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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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anzuziehen und aus dem Haus gehen. Daher hat er sich von seinem Fahrer zu mir bringen lassen. Ich schwöre dir, ich hatte keine Ahnung, warum er mich sehen wollte. Er kam an und hat sofort damit begonnen, sich umzusehen … Du kennst ihn ja. Nachdem er ein wenig um den heißen Brei herumgeredet hatte, hat er sich hingesetzt und mich über seinen Stand der Ermittlungen informiert. Ich sollte darüber Bescheid wissen, wegen des Verhörs, das für heute Morgen anstand. Das ist alles. Apropos Anruf, schalten wir lieber wieder unsere Handys an.« Marino fand sein Samsung, das sofort lospiepste, um ihm mitzuteilen, dass einige Anrufe eingegangen waren.
    »Und ihr beiden Machos habt nicht im Traum daran gedacht, mich anzurufen, oder?«
    »Ich gestehe, in dem Moment habe ich wirklich nicht daran gedacht. Danach war es zu spät. Mindestens elf Uhr. Ich war müde, Leoni. Verzeih mir!«
    »Und diese Hyäne Scauri hat selbstverständlich schon all das gewusst, als sie die Verhöre angeordnet hat. Alle wussten es. Auch dieser Winkeladvokat. Alle außer mir.«
    »Leo’, jetzt hör doch mal: Das fällt in die Zuständigkeit der Carabinieri. Von Anfang an! Die Kinder, die Bar … Wir sind in diese Ermittlungen nur wegen einer möglichen Verflechtung mit dem Fall Simonella hineingeraten. Sereni war so freundlich, uns auf dem Laufenden zu halten …«
    »Dich auf dem Laufenden zu halten, meinst du wohl!«
    »Ach, Leo’, ich erzähle es dir doch jetzt, oder? Vorher war keine Zeit. Der kam nur deshalb zu mir, weil ich keine Lust hatte, das Haus zu verlassen. Sonst wärst du auch dabei gewesen.«
    »Na ja, das kann sein, aber ich glaube es nicht. Wie auch immer, lassen wir das jetzt. Machen wir weiter. Im Fall Simonella kommen wir nicht weiter.«
    »Du irrst dich.«
    »Wie meinst du das? Gibt es zufällig noch was Wichtiges, das du weißt und ich nicht?«
    »Leo’, wenn du dich aufregst, siehst du aus wie Morticia Addams, weißt du das?«
    »Und du, Vince, wenn du mir Fakten unterschlägst, bist du ein Riesenarschloch und verstößt gegen die Vorschriften, weißt du das eigentlich? Und jetzt erstatte mir ruhig Bericht, wenn du möchtest.«
    »Nein, keinen Bericht. Am liebsten würde ich mich darüber aufregen, was du gerade gesagt hast. Wir sind hier nicht in der Schule, Leoni. Denk beim nächsten Mal daran. Und ich habe nicht gegen die Vorschriften verstoßen, denn ich bin dein Vorgesetzter. Willst du jetzt wissen, was ich erfahren habe, ja oder nein?«
    »Entschuldige, Vince. Aber wenn …«
    »Wenn du nur den Anflug von Chauvinismus witterst oder den Verdacht hast, dass man dich übergeht, dann flippst du aus. Aber es stimmt trotzdem.« Marino, der am Steuer saß, drehte sich lächelnd zu ihr um.
    »Was stimmt?«
    »Dass du aussiehst wie Morticia. Die aus dem Film … Wie hieß die Schauspielerin noch gleich? Ach ja, Anjelica Huston. Ich erinnere mich daran, weil mir das durch den Kopf geschossen ist, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Ich habe damals sogar den Namen nachgeschlagen.«
    Leoni zuckte leicht. Sie konnte gerade noch ein Lächeln unterdrücken.
    Dass sie aussah wie Anjelica Huston, hatten ihr schon viele Verehrer gesagt, eigentlich jeder seit der Mittelstufe. Deswegen trug sie ihre schulterlangen Haare nicht offen, sondern zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst oder hochgesteckt.
    »Also, was wolltest du mir sagen?«
    »Dass die Carabinieri ihr Augenmerk - genau das hat Sereni gesagt, ihr Augenmerk, altmodische Bullensprache! - auf jemanden richteten, der in dem Dossier mit den Telefonmitschnitten auftaucht. Einer, der mit der rechtsextremen Szene verbandelt ist. Das ist während der Ermittlungen nach der Schlägerei mit Todesfolge vor dem Nadir herausgekommen. Bei der Carabiniere Micciché ums Leben gekommen ist.«
    »Der arme Kerl, von zwei hirnlosen Idioten zusammengetreten. Was für ein sinnloser Tod!«. Sandra Leoni strich sich schaudernd die Jacke glatt.
    Vincenzo Marino drehte am Lenkrad, um in die schmale Straße einzubiegen, die zum Dienstparkplatz führte.
    »Da ist noch etwas, was mich ein wenig beunruhigt. Der junge Mann im Krankenhaus. Er liegt jetzt nicht mehr auf der Intensivstation, sondern in einem Zimmer mit Patienten aus dem Gefängnis und sollte deshalb theoretisch in Sicherheit sein. Aber wenn ihm jemand noch einmal den Schädel einschlagen möchte …«
    »Ich wollte ihm sowieso einen Besuch abstatten. Wenn du mitkommen möchtest … Vielleicht kann er uns jetzt etwas sagen. Und ich stimme

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