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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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sie.
    Ach, die gute alte Höflichkeit des Südens, dachte sie und stieg hastig aus.
    »Vince, vielen Dank für alles, tut mir leid, aber …«
    Sie wollte sagen, tut mir leid, ich bin müde und habe nicht die Absicht, dich mit nach oben zu nehmen, aber er kam ihr zuvor und küsste sie leicht auf die Wange.
    »Dann komme ich morgen früh um halb acht vorbei. Schlaf gut.« Einen Moment später war er schon in seinem Punto verschwunden.
    Sie blieb stehen und beobachtete, wie er den Wagen startete, dann winkte sie ihm zu und schloss die Haustür auf.
    Sie war beinahe ein wenig enttäuscht.
     

KAPITEL 106
    Dienstag, 27. März, 09:00 Uhr
    Tenente Colonnello Glauco Sereni las sich aufmerksam das Rundschreiben durch, das die beiden Polizisten ihm freundlicherweise persönlich vorbeibrachten. Er stellte einige wenige Fragen, bevor er es sich auf seinem Polsterstuhl bequem machte.
    »Geh ruhig in dein Büro«, sagte er zu seinem Beamten. »Ich rufe dich dann später wieder. Inzwischen kannst du diese Berichte fertig stellen.«
    Der junge Mann speicherte die Datei ab, an der er gerade gearbeitet hatte, schloss sie und stand auf. Nach einem militärischen Gruß verließ er den Raum und hinterließ eine unangenehme Schweißwolke im Raum.
    »Ich bin erfreut, dass wir gemeinsam zu den gleichen Schlüssen gekommen sind«, meinte Glauco Sereni lächelnd, sobald sie allein waren.
    »Gemeinsam?« Sandra Leoni runzelte verärgert die Augenbrauen.
    »Gemeinsam im Sinne von zum gleichen Zeitpunkt«, präzisierte Sereni. Dann holte er aus der Mittelschublade des Schreibtischs einen dicken Stapel Papier und streckte ihn natürlich Marino hin, nicht etwa ihr.
    »Das ist die Dokumentation, die ich Ihnen heute noch geschickt hätte. Der Beamte schreibt gerade noch an den letzten Dokumenten, einige Auszüge aus den die Anschläge betreffenden Prozessakten …«
    Die Leoni verzog keine Miene. Marino schwieg. Sereni fuhr fort: »Wie Sie wissen, ist es sehr wichtig, unabhängig voneinander zu den gleichen Schlüssen zu kommen. Wir hatten und haben keine sicheren Beweise. Das Gleiche gilt wohl auch für Sie. Aber jetzt können wir unsere und Ihre Informationen durchgehen und ein gemeinsames Vorgehen beschließen.«
    »Schwebt Ihnen etwas Bestimmtes vor? So etwas wie Abhören der Telefone und der Wohnung?«
    »Nein, kein Abhören. Das würde zu lange dauern, und ich bin mir sicher, dass dieser Herr sich nie so weit gehen lassen wird, am Telefon oder in einem geschlossenen Raum verfängliche Geständnisse zu äußern. Lucio Lovati hat bewiesen, dass er mit dem Wind segeln und alle Klippen, die sichtbaren und die verborgenen, umschiffen kann.«
    Anscheinend gefiel Sereni dieser maritime Vergleich sehr, denn er schwieg kurz selbstzufrieden. »Wir müssen jetzt Beweise auftreiben, aufgrund derer man ihn unter Anklage stellen kann. Und etwas über ihn haben wir ja schon.«
    »Was denn?« Marino kannte die Antwort, aber er wollte von ihm die Bestätigung.
    »Er ist als Eigentümer dieses Lokals eingetragen, in dem anscheinend alles Mögliche passiert. Der Bar Dany . Vor einigen Tagen ist eine unserer Funkstreifen auf den Hinweis eines Bürgers hin, der lieber anonym bleiben wollte, dort gewesen. Es war geschlossen, alles dunkel, der Strom abgestellt. Nachdem die Feuerwehr mit Schweißbrennern das Rollgitter geöffnet hatte, haben meine Männer das Innere der Bar betreten. Dort haben sie Metzgereikühl- und Gefrierschränke gefüllt mit tonnenweise Fleisch vorgefunden: Rind, Schwein, Geflügel, Kaninchen - alles von illegal geschlachteten Tieren und direkt aus dem Ausland. Und wir wissen ja, wer solche Geschäfte macht.«
    »’O sistema« , sagte Marino mehr zu sich selbst. »Genau. Die Camorra, aber auch ausländische Mafias, die osteuropäischen oder wahrscheinlicher die chinesische«, fuhr Sereni fort. »Dieser Platz diente als kleineres Lager. Von dort aus gingen Rinderviertel und Geflügel an zahlreiche Restaurants, italienische und chinesische. Schlachten ohne Gesundheitszeugnis, vielleicht sogar von kranken Tieren - ein schnelles und sicheres Mittel der Geldwäsche und um gleichzeitig lohnende Bündnisse mit Vertretern ausländischer Mafias einzugehen. Der Betreiber der Bar, ein gewisser Carmelo Corallo, ein Kleinkrimineller ohne Vorgeschichte, abgesehen von Geldwucher und Glücksspiel, ist verschwunden, aber wir suchen nach ihm. Er ist auch wegen Drogendelikten vorbestraft. Wir wussten nicht, dass Lucio Lovati der einzige Eigentümer des Lokals

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