Denn die Gier wird euch verderben - Thriller
Hypnotisiert wird er auf gar keinen Fall.«
»Und wann können wir ihn dann vernehmen?«
»Sie können ihn vernehmen, so viel Sie wollen. Aber wenn Sie herausbringen wollen, was er gesehen hat, dann sorgen Sie dafür, dass er sich sicher fühlt. Dieser Polizist, der sich um ihn gekümmert hat, Krister Eriksson. Er ist ja offenbar bei Eriksson und spielt, dass er ein Hund ist. Eriksson hat mir gesagt, dass er sich erst mal noch weiter um den Jungen kümmern kann. Das ist hervorragend. Der Junge hat ja offenbar sonst niemanden. Je sicherer er sich fühlt, umso größer ist die Aussicht, dass er redet. Und meistens kommt nicht alles auf einmal. Es kommt in Bruchstücken, hier und da. Und es kommt nicht so, wie wir das erwarten, und nur selten, wenn man über die Geschehnisse redet, sondern dann, wenn er mit ganz anderen Dingen beschäftigt ist.«
»Na super!«, sagte von Post. »Wir haben also für den guten Rat bezahlt, dass wir warten sollen. Genial! Wunderbar! Es wäre phantastisch, wenn irgendwer ab und zu mal die Arbeit tun könnte, für die er bezahlt wird.«
Die Polizeiinspektorin öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder. Sie zog ihr Telefon hervor und sah es an.
»Ich muss jetzt zum Flugplatz«, sagte sie und schaute hinaus ins Schneegestöber. »Besser, wenn ich rechtzeitig aufbreche, die Fahrt dauert ja auch ihre Zeit. Anna-Maria Mella bringt mich hin.«
Von Post gab keine Antwort. Warum auch.
Gebt mir eine normal funktionierende Person, die versteht, was man sagt, dachte er.
»Dieser Staatsanwalt«, sagte die Kollegin aus Umeå zu Anna-Maria Mella, als sie zum Flughafen unterwegs waren. »Der war ja nicht gerade sympathisch.«
»Hänen ej ole ko pistää takaisin ja nussia uuesti« , antwortete Anna-Maria grimmig.
»Ich kann kein Finnisch, was bedeutet das?«
»Ja, äh … dass er nicht gerade sympathisch ist. Gott, wie das jetzt schneit. Mal sehen, ob es liegen bleibt.«
Die Scheibenwischer jagten hin und her. Das Scheinwerferlicht wurde von den vielen Schneeflocken reflektiert. Es war wie eine weiße Wand vor ihr, man sah kaum die Hand vor Augen.
E S SCHNEIT. Es ist der 14. April 1915, und die Schneeflocken segeln aus einem grauen Winterhimmel. Hjalmar Lundbohm hat hohen Besuch. Und zwar Carl Larssons Gattin Karin, die zusammen mit dem Ehepaar Zorn, dem Architekten Ferdinand Boberg mit Frau und den Bildhauern Christian Eriksson und Ossian Elgström eingetroffen ist.
Carl Larsson war nie in Kiruna. Aber Karin erscheint gelegentlich mit allerlei befreundeten Autoren oder Künstlern. Die Reisen nach Kiruna sind sozusagen Vergnügungsreisen.
Jetzt hat Direktor Lundbohm für die Gäste einen Renwettlauf arrangiert. Alle tragen Lappenmützen und fahren Akjaschlitten. Das Wetter könnte besser sein, dem Direktor wäre strahlende Wintersonne über einem idyllisch verschneiten Kiruna lieber gewesen, aber nicht einmal er hat Macht über das Wetter.
Die Veranstaltung ist dennoch ein großer Erfolg. Die Rentiere laufen durch die Bromsgata, und die Gäste johlen und feuern ihre Zugtiere an.
Johan Tuuri und einige andere Samen helfen aus und laufen ab und zu nebenher, um die Tiere auf Kurs zu halten.
Siegerin ist am Ende Karin Larsson. Sie lacht Tränen, der Fotograf Borg Mesch verewigt sie, sie sieht ganz reizend aus, die Lappenmütze ist verrutscht, und neben ihr steht ein stolzer junger Same. Das Ren gehört seiner Familie, und er ist auf Skiern nebenhergelaufen und hat es auf der ganzen Strecke angefeuert.
Anders Zorn ist aus seinem Schlitten gefallen und erhält den improvisierten Preis als Schneemann des Tages.
Alle kochen vor Hitze, sind fröhlich und laut. Sie jagen einander und schubsen sich gegenseitig vom Schnee-Trampelpfad, und sowie man den verlässt, versinkt man bis zur Taille. Auf dem Rückweg versuchen sie eine Schneeballschlacht zu machen, aber es ist unter null, der Schnee klebt nicht. Also bewerfen sie einander mit Pulverschnee, bis sie allesamt von Kopf bis Fuß weiß sind.
Ja, Direktor Lundbohm hat allen Grund zur Zufriedenheit, als sie zu heißem Punsch, trockener Kleidung und warmem Mittagessen zu seinem Haus zurückwandern.
Und doch knirscht er innerlich mit den Zähnen. Was ihm zu schaffen macht, ist die Erkenntnis, dass er am einen Tag mitspielen darf, am anderen aber nicht.
Er gehört nicht richtig dazu. Und das weiß er. Er ist ein lieber und gern gesehener Gast bei all den fröhlichen Menschen, mit denen er hier durch die Straße geht, aber zu den Festen, auf
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