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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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mal in Richmond?«, fragte Eliza jetzt Vonnie. Die Stadt, die vor ihnen auftauchte, kam ihr vage bekannt vor.
    »Ich glaube nicht. Bei meinen College-Touren sind wir einmal hier durchgekommen, als ich mir die Duke ansehen wollte.«
    »Die Touren hatte ich ganz vergessen, stimmt, wir sind immer mit der ganzen Familie gefahren.«
    »Weil unsere Eltern beide mitkommen wollten, und sie konnten dich nicht allein zu Hause lassen.«
    »Echt? Das wusste ich gar nicht mehr. Ich dachte, du wolltest, dass sie beide mitkommen, weil du beide Meinungen hören wolltest.«
    Vonnie lachte. »Klingt das etwa nach mir? Ich wollte diese College-Fahrten überhaupt nicht. Für mich war eindeutig die Northwestern das Richtige, aber sie haben gesagt, ich müsse mich bei mindestens fünf Unis bewerben und alle besuchen. Als ich die anderen vier ausgesucht habe, wusste ich schon, dass sie mir nicht so gut gefallen – UNC , Duke, Bennington und NYU . Eine große staatliche Uni, eine ziemlich eigene Eliteuni, eine private auf der gleichen Stufe wie die Northwestern und eine Uni in der Großstadt. Das hat ausgesehen, als wäre ich offen für alles. Aber ich wollte gute Fachbereiche für Journalistik und Theater, und die Northwestern hatte als einzige Uni beides.«
    »Also hast du die ganze Scharade durchgezogen und sie durch die Gegend kutschieren lassen, obwohl du dich längst entschieden hattest?« Sie konnte sich problemlos vorstellen, dass Iso ähnliche Spielchen trieb.
    »Warum nicht?«
    »Wäre es nicht einfacher gewesen, ihnen die Sache zu erklären?«
    »Nein, erst für dich wäre das einfacher gewesen. Ich musste die beiden erst mal weichkochen, Elizabeth.« Wenn sie über ihre Kindheit sprachen, benutzte Vonnie oft den alten Namen. »Die ganzen Rechte, die für dich selbstverständlich waren, habe ich dir erarbeitet. Dir haben sie bestimmt nicht vorgeschrieben, dich bei mindestens fünf Unis zu bewerben und alle zu besuchen.«
    »Nein, aber ich hatte auch weder deine Noten noch deine Möglichkeiten. Ich brauchte eine zweite Uni, falls es mit der ersten nicht geklappt hätte. Sogar eine dritte. Ich weiß immer noch nicht, wie ich es an die Wesleyan geschafft habe.«
    Vonnie gab eine Mischung aus Lachen und Husten von sich.
    »Was denn?«
    »Ach bitte, Eliza. So naiv kannst du doch nicht sein.«
    »Wovon redest du?«
    »Von deinem Aufsatz. Ich habe dir geholfen, ihn aufzupeppen, weißt du noch? Du hast ihnen doch praktisch erzählt, was dir passiert ist.«
    »Das stimmt gar nicht.«
    »Doch, das stimmt.«
    »Ich habe über Anne Frank geschrieben.«
    »Und über deine persönliche Beziehung zu ihr. Schon subtil, vor allem nachdem ich dir beim Überarbeiten geholfen habe, aber der Zulassungsstelle war mit Sicherheit klar, dass du Gefangenschaft aus eigener Erfahrung kennst. Dass dir ein brutales Verbrechen angetan wurde und du auf die harte Tour gelernt hast, dass Menschen nicht von Grund auf gut sind.«
    »Das stimmt einfach nicht.«
    Vonnie zuckte mit den Schultern und spielte am Radio herum. Wahrscheinlich suchte sie den örtlichen NPR -Schwestersender oder, Gott bewahre, C-Span. Die »Fragestunde« mit dem Premierminister gehörte zu den Höhepunkten von Vonnies Woche, allerdings wusste Eliza, dass sie normalerweise sonntags gesendet wurde. »Das soll keine Kritik sein«, sagte Vonnie. »Du hast schließlich das Recht, deine Erfahrungen einzusetzen.«
    »Das habe ich noch nie getan.«
    »Musstest du eigentlich auch nicht. Sie sind immer da, wie … wie … ein riesiger Hund, der neben dir sitzt. Ein großer schwarzer Hund, der nie bellt oder knurrt oder die Zähne fletscht, aber so groß ist, dass sich niemand herantraut. Du wirst praktisch seit zwanzig Jahren von Kritik verschont. Du bist unantastbar. So wie Beth in Betty und ihre Schwestern , um ein Beispiel aus deiner Welt zu nehmen. So brav und lieb und mit diesem schrecklichen Schicksal im Nacken.«
    »Von wem verschont? Außer dir wissen nur unsere Eltern und Peter von meiner Vergangenheit. Unsere Großeltern noch, aber die sind tot. Niemand sonst sieht diesen schwarzen Hund. Wenn du über deine Gefühle reden willst, dann los. Aber häng das nicht mir an.«
    »Na schön, in Ordnung. Dann rede ich über meine Gefühle.« Vonnie zögerte. Sie würde etwas Schwieriges sagen, merkte Eliza, etwas, das sich nie mehr zurücknehmen ließ. »Seit dem Tag, an dem du entführt wurdest, habe ich das Gefühl, dass sich unsere Eltern nicht mehr wie früher für mich und meine Leistungen

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