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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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zehn Tagen eingetreten sein musste. Mindestens vor zehn Tagen. Der Verwesungsprozess war allerdings von der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit beschleunigt worden, die sich in den geschlossenen Räumlichkeiten unter der zugeklappten Falltür angestaut hatten. Schließlich war auch die Klimaanlage abgeschaltet gewesen.
    Acht Menschen, acht Tote.
    Vier Spieler lagen in unterschiedlichen Positionen rund um den grünen Spieltisch verteilt: Zwei waren über den Karten zusammengesackt, einer war auf den Boden gefallen, und der vierte hing in einer merkwürdigen Lage kopfüber, weil sich sein eines Bein zwischen Tisch und Stuhl verfangen hatte.
    Überall lagen die Karten verstreut.
    Und Chips.
    Jede Menge Chips in allen Farben.
    Den Barmann hinter der Theke hatten die Projektile, die ihn beim Mischen eines Cocktails überrascht hatten, fast zweigeteilt.
    Etwas abseits lag mit dem Rücken nach unten ein Mann mittleren Alters, der zu Lebzeiten groß und attraktiv gewesen sein musste. Er war am ganzen Körper durchlöchert wie ein Sieb, nur sein Gesicht war unverletzt geblieben, allerdings war es trotzdem nicht zu erkennen, weil es bläulich verfärbt und aufgedunsen war. Die dichten grauen, von vielen weißen Strähnen durchzogenen Haare waren leicht durcheinandergeraten. Der ausgezeichnete Haarschnitt, der dunkelgraue Anzug und die Überreste seines leichten Seidenhemdes deuteten darauf hin, dass der Tote sehr auf seine äußere Erscheinung achtete.
    In einer Ecke lag ein Bündel blutiger Lumpen, die traurigen Überreste einer jungen Kellnerin. Sie sah aus, als hätte man ihren Körper als Zielscheibe für einen Wettbewerb im Dosenschießen verwendet. Nur ihre Beine waren unversehrt geblieben und zeigten, dass sie jung und hübsch gewesen sein musste.
    Unter der Treppe lag die Leiche eines korpulenten Mannes. Man hatte ihn wohl oben getötet und dann über das Geländer nach unten geworfen. Der Schürze nach zu urteilen, handelte es sich um den Betreiber der Bar.
    Wahrscheinlich hatten zwei oder mehr mit Kalaschnikows bewaffnete Täter dieses Blutbad verübt. Die Patronenhülsen bedeckten den Boden fast wie ein Teppich.
    »Schätzungsweise haben wir unseren Mann gefunden«, sagte Tenente Colonnello Sereni nach einem schnellen Blick auf die Leiche im grauen Anzug. »Ich kann mich zwar irren, aber das müsste Lucio Lovati sein. Er wirkt wie ein Boss, aber einer mit Stil.«
    Doch das war noch nicht alles.
    Nachdem man die Leichen nach draußen geschafft hatte, wurden alle Räumlichkeiten dieses erstaunlich weitläufigen Kellergeschosses endlich mit der notwendigen Sorgfalt untersucht. Dabei fiel eine Diskrepanz zwischen den Außenmaßen des Gebäudes und den tatsächlichen Räumlichkeiten ins Auge. Als sie die Wände sorgfältig abtasteten, fanden sie schnell eine Zwischenwand aus Rigipsplatten, die mit schalldämmendem Material gefüllt war.
    An dieser Wand stand eine Kleiderschrankattrappe, deren Tür in Wirklichkeit in einen geheimen Raum führte.
    Die Ermittler und die Beamten der Spurensicherung kamen sich vor, als beträten sie den Vorhof zur Hölle.
    Sie sahen einen komplett weiß gefliesten Saal vor sich, dessen Wände und Fußboden sich im Licht der Scheinwerfer spiegelten. Eine erhöhte Plattform im Hintergrund, die man über zwei niedrige Stufen erreichen konnte, fiel in diesem blendenden Weiß beinahe nicht auf. Ein Blick genügte, und allen war klar, dass es sich um so etwas wie eine Art Bühne handelte, da darauf ein Drehstuhl stand, um den eine umfangreiche Fotoausrüstung angeordnet war, teilweise auf in der Wand und in der Decke verankerten Armen befestigt.
    Sogar eine Filmkamera war vorhanden.
    Und jede Menge Scheinwerfer für die Aufnahmen: Profiequipment und sogar ein Halogenstrahler.
    Ein Set. Doch der Raum wurde auch zu anderen Zwecken genutzt, in einer Ecke übereinandergestapelte Stühle deuteten auch auf Live-Veranstaltungen hin.
    Der Raum war sauber, beinahe steril, Abflusslöcher im leicht zur Mitte hin geneigten Boden wie in öffentlichen Duschen deuteten darauf hin, dass man ihn mit einem Wasserschlauch abspritzte.
    In der Mitte einer Wand war eine mit Gummidichtungen, wie man sie in Kühlschranktüren einsetzte, abgedichtete Tür eingelassen. Ihre hell glänzende Plastikverkleidung nahm das Muster der Fliesen in perfekter Harmonie wieder auf.
    Sie war so gut getarnt, dass sie einem auf den ersten Blick nicht auffiel.
    Eine Panzertür. Fest verschlossen. Um sie aufzubrechen, musste man einen

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