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Denn die Gier wird euch verderben - Thriller

Denn die Gier wird euch verderben - Thriller

Titel: Denn die Gier wird euch verderben - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: sa Larsson
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er auch allen Grund. Onkel Walross hatte verdammt miese Karten, wenn Häggroth ihnen wegstarb. Und Mella erst!
    Carl von Post wippte auf den Absätzen und presste den Zeigefinger weiter auf die Klingel. Gott sei Dank brauchte er keinerlei Verantwortung für diese Katastrophe zu übernehmen.
    Er selbst hatte ja aus Respekt vor der langen Erfahrung der anderen den passiven Zuschauer gespielt. Hatte keinen Mucks von sich gegeben.
    Nur gut, dass er die Vernehmung nicht geleitet hatte.
    Aber wenn Häggroth starb, ohne gestanden zu haben – dann wurden die Ermittlungen eingestellt. Und die ganze verdammte Hyänenmeute würde sich über die Polizei hermachen. Die Vernehmungsmethoden würden kritisch hinterfragt, die Umstände der Festnahme würden in den Schlagzeilen breitgetreten werden.
    Von Idioten umzingelt. Und behindert. Die konnten nicht mal die blöde Häggroth in Schach halten. Wie hatten sie verdammt noch mal zulassen können, dass sie sein Auto ramponierte und dann in den Wald abhaute? Wie konnte das angehen?
    Die Intensivärztin weigerte sich, Staatsanwalt oder Polizistin zu ihrem Patienten zu lassen.
    Sie stellte sich wie ein russischer Grenzposten vor die verschlossene Tür zum Krankenzimmer. Mit einer Hand fuhr sie sich über die kurzen dunklen Haare, mit der anderen schob sie die Fliegerbrille hoch, die ihr auf den Nasenrücken gerutscht war. Dann erklärte sie, dass Jocke Häggroth zwar bei Bewusstsein sei, aber vermutlich einen Herzinfarkt erlitten habe. Sie sagte »Morphium« und »blutdrucksenkend« und »Sauerstoff« und »Betablocker« und endete damit, dass der Patient auf gar keinen Fall Stress ausgesetzt werden dürfe.
    Lesbe, dachte von Post niedergeschlagen. Da half es auch nicht, sein zuckersüßestes Lächeln aufzusetzen und die männliche Stimme ertönen zu lassen.
    Noch dazu tüchtig, dachte er, als die Ärztin erklärte, doch, ja, sie habe durchaus verstanden, was von Post gesagt habe. Der Patient werde eines brutalen Mordes an einer Frau verdächtigt. Und ja, das sei ihr auch wichtig, aber sie habe dennoch nicht vor, das Leben des Patienten zu gefährden. Sie könnten die Vernehmung fortsetzen, wenn die Lage stabiler wäre. Wann das so weit sein werde? Schwer zu sagen.
    Sie hielt den Krankenbericht unter dem Arm. Reichte von Post nicht einmal bis ans Kinn. Das »Assistenzärztin« auf ihrem Namensschild strahlte von Post in die Augen wie Scheinwerferlicht.
    »Ich will mit Ihrem Chef sprechen«, sagte von Post.
    Aber das half ihm auch nichts. Der Chef saß in Luleå und erzählte am Telefon, er habe keine Veranlassung, am Urteil seiner Kollegin bezüglich des kritischen Zustands dieses Patienten zu zweifeln.
    Ihm blieb nur der Rückzug zur Wache. Verdammt, wie sollte man vernünftige Arbeit leisten, wenn einem von allen Seiten Steine in den Weg gelegt wurden.
    Das Leben behandelte von Post auch nach der Rückkehr zur Wache nicht freundlicher. Dort hatte die Polizeiinspektorin aus Umeå, angeblich Spezialistin für Vernehmungen von Kindern, den Tag damit verbracht, das Geld der Steuerzahler aus dem Fenster zu werfen.
    Sie war in Zivil. Eine große Frau mit etlichen Schichten Leinenkleidung und grauen, mit einem Stöckchen hochgesteckten Haaren. Um den Hals hing an einem Lederriemen ein großer silberner Anhänger, von dem von Post annahm, dass er die Göttin in ihr erwecken sollte.
    Von Post sah sie an und merkte, dass auch er ein wenig Sauerstoff und Betablocker und Morphium gut gebrauchen könnte.
    Nur die Besten wurden zum Jurastudium zugelassen. Und die Besten der Besten wurden Staatsanwälte und Richter. Aber jeder hergelaufene Trottel konnte offenbar zur Polizei gehen.
    »Er hat also nichts gesehen?«, fragte er.
    »Er kann sich an nichts erinnern«, sagte sie. »Ich würde darauf tippen, dass er wirklich etwas überaus Beängstigendes gehört oder gesehen hat. In seiner Darstellung gibt es doch eine Lücke, die darauf hinweist. Warum ist er aufgewacht? Wie ist er zu der Hütte im Wald gelangt? Warum ist er aus dem Fenster geklettert?«
    »Ich weiß von den Lücken«, sagte von Post beherrscht. »Deshalb haben wir Sie ja hergeholt. Es müsste doch möglich sein, an diese Erinnerung heranzukommen. Mit Hypnose oder was weiß ich. Ist das denn nicht Ihre Arbeit? Wir haben Sie eingeflogen. Wofür zum Teufel haben wir eigentlich bezahlt?«
    »Meine Aufgabe ist es, mit dem Jungen zu reden. Das habe ich getan. Aber er sagt nichts über die Mordnacht. Er kann nicht. Oder er will nicht.

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