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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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was wir bekommen. Mischen Sie sich bitte nicht ein.«
    »Ich versichere Ihnen …«
    »Das zählt für mich nicht viel. Tut mir leid, wenn das unhöflich klingt, aber so ist es nun einmal. Sie waren nie ganz ehrlich, was die Geschehnisse von damals angeht, wurden deshalb nie wirklich zur Rede gestellt. Das habe ich hiermit nachgeholt.«
    »Und geht es Ihnen jetzt besser?«
    Darüber musste Trudy Tackett nachdenken. »Nein. Es wird mir wohl niemals besser gehen.«
    Im Bett neben Peter, der eingeschlafen war, während er ihr noch die Schultern massierte und das Haar streichelte, überlegte Eliza, ob Mrs. Tackett – sie könnte sie nie Trudy nennen, war aber auch gar nicht dazu aufgefordert worden – das Gespräch in ihrem eigenen Bett wohl ebenfalls noch einmal durchspielte. War Dr. Tackett bei ihr? Lebte er noch? Ja, sie hatte über ihn in der Gegenwart gesprochen. Wusste er, was seine Frau heute und auch schon früher getrieben hatte? Sie war mindestens ein Mal bei Elizas Haus gewesen und hatte den Zettel eingeworfen, den Eliza dummerweise ignoriert hatte. Und die Anrufe zur Unzeit auf Walters Telefon stammten wahrscheinlich auch von ihr.
    Allerdings hatte Mrs. Tackett nicht unrecht. Eliza hatte noch nie alles erzählt. Über den Vorfall bei McDonald’s hatte sie vor Gericht aussagen müssen, weil der Staatsanwalt der Ansicht war, er könnte ihnen deutlich mehr schaden, wenn die Verteidigung ihn einbrachte. Dabei hatte Walters überforderter Anwalt gar nicht gewusst, was er mit dieser Information anstellen sollte. Er versuchte einfach, Elizabeth so schnell wie möglich aus dem Zeugenstand zu bekommen. Aber nach der Reaktion des Staatsanwalts, von dem kurzen Entsetzen ihrer Eltern ganz zu schweigen, sagte Elizabeth tatsächlich nicht mehr die ganze Wahrheit über ihre letzten achtundvierzig Stunden mit Walter. Sie log nicht. Sie wusste selbst, dass sie das nicht gut konnte. Aber genau wie die Tochter, die sie einmal bekommen sollte, konnte sie hervorragend Geheimnisse hüten, deshalb wählte sie diesen Weg. Manche Dinge würden ungesagt bleiben. So sollte sie nie wieder jemand ansehen.
    Nach dem Abendessen, das Elizabeth bei McDonald’s besorgt hatte, waren sie eine Serpentinenstraße in den Bergen hinaufgefahren, die in der Nähe des Nationalparks lag, aber nicht dazugehörte. Walter hatte den Eintritt zum Park nicht bezahlen und vor allem dem Ranger am Tor aus dem Weg gehen wollen. Es war dunkel, sie mussten langsam fahren. Im Scheinwerferlicht tauchten Rehe auf, die Elizabeth bösartig vorkamen. Holly weinte ununterbrochen. Eliza hätte sie gern getröstet, aber sie wusste nicht, wie. Einmal wollte sie ihr die Schulter tätscheln, aber Holly zuckte zurück, als wollte Eliza ihr etwas antun.
    Als sie einen Platz für ein Lager gefunden hatten, stellte Walter das Zelt auf, das er bei einem Sunnys Surplus gekauft hatte, zog den Reißverschluss eines Schlafsacks auf und sagte den Mädchen, sie sollten sich darauflegen. Es war kalt, aber Eliza war klar, dass Holly vor jeder Berührung von ihr zurückschreckte. »Ich würde euch ja beide Schlafsäcke geben«, sagte Walter, »aber ich brauche was Weiches für die Ladefläche, wenn ich da schlafe, damit ihr ungestört seid.« Geschockt von der Kälte, rollte sich Eliza zusammen. Wie lange würden sie noch draußen übernachten können? Das Zelt war eine von Walters tollen Ideen. Es hatte viel gekostet, aber er meinte, den Preis hätten sie bald wieder heraus. Aber das hatten sie nicht, bei Weitem nicht. Beim Kauf war ihm nicht klar gewesen, dass die meisten Campingplätze, zumindest die mit Duschen und Toiletten, ebenfalls etwas kosteten. Er hatte schon seit Tagen keine Arbeit gefunden. Hollys Geld war der erste anständige Betrag seit Langem. Sie überlegte, wie viel es wohl war, ob sie in der nächsten Nacht in ein Motel gehen konnten …
    »Elizabeth?« Walter hatte das Zelt betreten und stand neben ihnen.
    »Ja?«
    »Setz dich für eine Weile in den Wagen. Ich möchte mich mit unserer neuen Freundin unterhalten.«
    Das tat sie. Sie tat immer, was Walter ihr befahl. Sie ging hinaus und setzte sich in den Pick-up. Nicht auf die Ladefläche, was Walter wohl gemeint hatte, sondern in die Fahrerkabine, auf ihren üblichen Platz, die Fenster fest hochgekurbelt. Trotzdem hörte sie, was folgte: Schreie, Schluchzen, ein grauenhaftes Brüllen wie von einem Löwen, dann blitzte etwas Helles, Weißes auf, wohl Hollys weißblondes Haar, als sie weglief, Walter dicht auf den

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