vortag gemacht hatte. »Avvocato, haben Sie Ihren Klienten darüber unterrichtet, dass sein Komplize uns wichtige Informationen geliefert hat?«
    »Ja, Dottoressa, aber …«
    »Aber was, Herr Anwalt? Jetzt kennen wir alle Fakten. Wir suchen nur noch eine Bestätigung und sind hier, um auch Pasquale Scifo Gelegenheit zu bieten, seine Lage zu verbessern, indem er uns bei der Klärung aller Fakten unterstützt. Wenn Sie ihm tatsächlich helfen wollen, geben Sie ihm zu bedenken, dass er nur etwas aushandeln kann, wenn er uns rückhaltlos alles erzählt. Also, fangen wir an.«
    Der Rechtsanwalt beugte sich schnell hinüber, um dem Befragten etwas zuzuflüstern. Der schüttelte heftig den Kopf. Der Anwalt redete noch mal auf ihn ein. Und schließlich stimmte Scifo, wenn auch widerwillig, zu.
    Es folgte die übliche amtliche Aufnahme.
    Dottoressa Scauri diktierte in den Rekorder die Formel, die der Aussage die Kraft eines Beweismittels verlieh.
    »Heute, am 14. März, und so weiter … hier vor mir und so weiter, im Verhörraum des Untersuchungsgefängnisses von Mailand, ist Pasquale Scifo vorstellig geworden, geboren in Roccella Ionica in der Provinz Reggio Calabria am 23. 06. 1948, wohnhaft in Mailand et cetera … italienischer Staatsbürger, Beruf Hausmeister, derzeit auf richterliche Anordnung in Untersuchungshaft et cetera … Gegen ihn wird wegen Beihilfe bei einem Verbrechen ermittelt et cetera et cetera. Signor Scifo, ich informiere Sie darüber, dass dieses Gespräch aufgezeichnet wird. Sind Sie damit einverstanden?«
    »Ja.«
    »Können Sie etwas lauter reden, bitte?«
    »Ich habe ja gesagt.«
    Dieses Mal führte Dottoressa Scauri die Befragung durch.
    »Sagen Sie uns, warum Sie sich in der Nacht vom 6. März um zwei Uhr morgens mit Andrea Della Volpe in der Kirche Santa Maria della Conciliazione in Rozzano befanden.«
    »Ich und Della Volpe, wir hatten einen Anruf auf dem Handy erhalten. Man hat uns gesagt, dass es etwas zu entsorgen gab.«
    »Betraf das etwa Leonardo Coronari?«
    »Ich kenne den Namen nicht. Wir sollten ihn fortschaffen.«
    »Wie haben Sie ihn bei Ihrer Ankunft aufgefunden?«
    »Er lag auf dem Boden, hat sich nicht gerührt und Blut verloren. Da war jede Menge Blut auf dem Boden.«
    »Wie sind Sie und Della Volpe in die Kirche gekommen? Gemeinsam oder jeder für sich?«
    »Gemeinsam. Ich bin zur Pizzeria gefahren und habe gewartet, bis die zugemacht hat.«
    »Wusste Della Volpe, was Sie in dieser Nacht zusammen tun sollten?«
    »Nein. Das habe ich ihm da erst erzählt.«
    »Sie waren also …, sagen wir, Partner … bei solchen Dingen?«
    Zögern. Ein fragender Blick zum Rechtsanwalt, der keine Reaktion zeigte.
    »Hmm … Partner … Sagen wir, Freunde.«
    »Sie waren also mit einem jungen Mann befreundet, der - mal sehen - siebenundzwanzig Jahre jünger ist als Sie, Signor Scifo?«
    »Ich habe nichts Schlimmes gemacht, nicht wahr? Ich kann …«
    »Worauf beruht Ihre Freundschaft? Gehen Sie zusammen ins Fußballstadion, reden Sie miteinander, oder fahren Sie gemeinsam in Urlaub …«
    »Na ja, wir quatschen halt miteinander …«
    »Wann haben Sie Della Volpe kennen gelernt, Signor Scifo?«
    »Einmal, als er den Ivan von der Schule abholte. Ich bin Hausmeister und so …«
    »Gut, reden wir über die Schule. Sagen Sie uns, wie Sie die Schüler in den Toiletten fotografiert haben.«
    Der Befragte wurde blass.
    Der Rechtsanwalt blätterte

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