Denn die Gier wird euch verderben - Thriller
Sol-Britt Uusitalo«, sagte von Post. »Jetzt muss er mit uns kommen und ein paar Fragen beantworten. Und wir werden das Haus durchsuchen.«
Die Frau stieß ein freudloses Lachen aus.
»Was soll denn der Scheiß? – Sie lügen«, rief sie dann.
Sie wandte sich ihrem Mann zu.
»Sag, dass sie lügen.«
Jocke Häggroth starrte zu Boden.
»Wollen Sie eine Jacke?«, fragte Anna-Maria.
Zum Teufel mit von Post. Warum hatte er das gesagt?
»Jetzt sag schon, dass sie lügen«, schrie die Frau mit schriller Stimme.
Einige unbehagliche Sekunden wurde es ganz still. Dann versetzte sie ihm einen Stoß gegen die Brust.
»Sieh mir in die Augen, du Arsch! Und sag, dass sie lügen! Jetzt sag endlich was!«
Jocke Häggroth hob den Arm zum Schutz vor das Gesicht.
»Ich brauch Schuhe«, sagte er.
Seine Frau starrte ihn angewidert an und schlug sich die Hand vor den Mund.
»Ich muss kotzen«, sagte sie. »Du Widerling. Dieses … Weibsstück. Oh … verdammt! Das kann doch nicht wahr sein!«
Anna-Maria griff nach dem größten Paar Schuhe, das in der Diele stand, und stellte sie Jocke Häggroth hin.
Er stieg in die Schuhe und ging vorsichtig die Vortreppe hinunter. Anna-Maria machte sich bereit, ihn aufzufangen, falls er stolperte.
»Verzeih mir«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
Die Frau stieß einen Stuhl um, der auf der Vortreppe stand.
»Verzeihen?«, schrie sie. »Verzeihen?«
Sie packte einen Blumentopf, der umgedreht auf einer Schüssel stand und als Aschenbecher benutzt wurde, und warf ihn ihrem Mann in den Rücken.
Der stolperte und trat einen Schritt vor, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Sven-Erik legte ihm eine Hand in den Rücken und führte ihn zum Auto.
»Ganz ruhig«, sagte Anna-Maria zu der Frau. »Sonst müssen wir …«
»Ruhig?«, wiederholte die Frau.
Dann rannte sie hinter ihrem Mann her, der gerade ins Auto steigen wollte, während Sven-Erik Stålnacke ihm die Tür aufhielt. Sie packte ihn von hinten. Warf sich über ihn, kratzte ihn im Gesicht. Als Sven-Erik sie ergriff, krallte sie sich in den Kleidern ihres Mannes fest.
Jocke Häggroth versuchte, sein Gesicht vor den Schlägen zu schützen.
»Ihr Ärsche«, keuchte sie, als Anna-Maria und Sven-Erik sie mit vereinten Kräften von ihrem Mann losrissen. »Scheiße, ich bring dich um … Loslassen! Loslassen!«
»Immer mit der Ruhe«, sagte Sven-Erik. »Wenn Sie sich beruhigen, lasse ich Sie los, dann können Sie zu Hause sein, wenn Ihre Kinder aus der Schule kommen, überlegen Sie sich das mal.«
Sofort hörte sie auf zu schreien. Wurde weich unter ihren Händen.
»Ist es jetzt gut?«, fragte Anna-Maria.
Die Frau nickte.
Sie stand mit hängenden Armen da, doch als Anna-Maria die Autotür zuschlagen wollte, sagte sie zu ihrem Mann:
»Du kommst nicht wieder her. Hast du gehört? Nie wieder!«
Dann rannte sie zu von Posts neuem Mercedes hinüber. Der stand neben einer Schubkarre.
Ehe irgendwer sich rühren konnte, hatte sie die Schubkarre aufgehoben, hielt sie mit ausgestreckten Armen hoch über den Kopf und schleuderte sie auf von Posts Auto. Die Karre knallte auf den Lack.
Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und rannte in den Wald.
Sie ließen sie laufen. Von Post warf die Arme in die Luft. Langsam beugte er sich über sein Auto, legte ihm die Hände auf, wie um es zu heilen. Dann schrie er, und seine Stimme brach fast vor Anstrengung: »Holt sie, verdammt nochmal! Ihr nach!«
»Ein andermal«, sagte Sven-Erik. »Du hast Zeugen, und alles findet sich. Jetzt erst mal die Hausdurchsuchung.«
In dem Moment stieß Tommy Rantakyrö einen Pfiff aus. Er fuchtelte mit der Hand, um auf sich aufmerksam zu machen. Als die Kollegen sich zu ihm umdrehten, kroch er unter die Scheune und kam gleich darauf wieder zum Vorschein, eine Heugabel mit drei Zinken in der Hand.
Von Post ließ sein Auto los und richtete sich wieder auf.
Anna-Marias Herz schlug schneller. Drei Zinken. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit? Die meisten Heugabeln hatten zwei.
Er war es, dachte sie. Wir haben ihn.
Als sie sich umdrehte, begegnete ihr Blick dem von Jocke Häggroth. Er sah sie ausdruckslos an und ließ seinen Blick zu Tommy Rantakyrö weiterwandern, der mit der Heugabel dastand.
Du eiskaltes Schwein, dachte Anna-Maria Mella. Jocke schlug die Arme übereinander, ließ sich auf den Sitz zurücksinken und starrte stur vor sich hin.
R EBECKA M ARTINSSON RAUCHTE mit Rechtsmediziner Lars Pohjanen auf dem fusseligen Sofa im Personalzimmer eine
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