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Denn ewig lebt die Liebe

Denn ewig lebt die Liebe

Titel: Denn ewig lebt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Reinert
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leicht gebräunte Haut und strahlend graue Augen, die sie jetzt forschend musterten.
    "Was denken sie?"
    Claudias Lächeln gefror vor Verlegenheit. "Ich denke, dass sie Ihre neuen Patienten im Sturm erobern werden. Hoffentlich werden sie jetzt nicht eingebildet von meinen Vorschußlorbeeren." Sie versuchte, ihre Unsicherheit zu überspielen, was ihr auch ausgezeichnet gelang.
    "Wir könnten unsere Unterhaltung auch im Sitzen fortsetzen", schlug er vor. "Das kostet die Krankenkasse dasselbe Arzthonorar." Er deutete auf die neue helle Ledergarnitur, auf die er richtig stolz war. Frau Blatt war zwar in lautstarkes Entsetzen ausgebrochen, weil sie an die Pflege des empfindlichen Leders gedacht hatte, aber Alexander hatte sich dennoch darür entschieden.
    Claudia nahm dankend an. "Aber nur ein paar Minuten. Ich mag meinen Vater nicht zu lange allein lassen. Es geht im nicht besonders gut." Ihre Stimme klang besorgt. "Außerdem habe ich ihm nicht gesagt, wo ich hingehe."
    "Er darf es nicht wissen", stellte Alexander mit dem Spürsinn eines Suchhundes fest. "Also wieder ein Patient weniger. Ich weiß nicht, wovon meine Kinder und ich in der nächsten Zeit leben sollen. Ich möchte nur wissen, was die Leute gegen mich haben."
    Überrascht blickte die junge Frau ihn an. Sie wußte jetzt nicht, ob sie seine Worte ernst nehmen oder darüber lachen sollte. Sie entschloß sich für das zweite, und ihre Entscheidung war richtig. "Ich werde in der Apotheke eine Sammelbüchse aufstellen für unseren neuen, notleidenden Doktor.
    Sie lachten beide, und innerhalb kürzester Zeit hatte Claudia das Eis zum Schmelzen gebracht. In diesen wenigen Minuten wurden sie Freunde, obwohl beide davon eigentlich noch nichts merkten.
    "Das wird mir sehr helfen", antwortete Alexander nach einer Weile trocken und lehnte sich entspannt zurück, ohne den Blick von seiner bezaubernden Besucherin zu lassen. Überrascht stellte er fest, dass sein Herz ein bißchen zu rasch klopfte, doch er führte es zurück auf die erste Begegnung mit einer Einheimischen zurück.
    "Spaß beiseite", fuhr er fort, als die Stille etwas unangenehm wurde. "Ich bin wirklich gespannt, was sich morgen bei der Praxis-Eröffnung tun wird."
    "Wahrscheinlich gar nichts."
    "Danke, Frau von Melhus. Sie sind wirklich sehr aufbauend. Das gibt mir ein bißchen Mut für unsere Zukunft in Haselheide." Er schmunzelte in sich hinein als er merkte, dass Claudia noch immer verlegen war.
    "Entschuldigen sie bitte, Herr Doktor, ich hätte das nicht sagen sollen. Schließlich will ich nicht ihre Hoffnung zerstören. Diese Hoffnung ist durchaus berechtigt. Doch ich denke, es ist immer besser, man weiß zumindest im Ansatz, was einen erwartet, dann ist man nicht zu sehr enttäuscht. Es wird eine Weile dauern, bis sie unsere Haselheider Gemeinschaft geknackt haben, aber so rau die Schale auch ist, so weich wird der Kern sein, den sie vorfinden."
    "Schon in Ordnung, Frau von Melhus. Sie machen das ganz richtig, um nicht zu sagen, ihre Worte sind psychologisch wertvoll. Ich hätte nur nicht gedacht, dass ein Neuanfang auf dem Land so schwierig sein würde. So viel offene Ablehnung ist mir noch nie entgegen geschlagen. Die Leute tun gerade so, als sei ich mit Aussatz behaftet. Sogar beim Einkaufen schauen alle auf die Seite, als wäre ich mit einem gefährlichen Fluch behaftet oder einer ansteckenden Krankheit."
    "Sie dürfen sich dabei nicht zuviel Furchtbares denken." Claudia empfand ehrliches Mitleid mit ihm. Dennoch blickte sie rasch auf ihre Armbanduhr, dann erhob sie sich. "Ich muss heim. Mein Vater wird mich sicher schon suchen."
    Dr. Hofmann erhob sich nun ebenfalls und begleitete seine Besucherin zur Tür. "Schade", gestand er ehrlich. "Wir hatten gerade angefangen, uns gut zu unterhalten. Vielleicht haben sie ja irgendwann wieder einmal Zeit für ein kleines Plauderstündchen. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen."
    Claudia reichte ihm die Hand. "Leben sie wohl, Herr Doktor", sagte sie und stellte überrascht fest, dass sein Händedruck ihr sehr angenehm war. Eine leichte Gänsehaut lief über ihren Rücken und ihre Arme, und sie fürchtete schon, dass er etwas bemerken könnte. Deshalb entzog sie ihm rasch ihre Hand.
    "Auf Wiedersehen, Frau von Melhus", gab der Arzt zurück und lächelte etwas verkrampft. Jetzt wußte er, was ihn die ganze Zeit über gestört hatte. Es war die Anrede. Gerade bei Claudia, die er kaum eine Viertelstunde kannte, war ihm die Distanz unangenehm. Er konnte dieses

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