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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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Pizza. Eine Zeit lang hatten wir warme Brezeln, aber die wollte keiner, und …«
    Vielleicht konnten sie dann zu diesem Imbiss fahren, den er kannte, unten am Fluss? Da stand eine Blechbude, beinahe wie ein altmodischer Wohnwagen, und dort gab es großartige Steaksandwiches. Einen solchen Imbiss gab es nicht, schon gar nicht in der Nähe, aber in der Werkstatt hatte Walter einen eleganten Kunden von den Steaksandwiches erzählen hören, die er als junger Mann gegessen hatte, damals in Wisconsin.
    Walter verirrte sich auf der Suche nach dem Steakladen, den es nicht gab, fuhr immer weiter und merkte schließlich, dass sie einen State Park erreicht hatten. Er unterhielt sich mit ihr und fragte noch einmal, ob sie einen Freund habe. Sie wollte nicht recht mit der Sprache heraus, verneinte aber schließlich. Gut. Er wollte kein Mädchen, das seinen Freund betrügen würde. Sie wurde nervös, ihr Blick huschte hin und her, aber er versprach ihr, dass sie pünktlich zur Arbeit kommen würde. Er sagte ihr, es würde ihn aber wundern, dass ein so hübsches Mädchen keinen Freund hätte. Das hörte sie gerne, er konnte es ihr ansehen, trotzdem drückte sie sich leicht gegen die Tür. Die Straße endete, er hielt an und behauptete, er habe sich geirrt, der Steakladen stünde auf der anderen Seite des Bachs, aber sie könnten ihn überqueren und wären in fünf Minuten bei dem Imbiss, wenn sie nur seine Hand nähme. Als sie das tat, kitzelte er mit dem Mittelfinger ihre Handfläche; den Trick hatte Earl ihm verraten, bevor er zu den Marines abgehauen war. Es war ein Zeichen, und wenn das Mädchen einen mochte, kitzelte es zurück. Es genügte schon, wenn sie die Hand nicht wegriss, beschloss er, allein das bewies, dass sie mitmachen wollte.
    Er wollte sich Zeit lassen, aber sie redete ständig über die Arbeit, machte sich Sorgen, sie würde zu spät kommen, und dann fing sie an zu weinen. Als er sie küsste, weinte sie noch mehr, dabei war er ziemlich sicher, dass er gut küsste. Sie weinte so heftig, dass ihr ekliger Schnodder aus der Nase lief, und er hörte auf, sie zu küssen.
    »Dann willst du wohl nicht meine Freundin sein«, stellte er fest. Sie weinte immer noch. Warum waren Mädchen nur so widerspenstig? Sicher, er wohnte ziemlich weit weg. Sie würden sich nur an seinen freien Tagen sehen können. Trotzdem sollte sich dieses Mädchen, das sonst niemand wollte, doch geschmeichelt fühlen, dass ein Mann, ein gut aussehender Mann, es begehrte. Ein Mann, bei dem sie es gut haben könnte, wenn sie es nur zuließ.
    »Erzählst du jemandem davon?«, fragte er.
    Sie sagte, das würde sie nicht tun, und er hätte ihr gerne gelaubt. Aber das konnte er nicht. Also tat er, was nötig war. Er stampfte gerade die Erde in dem aufgefüllten Loch fest, das er gegraben hatte, als er das andere Mädchen entdeckte. Wie viel hatte sie gesehen? Nichts, alles? Er dachte schnell nach und erklärte ihr dann, wie sie den Bach durchqueren konnte. Als er ihr die Hände entgegenstreckte, zögerte sie nicht. Ihre Hände fühlten sich kühl und glatt auf seiner Haut an, auf der nach dem Graben neue Schwielen brannten. Wenn jemand Grund gehabt hätte loszulassen, dann er. Es tat weh, sie festzuhalten. Er musterte ihr Gesicht. Würden Frauen doch nur nicht so viel lügen, dann hätte er sie fragen können, ob sie etwas gesehen hatte, ohne sich zu verraten. Es war wie in diesem alten Rätsel mit den beiden Indianern auf einer Insel, von denen einer immer log und der andere immer die Wahrheit sagte, man aber mit einer bestimmten Frage trotzdem seine Antwort bekam. Er konnte sich nur nie erinnern, wie die Frage lautete. Was sollte er sie fragen? Aber er hatte ohnehin zu lange gebraucht, sie zu fest gepackt und sich damit verraten.
    »Du bleibst jetzt bei mir«, sagte er, als er sie auf dem Sitz neben sich anschnallte und ihr die Hände mit einem Seil von der Ladefläche fesselte.
    Erst dann fragte er: »Wie heißt du?«

Kapitel 9
    Sie beschloss, Walter einen Brief zu schreiben, mehr nicht. So beschrieb sie ihre Entscheidung, als sie Peter und ihren Eltern davon erzählte. »Ich schreibe ihm einen Brief«, sagte sie, »mehr nicht.« Ein Brief wäre privat und endgültig. (Allerdings ging sie davon aus, dass seine Post von Gefängnisangestellten gelesen würde. Und sie machte sich immer noch Sorgen wegen seiner Vertrauten, wegen der Frau, die den Brief für ihn geschrieben hatte, auch wenn Eliza ihm nicht über die Postfachadresse in Baltimore antworten

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