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Denn ewig lebt die Liebe

Denn ewig lebt die Liebe

Titel: Denn ewig lebt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Reinert
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schon seit einigen Jahren ihren Dienst in der Arztpraxis von Haselheide versah war ihr auch nicht verborgen geblieben, dass der Doktor aus der Stadt nicht gerade willkommen geheißen wurde. Dabei hatte sie ihn als überaus netten, verständnisvollen Mediziner kennengelernt, kein bißchen eingebildet, sondern eher etwas unsicher, was den Umgang mit Fremden anging.
    "Wenn ich durch den Ort gehe, dann sind die Straßen auf einmal wie leergefegt", fuhr Alexander in seinen Überlegungen fort. "Ich bilde mir das sicher nicht ein. Bestimmt fahren in Zukunft alle nach Rothenhusen zum Arzt."
    Melanie lachte herzlich und steckte mit ihrer frischen Art auch den Arzt an. "Jetzt sagen sie bloß noch, die Leute rollen auch gleich die Gehwege zusammen, damit sie wieder in ihre Praxis zurückkehren müssen."
    Dr. Hofmann bedauerte es von Herzen, dass die fröhliche Melanie ihn bald verlassen und im städtischen Kreiskrankenhaus arbeiten wollte, was ihrer ursprünglichen Ausbildung entsprach. Deshalb fiel sein Lachen auch nicht ganz so fröhlich aus, als er mit einstimmte.
    "Sie sind hier halt noch fremd. Doch das gibt sich mit der Zeit. Als Herr Cornelsen damals die Apotheke übernahm, hatte sogar er Schwierigkeiten mit den Leuten, weil er ein Studierter war", versuchte die junge Frau, ihn ein wenig zuversichtlicher zu stimmen.
    "Ich dachte, er wäre ein Einheimischer."
    "Ist er auch", fuhr Melanie fort. "Dennoch hatten sich vor allem die Älteren so von ihm entfremdet, dass sie nicht wußten, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollten, obwohl viele ihn bereits als Kind gekannt hatten. So jedenfalls hat es mir Doktor Paulsen einmal erzählt."
    Dr. Hofmann nickte vor sich hin. "Es entspricht dem Charakter dieses Ortes", gab er nach kurzer Überlegung zu. "Ich bin vor ein paar Tagen den Weg durchs Bühler Moor gegangen. Es dämmerte schon, und ich war ganz allein. Plötzlich begegnete mir ein alter Mann mit weißem Rauschebart und einer Kapitänsmütze. Ich grüßte ihn, doch er starrte mich nur an wie eine Erscheinung."
    Der Arzt lachte etwas gekünstelt, dann fuhr er fort: "Seitdem überlege ich, ob ich nicht einem Gespenst begegnet bin, denn als der Alte an mir vorbei und ich überzeugt war, dass er es nicht mehr sehen konnte drehte ich mich nach ihm um. Doch er war verschwunden."
    "Das war Kapitän Störtebeker."
    "Also doch ein Geist." Alexanders Stimme klang fast zufrieden. "Auch das paßt zu diesen Leuten. Ich bin gar nicht überrascht, dass es hier spukt." Er griff sich an den Kopf. "Natjas Buch bringt mich richtig durcheinander", gestand er verlegen. "Natürlich gibt es keine Geister."
    "Das möchte ich nicht einmal so energisch ablehnen wie sie das tun, Herr Doktor", widersprach Melanie. "In diesem Fall jedoch haben sie Recht. Kapitän Störtebeker heißt in Wirklichkeit ganz anders. Doch seinen richtigen Namen weiß bestimmt niemand mehr. Ich habe ihn jedenfalls noch nie gehört. Aber er ist ein Mensch aus Fleisch und Blut."
    Nun musste selbst Alexander Hofmann lachen. Die Situation war auch zu komisch. Seit jener Begegnung in den Abendstunden hatte er oft an den geheimnisvollen Mann denken müssen, und fast war er schon der Versuchung erlegen, mit Natja darüber zu diskutieren. Jetzt jedoch war er froh, dass er es nicht getan hatte.
    Wenig später klopfte Ingeborg Blatt an die Tür zum Sprechzimmer. "Das Essen ist fertig", rief sie und öffnete nur einen kleinen Spalt. "Beeilt euch, sonst wird es kalt. Und aufwärmen kann man ein Soufflé nicht."
    Sofort sprang der Arzt auf. Die Nervosität war ihm anzusehen. "Heute nachmittag gehen wir alles noch einmal durch, besprechen auch den Ernstfall, damit nichts schief gehen kann." Er ließ Melanie den Vortritt, denn auch sie nahm ihre Mittagsmahlzeit schon seit Jahren mit der Familie im Doktorhaus ein.
    "Den Ernstfall?" Die junge Frau wandte sich zu dem Arzt um und blickte ihn fragend um. "Was meinen sie damit?"
    Dr. Hofmann grinste verlegen. "Nun, es könnte doch immerhin möglich sein, dass wenigstens ein Patient kommt. Wenn wir da nicht richtig Hand in Hand arbeiten wie Profis, dann wird sich das ganz schnell in Haselheide herumsprechen und wir, nein, ich werde zum Gespött der Leute. Dann kann ich einpacken und mir etwas Neues suchen."
    Melanie hatte mit einem Mal richtig Mitleid mit Dr. Hofmann. Wie gern hätte sie noch etwas Tröstliches gesagt, ihm eine Hoffnung gegeben, dass alles gar nicht so schlimm war wie er befürchtete. Doch es wollten ihr einfach nicht die

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