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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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war so eine Qual, dass Leonardo ihm ein wenig Unterstützung versprochen hatte. Er wollte für ihn das Stück komponieren. Spanò würde es dann auswendig lernen müssen, um es transkribieren und an das Thema der Prüfung anpassen zu können. Wenn er diesmal die Prüfung wieder vergeigte, würden Leonardo und sein anderer Mitbewohner Spanò mit den Saiten des Klaviers erdrosseln!
    Als Leonardo die vorletzte Haltestelle erreichte, hatte er schon die Probleme des Andante mosso überwunden und wollte sich gerade dem Allegretto widmen, als sich die Türen schlossen und die Bahn gleich weiterfahren würde. Leonardo schaute aus dem Fenster. Und da sah er es.
    Ein sehr vertrautes Gesicht.
    Nein, sogar zwei.
    Die Männer standen unter dem Schutzdach der Haltestelle und unterhielten sich angeregt.
    Er klopfte ans Fenster, doch sie bemerkten ihn nicht. Die Straßenbahn fuhr an, und Leo fragte sich verwundert, was diese beiden Männer sich eigentlich zu sagen hatten, die doch nichts außer einer Namensgleichheit verband.
    Beide hießen Andrea mit Vornamen, aber sie hätten nicht unterschiedlicher sein können.
    Denn der eine war ein Pfarrer.
    Und der andere ein schlimmer Finger. Vorbestraft.
     

KAPITEL 50
    Montag, 19. Februar, 23:00 Uhr
    Sandra Leonis Kontakt zur Unterwelt hieß Anatolij Vasiliev, war moldawischer Staatsbürger, ein ehemaliger KGB-Agent, jetzt Ermittler bei Interpol und in die transnistrische Mafia eingeschleust.
    Sein Name bei dem Undercover-Einsatz war Andreij Vastalijevic. Und sein Spitzname: Vlad Draculiev. Kurz Dracula.
    Vlad konnte alle gängigen slawischen Sprachen und darüber hinaus manche ausgefallene. Er besaß Kontakte zur russischen, türkischen wie auch zur sizilianischen, kalabrischen und kampanischen Mafia. Die Spezialität in seiner Undercover-Identität war der Handel mit Humankapital: Frauen, die auf den Strich gehen sollten, Kinder für die Prostitution und Internetpornografie, Leute aller Nationalitäten und Altersklassen, die als richtiggehende lebende Organlager gefangen gehalten und für die Entnahme bereitgehalten wurden.
    In der Zeit der Operation »Gazelle« hatte Sandra von einem Kollegen bei der Anti-Mafia-Kommission die Nummer eines Satellitenhandys bekommen.
    Man hatte Vasiliev vorher informiert, und der meldete sich sofort beim ersten Klingeln.
    Er stellte sich nicht vor und kam sofort zur Sache. Nannte nur einen Namen und eine andere Handynummer, danach war das Gespräch unterbrochen.
    Sandra Leoni rief diese Nummer an. Sie hörte Musik, ein Rauschen, das unverwechselbare Klirren von Eiswürfeln in einem Glas und eine etwas belegte Stimme mit einem leichten süditalienischen Anklang, vielleicht jemand aus Apulien.
    »Wer bist du?«
    »Ich heiße Lenij. Kristall für meine Freunde.«
    Sandra hatte ein wenig gebraucht, bis sie den Kiewer Akzent ihrer Mutter wieder draufhatte. Sie hatte das gesamte Wochenende mit dem Rekorder geübt. Erst sagte sie etwas auf Russisch, dann wiederholte sie es auf Italienisch mit russischem Akzent. Hörte sich ab, löschte die Aufnahme und versuchte es von vorn.
    »Ich komme aus Moldawien. Tiraspol. Ein Freund hat deine Nummer gegeben.«
    »Ein Freund von wem?«
    »Jetzt ich kann nicht sagen. Ich habe gesucht dich, weil ich will Arbeit. Hast du Arbeit für mich?«
    »Kommt drauf an, Baby. Was hast du denn drauf?«
    »Gib mir Termin, und ich zeige dir. Alles, was du willst. Ich …«
    »O. k., Baby. Komm heute Abend in den Club Hell’s Door in der Via Lippi. Kennst du dich in Mailand aus?«
    »Ich finde.«
    »Gut, Baby. Zwischen null und ein Uhr. Frag nach Santo.«
    »Du bist Santo?«
    »Das wirst du schon sehen, Baby.«
    Klick.
    Aufgelegt.
    Sandra lächelte zufrieden. Dieser Mann mit seinem Baby hinten, Baby vorn redete wie die Karikatur eines Luden aus einem amerikanischen Film. Eine so lächerliche Kopie konnte nicht wirklich gefährlich sein.
    Und selbst wenn, jetzt hatte sie den Kontakt gemacht.

KAPITEL 51
    Dienstag, 20. Februar, 19:30 Uhr
    »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.«
    »Amen.«
    »Der Herr sei in deinem Herzen und in deinen Worten. Wann hast du zum letzten Mal gebeichtet?«
    »Vor ungefähr zwei Wochen.«
    Don Mario überlief die Wirbelsäule hinunter ein Schauer, so eiskalt und schneidend wie von einem Eissplitter auf nackter Haut.
    »Das letzte Mal habe ich dir die Absolution nicht erteilt. Bereust du jetzt?«
    »Ja, ich bereue.«
    »Hast … Hast du Gott noch etwas zu gestehen?«
    »Ja. Ich habe viel zu

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