Denn dein ist die Schuld
»Lassen wir das, okay?«.
»Bombe« könnte, aber das muss natürlich noch überprüft werden, für die bewusste Bombe stehen.
Lucio Lovatis Festnetz- und Mobiltelefongespräche wurden unserer Meinung nach rein zufällig Teil illegaler Abhöraktionen der Telefongesellschaft, deren Geschäftsführer Ingegnere Simonella war, da Lovati im Dezember, zu Weihnachten und dann noch einige Male im Januar des folgenden Jahres mit dem Abgeordneten *** (Name gestrichen), der eigentlichen Zielperson, telefoniert hat.
Aufgrund dieser Ausführungen halten wir es für angebracht, einen Antrag auf Zugang zum Zentralen Computerarchiv, dem der Antiterroreinheit DIGOS, des staatlichen und des militärischen Geheimdienstes zu stellen, um dort die Magnetbänder durchzugehen und Anruflisten der obengenannten Personen Pietro Maccaro und Lucio Lovati zu erhalten sowie die IMEI-Daten der auf sie eingetragenen Mobiltelefone und nützliche Informationen für die vom Oberstaatsanwalt geführten Untersuchungen zu finden.
Gezeichnet:
Ispettore Capo Vincenzo Marino,
Abteilung Verbrechensbekämpfung beim Mobilen
Einsatzkommando
KAPITEL 104
Montag, 26. März, 15:00 Uhr
Marinos Antrag in Bezug auf die IMEI-Daten und die Anruflisten der Teilnehmer Lucio Lovati und Pietro Maccaro wurde stattgegeben. Und aufgrund der Überprüfungen der eingehenden und ausgehenden Gespräche kamen ziemlich beunruhigende Tatsachen und Übereinstimmungen ans Licht.
Kurze ein- und ausgehende Anrufe von den auf Andrea Della Volpe und Pasquale Scifo zugelassenen Mobiltelefonen mit Nummern von SIM-Karten, die auf Einwanderer aus Nicht-EU-Ländern eingetragen waren, und das war erst der Anfang.
Telefongespräche mit dem verstorbenen Don Andrea, Don Marios Hilfspfarrer in der Gemeinde Santa Maria della Conciliazione in Rozzano.
Wieder kurze Anrufe zwischen Lovati und Pietro Maccaro (Wasserratte), dem Mitglied der ultrarechten Organisation SNOB.
Gespräche mit Personen aus dem organisierten Verbrechen, die schon unter Beobachtung der DDA standen und Gegenstand von Ermittlungen der Staatsanwälte Sandro Laurenti und Carmela Scurato von der SCO waren, die sich aufregten, als sie herausfanden, dass die Abteilung Verbrechensbekämpfung über Leute Nachforschungen anstellte, die sie doch seit langem als »ihre Sache« ansahen. Besonders fielen unter den obengenannten Elementen zwei Namen auf: Carmelo Corallo, Betreiber der Bar Dany , eines übel beleumundeten Lokals in Rozzano. Das im Verdacht stand, Ort für illegale Wetten und eine Spielhölle zu sein, und Sergio Trapanese, mehrfach vorbestraft, mit Verbindungen zu einem Clan der’Ndrangheta.
Schließlich, aber damit war zu rechnen gewesen, kurze, beinahe telegrammartige Anrufe an Ingegnere Simonella.
»Los, Leo’, streng dich an. Wir müssen so viel wie möglich über diesen Dreckskerl erfahren.« Marino reichte seiner Kollegin die Zugangserlaubnis für das Computerarchiv.
Leoni ging ins System und erhielt einen kilometerlangen Ausdruck.
Anscheinend war der Verdächtige ziemlich aktiv gewesen, aber so schwer zu greifen wie ein junger Lachs.
LUCIO LOVATI, Examen 1971 am Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand.
Als junger Mann erst Anhänger der neofaschistischen Partei MSI, trat er dann der rechtsradikalen Organisation »Ordine Nuovo« bei und war Anfang 1970 höchstwahrscheinlich auch Mitglied der berüchtigten Kampfbrigaden Squadre d’Azione Mussolini, abgekürzt S.A.M.
Sein Name erscheint in beinahe allen gerichtlichen Untersuchungen zu Attentaten von 1969 an (Anschlag auf die Banca Nazionale dell’Agricoltura an der Piazza Fontana in Mailand) bis zum August 1980 (Anschlag auf den Bahnhof von Bologna).
Und obwohl zahlreiche Zeugen den Richtern von ihm erzählt und viele Kronzeugen aus der rechten Szene den Untersuchungsrichtern seinen Namen genannt hatten, war es Lucio Lovati anscheinend immer gelungen, den Anschein zu erwecken, als habe er mit den Geschehnissen nichts zu tun. Man hatte ihm nie eine Beteiligung an den Terrorakten und Attentaten nachweisen können.
Nach all dieser hektischen Aktivität, während noch die Untersuchungen und Prozesse der Anschläge wegen liefen, war Lovati plötzlich von der Bildfläche verschwunden. Über ihn fand sich kein Wort mehr, das ihn mit politischen Verbrechen in Zusammenhang brachte.
Um ihn war es still geworden bis zu jenem 6. Februar 2007, als das Verschwinden der Geschwister Ivan und Martina Della Seta die Aufmerksamkeit auf das Gemeindezentrum der Kirche
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