Denn die Gier wird euch verderben - Thriller
wie das Eisen im Berg. Insgeheim hält er den Polizeikommissar und den Bergwerksdirektor Lundbohm für schwach. Er selbst hat keine Probleme damit, seine Leute in Schach zu halten. Er hat keine Hemmungen, zu drohen, zu entlassen, auszuzahlen, freizustellen, zwangsräumen und pfänden zu lassen. Die Angst in den Augen der Armen lässt ihn kalt.
Er ist zwar klein, aber kräftig. Nur wenige besiegen ihn beim Armdrücken, von den Anwesenden schaffen das nur der Polizeikommissar und sein stellvertretender Landjäger.
Jetzt hält er schnaufend seine Dankesrede, während er zugleich verbittert denkt, ohne ihn wäre der Bergwerksdirektor gar nicht hier.
So ein verdammter sogenannter Menschenfreund, der sich am liebsten mit Farbklecksern, Hinterladern und Frauen mit Haaren auf den Zähnen abgibt, wie der Lagerlöf und der Key, verdammich.
Und diese vielen Reisen. Der Direktor kann durch die Weltgeschichte gondeln und sich amüsieren, während er, Fasth, dafür sorgen muss, dass das Gemeinwesen funktioniert, dass die Arbeiter kleingehalten werden, dass die Leute wissen, wo sie hingehören. Dass das Eisen aus dem Berg kommt.
Und diese kleine Lehrerin, die ihm gegenüber am Tisch sitzt. Während er redet, landet sein Blick auf ihrer Brust und ihrer Taille. Was für ein appetitliches kleines Luder. Mit lauter Grillen im Kopf, leider. Aber wenn sie ihn ranließe, könnte er ihr die austreiben. An diesem Abend ist ihm nicht entgangen, wie der Bergwerksdirektor und die Lehrerin sich angesehen haben. So ist das also. Was findet sie denn bloß an ihm? Geld, natürlich. Er wird schon am nächsten Tag herausfinden, was sie denn so verdient.
Flisan schickt die Hausmädchen, sie sollen den Tisch abräumen und danach warmen Apfelkuchen mit Schlagsahne servieren. So hoch im Norden wachsen keine Äpfel, auch die sind dem Bergwerksdirektor in Holzkisten geliefert worden, jeder Apfel einzeln in Zeitungspapier gewickelt.
Flisan steht in der Türöffnung und sieht, wie der Obergrubenvogt Fasth Elina ansieht. Seine Augen sind träge, halb geschlossen. Der Mund steht offen. Aber in ihm steckt etwas Beutegieriges. Wie ein Sommerhecht im Schilf, bereit, bereit.
Als sie Elina den Apfelkuchen vorlegt, flüstert sie ihrer Freundin rasch ins Ohr: »Geh unter irgendeinem Vorwand raus. Und komm in die Küche.«
Sie will Elina sagen, dass sie sofort nach Hause gehen muss. Dem Obergrubenvogt Fasth ist alles zuzutrauen. Und jetzt hat er noch dazu zu viel getrunken. Er kann Frauen gefährlich werden.
Aber Elina kommt nicht in die Küche. Die Schnäpse haben sie fröhlich und gesprächig gemacht. Vielleicht hat sie Flisan nicht einmal gehört, denn die Gesellschaft ist jetzt ziemlich laut.
Als im Salon der Cognac serviert wird, gehen die meisten Damen nach Hause, Elina aber bleibt. Fasth sagt seiner Frau nur kurz gute Nacht, als sie dem Bergwerksdirektor für den schönen Abend dankt und aufbricht. Die Gattin versucht gar nicht erst, ihren Mann mitzunehmen. Vielleicht findet sie es ja angenehm, ihn loszuwerden. Vielleicht ist sie nur erleichtert, wenn er seine männlichen Bedürfnisse zwischen den Knien einer anderen auslebt.
Flisan spült und wirbelt wie besessen mit Handtüchern und Wischlappen, um fertigzusein, ehe die letzten Festgäste den Heimweg antreten.
Aber als Elina gehen will, ist Flisan noch nicht fertig. Die Cognacgläser und Konfektschüsseln stehen noch herum und müssen gespült und eingeräumt werden, als die letzten Gäste im Eingang stehen und ihrem Gastgeber für diesen wunderbaren Abend danken.
Flisan sieht, wie der Obergrubenvogt Fasth Elinas Arm nimmt und Bergwerksdirektor Lundbohm sagt, er werde persönlich für ihr sicheres Geleit nach Hause sorgen.
Draußen vor der Tür packt er gebieterisch ihren Arm und zieht sie mit sich, ehe die anderen Gäste auch nur piep sagen können.
Elina wird es unbehaglich, ihr Arm sitzt fest wie in einem Schraubstock, und der Obergrubenvogt scheint kaum zu bemerken, wie sie dahinstolpert, weil er in einem solchen Tempo losprescht.
Die hellen Sommernächte sind vorbei, und sie ist allein mit diesem nach Schnaps stinkenden Kerl, der sie fast schon mit sich reißt.
Als sie an Silfverbrands Gemischtwarenladen in der Iggesundsgata vorbeikommen, zieht er sie plötzlich in den Hinterhof. Dort ist es finster wie in einem Kohlensack, schwaches Mondlicht fällt über Tonnen und Zugkarren, einen Pferdewagen und leere Kisten aus dem Laden.
Fasth drückt sie an die Wand des Holzschuppens.
»So
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