Denn ewig lebt die Liebe
Kapitän Störtebeker, dass sie so freundlich zu mir sind."
"Bei so einem bildhübschen und lieben Mädchen ist das bestimmt kein Kunststück", wehrte der Alte verlegen ab. "Und nun lauf rasch heim. Ich werde noch stehenbleiben, bis du am Tor bist."
Als Natja am Tor angekommen war, wandte sie sich noch einmal um und winkte dem Kapitän zu. Dann lief sie ins Haus.
"Vati! Vati, wo bist du?"
"Im Arbeitszimmer." Dr. Hofmanns klang etwas erschrocken. Er musste wohl über seiner Arbeit eingenickt sein, überlegte Natja und lachte in sich hinein. Gleich würde sie ihm von dem vergangenen Nachmittag erzählen. Dann war an Schlaf sicher nicht mehr zu denken.
Admiral lag zu Füßen des Doktors unter dem Schreibtisch. Als Natja eintrat hob der Hund nur mit schwachem Interesse den Kopf. Dann schlief er gleich wieder weiter.
"Warum brüllst du denn so, Natja?"
Das Mädchen ließ sich seufzend in einen Sessel fallen. "Das war ein heißer Nachmittag."
"Du solltest gleich duschen gehen, ehe wir uns zum Abendessen zusammensetzen."
"Vati, nun tu doch nicht so altmodisch. Das heiß bezog sich nicht auf die Temperatur sondern auf die Ereignisse. Schau dir unseren neuen Hund an. Der ist bestimmt Millionär."
"Hol ganz tief Luft, meine Kleine, und dann komm erst einmal zu dir." Dr. Hofmann schüttelte den Kopf. "Unser Hund ist also Millionär. Sicher hat er den Reichtum von irgendwo her geerbt, denn selbst verdient hat er das viele Geld bestimmt nicht." Er unterdrückte ein Lachen.
"Du verstehst mich nicht, armer Daddy. Gleich wirst du Augen machen wie Teller so rund. Max Berger, der vor kurzem unter den Mähdrescher gekommen ist, war stinkreich. Und er hat ein Drittel seines Vermögens Admiral hinterlassen oder besser demjenigen, der ihn bis ans Lebensende versorgt."
"Woher weißt du denn das?" Noch immer verstand Dr. Hofmann nicht, was er hörte. Doch als Natja ihm die ganze Geschichte erzählte, da musste er es wohl oder übel glauben.
"Bestimmt wird von dem Verkauf der Steine soviel für Admiral übrig bleiben, dass du gar nicht mehr auf Patienten angewiesen bist. Du könntest bestimmt schon in Rente gehen."
"Bist du verrückt geworden, Natja? Ich und in Rente! Mit achtunddreißig schon aufs Altenteil. Nicht mit mir, mein Liebling. Und wenn ich noch einmal irgendwo neu anfangen muss, ich werde nicht aufgeben. Und das Geld gehört Admiral, nicht uns", fügte er mit einem Stirnrunzeln hinzu.
Natja erhob sich und schlenderte mißmutig zur Tür. "Spielverderber", schimpfte sie, "und ich dachte, ich würde dir eine Freude machen."
"Hast du doch auch, mein Mädchen, nur geht uns das Geld nichts an. Versteh mich bitte, Natja, du bist doch kein kleines Kind mehr. Ich will erst einmal abwarten, was an der Geschichte dran ist. Außerdem muss dieses geheimnisvolle Testament ohnehin erst vom Notar geprüft werden, dann wird nach verschollenen Verwandten gesucht und so weiter. Freu dich also nicht zu früh", warnte er hastig, ehe Natja mit Nachdruck die Tür hinter sich zumachte.
Eine Weile saß der Arzt reglos da wie ein begossener Pudel. Dann neigte er sich zu dem Hund, den er in den wenigen Tagen schon ins Herz geschlossen hatte. Liebevoll fuhr er mit den Fingern durch das inzwischen frisch gewaschene seidige Fell. "Hallo, du Millionär. Da haben wir ja einen reichen Fang mit dir gemacht. Danke, dass du ausgerechnet uns ausgesucht hast. Es wird mir eine Ehre sein, dich zum Freund zu haben."
Admiral hob nicht einmal den Kopf. Es schien, als würde er den Worten seines neuen Herrchens ganz einfach keine Bedeutung beimessen. Er drückte nur die Augen zu, döste und genoß zudem noch die vielen Streicheleinheiten, die es in diesem Haus von allen Bewohnern gab.
Dr. Hofmann erhob sich, schob die Hände in die Hosentaschen und trat an seinen reichhaltig gefüllten Bücherschrank. "Bis jetzt kann ich noch immer mit meiner Hände Arbeit für unser aller Auskommen sorgen", stellte er zornig fest und fühlte sich danach bedeutend wohler.
* * *
Der Tag des Abschieds rückte unaufhaltsam näher. Melanie Gruber hatte bereits einen Großteil ihrer Sachen als Frachtgut zum Bahnhof gebracht, denn die Wohnung in der Stadt, die von einer Kollegin beaufsichtigt wurde, war inzwischen bezugsfertig geworden. Seit einigen Tagen hatte Melanie nichts mehr von Werner Simons gehört. Ob er auch schon am Packen war? Am liebsten hätte sie ihn angerufen, nur um seine Stimme zu hören. Doch das wagte sie nicht.
Morgen nun war Abreisetag. Die
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