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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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an der moldawischen Grenze, wo ihre Familie mütterlicherseits eine Datscha für den Sommer hatte, wurde Rumänisch als Dialekt betrachtet, und sie hatte es von klein auf gelernt. Sandra sprach es zwar nicht mehr fließend, aber sie verstand es.
    Danke, Mama, danke, Oma!
    »Ich bin Lenij. Und ich habe guten Grund. Und wenn du wissen willst, Santo mir hat deine Nummer gegeben. Ja, Santo!« Sie redete erst Russisch, und dann wiederholte sie alles auf Italienisch, wobei sie genau auf den richtigen Akzent achtete.
    »Ich bin Olga. Santo hat mir von dir erzählt«, sagte ihre Gesprächspartnerin, immer noch auf Rumänisch. »Wann fängst du an?«
    »Auch sofort. Heute Abend.« Je früher, desto besser. Damit alles so schnell wie möglich vorbei war.
    »Du musst mit deinen Papieren zu mir kommen. Reisepass, Aufenthaltsgenehmigung … Ich sage dir die Adresse …«
    »Keine Papiere!« Sandra Leoni klang jetzt hart und entschieden. »Santo hat nichts von Papieren gesagt. Wenn du mich willst, ich keine Papiere.«
    »Bist du ohne Reisepass hier?« Die Frau stellte sich verwundert, aber eigentlich reisten sehr wenige junge Frauen aus den ehemaligen GUS-Staaten mit einem Pass ein. Und Frauen mit einer Aufenthaltsgenehmigung vertrauten sich bestimmt nicht so einer Bande Ausbeuter an und gingen auf den Straßenstrich. Wollten sie sich wirklich prostituieren, dann taten sie das zu Hause und versteckten ihre Aktivitäten hinter einem »normalen« Gewerbebetrieb.
    »Ich gesagt, keine Papiere. Nur ich, und das reicht so. Frag Santo.«
    »Na schön, gib mir deine Nummer, ich rufe dich zurück.«
    Sandra diktierte ihr die Nummer des brandneuen Handys, das sie heute Morgen in der Ausgabestelle des Präsidiums abgeholt hatte, dann legte sie auf. Zehn Minuten später klingelte ihr Handy.
    »Okay. Er hat gesagt, das geht in Ordnung. Ich erwarte dich nächsten Sonntag gegen halb zwölf nachts. Via Plinio 54. Bar Pink Panther . Frag nach Olga.«
    »Warum so viele Tage?«
    »Fängst du schon an, Fragen zu stellen?«
    »Ich brauche Euro. Ich habe nötig. Bitte, zu lange bis Sonntag.« Sandra Leoni befürchtete, sie wollten Zeit gewinnen, um ihre Identität genauer zu überprüfen, und ihr dann vielleicht eine Falle stellen.
    »Ich brauche Geld sehr … bitte …«
    Olga blieb hart.
    »Tut mir leid, Baby. Sonntagnacht. Nimm an oder lass es.«
    »Ich nehme. Also Sonntag, okay?«
    »Ich erwarte dich. Sei besser pünktlich.«
    Das war geschafft. Sie würde wieder auf den Strich gehen. Und diesmal ging es um viel mehr als nur den Handel mit gestrecktem Heroin. Bei diesem Gedanken verkrampften sich Sandra Leonis Eingeweide schmerzhaft, als hätte ihr jemand dort einen großen Löffel umgedreht.
    Angst? Ja, sie hatte Angst.
    Um sich zu beruhigen, rief sie sich in Erinnerung, dass sie ja nicht ganz allein dort sein würde. Ihre Kollegen würden sie aus dem in der Nähe geparkten üblichen Bus mit den verdunkelten Scheiben im Auge behalten. Es war unwichtig, ob sie Sichtkontakt zu ihr hielten, da sie durch einen unter einem Stück künstlicher Haut in der linken Achselhöhle versteckten Minisender ständig mit ihnen in Verbindung stehen würde. Ein Speckröllchen mehr. Unsichtbar.
    Doch trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen war die Aktion gefährlich, das wusste sie.
    Und nichts konnte ihr diese Angst nehmen.
     

KAPITEL 53
    Mittwoch, 21. Februar, 04:00 Uhr
    Es war beinahe schon hell, als Don Mario die Notaufnahme verließ.
    Am vergangenen Abend hatten ihn ein lähmender Schmerz in der Brust und Atemnot im Beichtstuhl aufgehalten. Küster Pulitanò hatte ihn während seiner abendlichen Kontrollrunde halb zusammengesunken auf dem Bänkchen im Beichtstuhl gefunden. Der Küster hatte zunächst Don Andrea benachrichtigt und dann den Krankenwagen gerufen.
    Fast sieben Stunden auf einer Bahre in der Notaufnahme. Ein EKG, einige Infusionen, Medikamente, um die Herzkranzgefäße zu weiten, und Don Mario hatte sich gleich besser gefühlt. Danach hatte er den Arzt bestürmt, er solle ihn nach Hause schicken.
    Kein Infarkt, nur ein schlimmer, rechtzeitig entdeckter Anfall von Angina Pectoris. Er hatte ein Formular unterschreiben müssen, dass er auf eigene Verantwortung ging, da der zuständige Arzt ihn eigentlich in die Kardiologie verlegen wollte.
    Don Andrea hatte ebenfalls alles versucht, um ihn davon zu überzeugen, dass er im Krankenhaus blieb.
    Vergebliche Mühe.
    »Ich muss in die Gemeinde zurück, ich habe zu tun. Wenn nötig, komme ich wieder.« Mühsam

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