Denn Gruen Ist Der Tod
Wunden auf dem Bauch davon, wenn man sich verteidigt?«
Trevor zuckte mit den Schultern. »Sie könnten es auch mit einem Killer zu tun haben, der seine Unterschrift hinterlassen hat, mit jemandem, der sich bekennen will. Das wäre nicht das erste Mal. Solche Fälle scheint es in Amerika zuhauf zu geben.«
»Es ist aber nur ein Opfer mit dieser ›Unterschrift‹ gefunden worden.«
»Irgendwo muss er ja schließlich anfangen. Beunruhigend, nicht wahr?«
Sam nickte. »Ich dachte, es könnte von einer Art religiösem Ritus herrühren, warum sonst ein Kreuz und nicht irgendetwas anderes?«
»Was zum Beispiel?«
»Keine Ahnung, ich klammere mich nur an jeden Strohhalm, der sich bietet.«
Trevor sah sie einen Augenblick lang an. Wenn es etwas gab, auf das man sich bei Sam verlassen konnte, dann waren es ihr Urteilsvermögen und ihre Intuition.
»Kann ich mir die Leiche mal ansehen?«
»Wenn Sie meinen, dass es hilft!«
Die beiden verließen zusammen das Büro und fuhren in den Keller hinunter. Die Leiche war inzwischen auf einen der vielen Rollwagen gelegt worden. Fred wartete vor der Tür, während Doktor Clive Gilbert, der Zahnspezialist, den Schädel röntgte. Sam und Trevor gesellten sich zu ihm, bis Doktor Gilbert die Aufnahmen beendet hatte.
Röntgenaufnahmen wurden zwar nicht bei jeder Obduktion gemacht, aber mit ihrer Hilfe ließen sich detaillierte Informationen gewinnen, die durch keine andere Methode bereitgestellt werden konnten: Sie lieferten Auskünfte über den Zustand des Gebisses, die Anordnung der Nasen- und Stirnhöhlen und über den gesamten Knochenaufbau. Daher waren sie sehr nützlich, wenn es Schwierigkeiten bei der Identifizierung eines Toten gab. Das Röntgen war definitiv eine der genauesten und verlässlichsten Methoden der Identifizierung, aber ebenso wie Fingerabdrücke waren die Ergebnisse nur im Vergleich mit vor dem Tod gewonnenen Informationen wertvoll. In der letzten Zeit wurde mehr und mehr mit einer Weiterentwicklung der Röntgentechnologie gearbeitet, der Xeroradiographie. Bei diesem Verfahren konnte mit nur einer Bestrahlung ein Bild sowohl der weichen als auch der harten Strukturen im Körperinneren gewonnen werden, das auch nichtmetallene Fremdkörper wie Holz, Plastik und Glas sichtbar machte. Das zugrunde liegende Prinzip war recht einfach, nur war der technische Aufwand bislang recht groß gewesen. Erst nachdem es gelungen war, die Apparaturen erheblich zu verkleinern, konnte man sie in der forensischen Zahnmedizin einsetzen. Und auf diesem Gebiet waren sie schnell zu einer Art achtem Weltwunder geworden. Sam hatte sich sehr dafür engagiert, dass diese neue Technologie auch in die Pathologische Abteilung des Park Hospital Einzug hielt. Unter gewissen Umständen und um dem Zahnspezialisten die Arbeit zu erleichtern, hängte sie während der Obduktion manchmal den kompletten Unterkiefer aus und drehte ihn zur Seite. In diesem Fall hatte sie dazu jedoch keine Gelegenheit gehabt, aber Gilbert kam auch so zurecht.
Als er endlich fertig war, verließ er wortlos den Raum. Sam hielt ihn zwar für einen komischen Kauz, aber er war gut in seinem Fach und das war es, worauf es letztlich ankam. Fred fing an, die Geräte zu reinigen, während sich Sam und Trevor den Körper ansahen und die ungewöhnlichen Schnitte auf der Bauchdecke untersuchten.
»Sehr eigentümlich, es ist mit Sicherheit ein Kreuz und es sind gezielte Schnitte, jeweils in einem Zug durchgeführt. Ich verstehe jetzt, warum Sie einen okkulten Hintergrund vermuten.« Trevor ging ans Kopfende des Tisches, um den Körper aus einer anderen Perspektive zu betrachten. »Andererseits könnte er auch gefoltert worden sein oder der Mord sollte eine Warnung für andere darstellen. Ich habe gehört, Straßenbanden und Drogendealer tun so etwas.«
»Mag sein. Aber das hier deutet meiner Ansicht nach auf etwas viel Mysteriöseres hin. Auf dem Kopf stehende Kreuze, Friedhöfe um Mitternacht …«
»Wie ich schon sagte, auf mich wirkt es ziemlich verrückt. Haben Sie schon mit Farmer darüber gesprochen?«
»Es steht in meinem Bericht, aber der liebe Gott allein weiß, was sie daraus macht. Was soll ich ihr denn sagen? – ›Ach übrigens, Superintendent, ich glaube, er könnte von einer Hexe umgebracht worden sein.‹ – Ich glaube nicht, dass sie davon begeistert wäre.«
»Ja, ich verstehe Ihr Problem.« Trevor hüllte sich in nachdenkliches Schweigen. »Es könnte irgendein religiöser Spinner gewesen sein, davon
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